Daemon von Karanda
bereits bekanntgeben sollten«, mahnte er. »Nennen wir es für den Augenblick eine leichte Unpäßlichkeit, bis wir etwas beschließen können. Ich lasse eine Bahre bringen.«
Der Raum, in den der bewußtlose Zakath getragen wurde, war sparta-nisch. Das Bett des Kaisers war nicht mehr als eine schmale Pritsche und das einzige andere Mobiliar ein einfacher Stuhl und eine niedrige Kom-mode. Die Wände waren weiß getüncht und kahl, und in einem Kohlebecken glühte ein Feuer. Sadi kehrte in ihre Gemächer zurück und kam mit dem roten Lederkästchen wieder und dem Leinenbeutel, in dem Polgara ihre Kräuter und anderen Heilmittel aufbewahrte. Die beiden be-sprachen sich leise, während Garion und Brador die Bahrenträger und neugierigen Soldaten aus der Kammer wies. Dann brauten sie einen dampfenden, würzigen Trank. Sadi hob Zakaths Kopf und hielt ihn, während Polgara die Medizin in den schlaffen Mund löffelte.
Die Tür öffnete sich leise und die grüngewandete dalasische Heilerin trat ein. »Ich habe es gerade gehört«, sagte sie. »Ist der Kaiser sehr krank?«
Polgara blickte sie ernst an. »Schließt die Tür, Andel«, sagte sie ge-dämpft.
Die Heilerin blickte sie erschrocken an. »Ist es so schlimm, meine Lady?«
fragte sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
Polgara nickte. »Er wurde vergiftet«, erklärte sie. »Aber wir möchten nicht, daß es schon bekannt wird.«
Andel holte erschrocken Luft. »Wie kann ich helfen?« fragte sie und trat rasch ans Bett.
»Ich fürchte, gar nicht«, antwortete Sadi.
»Habt Ihr ihm das Gegenmittel bereits gegeben?«
»Es existiert keines.«
»Aber – es muß! Lady Polgara…«
Polgara schüttelte traurig den Kopf.
»Dann habe ich versagt!« Tränen klangen aus der Stimme der Vermummten. Sie wandte dem Bett mit gesenktem Kopf den Rücken zu, und Garion hörte ein schwaches Murmeln, das irgendwie aus der Luft über ihr zu kommen schien – ein Murmeln, das seltsamerweise nicht das einer einzelnen Stimme war. Nach einer längeren Stille bildete sich ein Flimmern am Fuß des Bettes. Als es aufhörte, stand Cyradis mit der Binde vor den Augen da und streckte eine Hand aus. »Das darf nicht sein!« sagte sie mit ihrer klaren, eindringlichen Stimme. »Benutzt Eure Gabe, Lady Polgara. Heilt ihn. Wenn er stirbt, wäre all unsere Arbeit vergebens. Setzt Eure Kräfte ein!«
»Es nutzt nichts, Cyradis«, entgegnete Polgara und stellte die Tasse ab.
»Wenn nur das Blut vergiftet ist, gelingt es mir gewöhnlich, es zu reinigen, und Sadi hat ein ganzes Kästchen voll Gegengifte. Dieses Gift jedoch dringt in jede Zelle des Körpers. Es zerstört Kochen und Organe ebenso wie das Blut, und es gibt keine Möglichkeit, es herauszuwaschen.«
Die schimmernde Gestalt am Fußende des Bettes rang verzweifelt die Hände. »Das darf nicht sein«, wimmerte Cyradis. »Habt Ihr denn das Universalmittel schon versucht?«
Polgara blickte rasch auf. »Universalmittel? Ich kenne keines.«
»Aber es gibt eines, Lady Polgara. Ich kenne seine Herkunft nicht und auch nicht seine Zusammensetzung, aber ich habe seine sanfte Kraft seit einigen Jahren mehrmals unterwegs gespürt.«
Polgara blickte Andel an, doch die Heilerin schüttelte hilflos den Kopf.
»Ich kenne kein solches Mittel, meine Lady.«
»Denkt gut nach, Cyradis«, drängte Polgara. »Sagt uns alles, was Ihr darüber wißt, vielleicht gibt es uns einen Hinweis.«
Die Seherin mit den verbundenen Augen drückte die Fingerspitzen einer Hand an die Schläfe. »Es existiert noch nicht sehr lange«, murmelte sie, wie zu sich selbst. »Vor weniger als zwanzig Jahren entstand es – eine seltsame Blume, glaube ich.«
»Dann ist es hoffnungslos«, warf Sadi ein. »Es gibt Millionen Arten von Blumen.« Er erhob sich und ging zu Belgarath. »Ich glaube, wir sollten hier lieber verschwinden – möglichst sofort«, murmelte er. »Bei der ersten Andeutung von Gift halten die Leute Ausschau nach dem nächsten Nyissaner – und seinen Gefährten. Ich fürchte, wir befinden uns bereits in größter Gefahr.«
»Könnt Ihr Euch nicht an noch irgendwas erinnern, Cyradis? Und wenn es Euch noch so unwesentlich erscheint.«
Die Seherin dachte sichtlich angestrengt nach. Ihr Gesicht spannte sich, während sie tiefer in ihrem Gedächtnis forschte. Schließlich ließ sie die Schultern hängen. »Nichts«, murmelte sie. »Nur das Gesicht einer Frau.«
»Beschreibt es!«
»Sie ist groß, ihr Haar sehr dunkel, aber ihre Haut wie Marmor. Ihr
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