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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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haben«, sagte Ugriumov schließlich.
    Jefferson drehte sich langsam zu ihm um, sagte jedoch kein Wort.
    »Wie es scheint, machten sich die Kreuzritter auf den Weg zurück in die Heimat, als irgendetwas mit ihnen geschah.«
    »Und was?«
    »Sie wurden wahnsinnig. Sie gingen mit den Schwertern aufeinander los und brachten sich gegenseitig um. Sie hackten sich in Stücke und fraßen ihre Toten. Nur ein einziger Mann überlebte den Wahnsinn, um die Geschichte zu überliefern, als er aus der Wildnis zurückkehrte.«
    »Mein Gott!«, flüsterte McKenna. »Warum?«
    Ugriumov zuckte die Schultern. »Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit. Doch man glaubt, dass sie während der Reise zu der Höhle zu lange unter dem Einfluss der dämonischen Reliquie gestanden haben. Sie waren nicht mehr die gleichen Männer, die von Qumran aufgebrochen waren. Sie waren selbst zu Mördern und Meuchlern geworden, angetrieben von der Lust am Töten und so besessen, dass sie sich in Raserei gegeneinander wandten und sich gegenseitig erschlugen.«
    Ugriumov sah Jefferson bedeutungsvoll an. »Das geschah mit jenen, die diese Macht des Bösen gesucht haben. Sind Sie ganz sicher, dass Sie weitersuchen möchten?«
    »Ich habe keine andere Wahl.«
    Ugriumov blickte ihm lange in die Augen, und unvermittelt schien der kleine Mann das größte Wesen im gesamten Raum zu sein. Die Glühlampen an der Decke knackten und knisterten in statischer Elektrizität.
    »Nun, mein fahrender Ritter …« Ugriumov grinste schwach. »Dann ist es an der Zeit, dass ich Ihnen das Manuskript zeige, das ich vorhin erwähnt habe. Außerdem habe ich noch etwas für Sie.«
    Sie folgten Ugriumov tiefer in die Katakomben, an weiteren dunklen Gängen vorbei, in denen sich noch dunklere Alkoven befanden. Die gemauerten Wände wichen nacktem, nassem Fels, der im Lichtschein der Glühlampen feucht schimmerte. Hier gab es keine willkürlich verteilten Ausstellungsstücke mehr, und die Alkoven in den Wänden waren leer mit Ausnahme gelegentlicher Sarkophage oder Knochen in verwitternden Hüllen aus Stoff, die Jefferson in der Dunkelheit erspähte. Sie bogen vom Hauptgang ab und begaben sich tiefer in das Labyrinth aus unterirdischen Grabkammern. Nach Jeffersons Empfinden hatten sie längst das Gebiet des Museums verlassen und wanderten vielleicht fünfzig Meter tief unter den Straßen von St. Petersburg dahin.
    »Das hier ist der älteste Teil der Katakomben«, erklärte Ugriumov. »Er stammt aus dem zwölften Jahrhundert. Die Zeit wird hier in Jahrhunderten gemessen, nicht in Jahren.«
    Er führte sie immer tiefer ins Labyrinth hinein. Vor ihnen erstreckte sich ein dunkler Gang, der Jefferson auf seltsame Weise an das Massaker im Loch des Blade-Gefängnisses erinnerte.
    Weiter und weiter gingen sie, und ihre Taschenlampen warfen kleine runde Lichtkegel auf die Wände und den Boden vor ihnen. Der Untergrund bestand aus glattem Stein, die Wände waren rau und unbehauen; offensichtlich hatten die Erbauer Probleme mit der Bearbeitung des nackten Felsens gehabt.
    Das dumpfe Pochen in Jeffersons Kopf hatte sich verlangsamt. Er versuchte zu verdrängen, was er beim ersten Anblick des Skeletts empfunden hatte.
    Plötzlich blieb Ugriumov vor ihm stehen und leuchtete mit der Taschenlampe nach unten.
    Er stand vor einem großen Sarkophag, der mitten auf dem Boden ruhte.
    »Was ist das?«, fragte Jefferson.
    »Das ist der Sarg von Sir Gerard de Ridefort. Ein Kreuzritter.«
    Der Deckel war ein wenig zur Seite geschoben und mit einem in den Stein gemeißelten Kreuz verziert. Alles war von einer dünnen Staubschicht und Spinnweben bedeckt. Jefferson hielt den Atem an, während er auf eine Reaktion ähnlich der beim dämonischen Skelett wartete, doch diesmal blieb sein Geist klar. Er spürte nichts in Gegenwart dieses Sarkophags, keinen Geschmack von Verwesung und Tod, wie er vorhin seinen Mund gefüllt hatte. Selbst das dumpfe Pochen in seinem Kopf war völlig verebbt.
    »›Gütiger Gott, unser Krieg ist vorüber. Wir sind alle tot – und das Königreich ist am Ende‹«, zitierte Ugriumov leise die Inschrift unter dem Schwert. »Die Worte des Grafen von Tripolis nach der Schlacht von Hattin im Jahre 1187.«
    »Wer war dieser Mann?«, fragte McKenna und nickte in Richtung des Sarkophags.
    »Er war ein Templer, ein Kriegermönch, der einzige Überlebende der Schlacht von Hattin.«
    Der Sarkophag lag vor ihnen. Der Deckel war ein wenig zur Seite verrutscht, und ein kleiner Spalt befand sich zwischen

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