Dämon aus dem All
sagten die Hunde von Yurunna, das Donnern des Rammbocks in den Ohren: Wesen kommen, oben auf der Mauer. Und Männer. Und Hunde.
Hunde?
Ja.
Der Herr des Zwingers streichelte die rauhen Köpfe. Gut, sagte er, das ist gut.
Er ließ die Stabträger wissen, daß sich Eindringlinge auf der Mauer befanden. Er gab seinen zwei Gehilfen und den beiden Lehrlingen Befehle. Auch sie waren Stabträger, allerdings niedrigen Ranges, und deshalb wie er vor den Nordhunden sicher. Sie alle waren müde, und die Jungen waren voller Angst.
Er rief keine Yur. Die treulosen Hunde würden sie töten, bevor sie noch Pfeile abschießen oder Speere schleudern konnten.
Er sprach mit seiner Lieblingshündin, die alt und erfahren war. Hunde, Mika.
Mika knurrte wild und führte das Rudel.
Oben auf der Mauer sagte Gerd plötzlich: N’Chaka, sie kommen und wollen töten.
16.
Stark konnte von der Mauer aus schon die Zinnen des nördlichen Torturms sehen. Die Vermummten folgten ihm in großer Zahl. Immer mehr gelangten auf die Mauer, wobei ihnen die starken Arme der Tarf halfen. Sie konnten aber wieder zurückgeworfen werden, wenn die Hunde von Yurunna Tod und Schrecken brachten.
Stark verließ die Mauer über eine Steintreppe und lief unten eine Straße entlang. Klatlekt folgte ihm mit seinen zwanzig Tarf. Die Hunde winselten.
Herr des Zwingers, sagte Gerd. Wütend.
Wird uns mit seinem großen Schwert töten, sagte Grith, wird N’Chaka töten.
N’Chaka nicht, antwortete Stark. Bleibt hier, wenn ihr den Herrn des Zwingers fürchtet. N’Chaka wird für euch kämpfen.
N’Chaka begriff, daß er auf jeden Fall kämpfen mußte. Deshalb hatte er die Tarf mitgenommen. Er spürte jedoch, daß er für diese schrecklichen Tiere verantwortlich war, die seine Verbündeten geworden waren. Sie waren ihm gefolgt, hatten ihm gedient, gehörten ihm. Er war verpflichtet, für sie zu kämpfen.
Den Tarf sagte er: »Verletzt mir meine Hunde nicht.«
Er lief die schmale Straße weiter. Die Hunde von Yurunna zu finden, war kein Problem. Sie würden ihn finden. Er wollte, daß der Abstand zu den Vermummten dabei so groß wie möglich war.
Gerd heulte, bellte dann los, und die anderen Hunde fielen in das Bellen ein. Die Hunde von Yurunna hörten es. Die Jungen winselten gleichzeitig vor Angst und Aufregung. Fremde waren in ihr Revier eingedrungen, folgten einem Führer, der weder Hund noch Stabträger war.
Die mächtigen Steinhäuser dieser Gegend hatten dem Wind trotzen können, und die Straßen waren kaum durch Schutt versperrt. Beide Gruppen bewegten sich rasch, geführt von den Hunden, die einem Treffen entgegenfieberten.
Der Herr des Zwingers sagte etwas. Gehilfen und Lehrlinge brachten die Hunde zum Stehen. Vor ihnen lag ein kleiner Platz, auf den vier Gassen mündeten. Die Gruppe wartete.
In der einen Gasse, die zur Mauer führte, sagte Gerd: Dort! Dann rannte er auf den Platz hinaus. Neun Hunde rannten mit gesenkten Köpfen ins Freie. N’Chaka hätte sie gern zurückgehalten, aber er mußte seinen eigenen Kampf bestehen.
Die Hunde von Yurunna schickten nicht sofort Angst gegen die feindlichen Hunde aus. Der Herr des Zwingers hatte ihnen befohlen, die ganze Angst auf den fremden Führer zu werfen.
N’Chaka mühte sich, stehenzubleiben, weiterzuatmen, weiterzuleben.
»Laßt sie los«, sagte der Herr des Zwingers, und die Hunde von Yurunna waren frei.
Vierundzwanzig gegen neun, auf einem kleinen Platz. Sie trieben die neun in die Mündung der Gasse zurück, aus der sie gekommen waren. Vierundzwanzig und neun ein einziges Knäuel, in dem die Tarf Feind nicht von Freund unterscheiden konnten.
Der Herr des Zwingers folgte ihnen mit erhobenem Schwert, und er kannte seine Hunde ganz genau.
Drei Hunde von Yurunna lösten sich aus dem Knäuel und drangen in die Gasse ein, allen voran die alte Hündin Mika. Dort standen die Tarf, eingekeilt zwischen engen Mauern, an ihrer Spitze Klatlekt, neben sich Stark. Der Tarf wehrte den Angriff mit seinem Schwert ab, während Stark nach Atem rang und wie blind vor sich hin starrte, die Stirn mit eiskaltem Schweiß bedeckt.
Die Hunde griffen wieder an. Zwei stürzten sich auf Klatlekt, um ihn abzulenken, und die Hündin ging direkt auf Starks Hals los.
N’Chaka sah den Tod kommen, roch den Tod, hörte ihn. Draußen auf dem Platz sauste das Schwert des Herrn des Zwingers auf und nieder. Ein letzter, blinder Reflex ließ Stark das Schwert herausreißen.
Der Herr des Zwingers! Töte ihn, Gerd!
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