DÄMONENHASS
... ich bin am Ende.« Er ließ den Kopf hängen und erschlaffte an den Nägeln.
Lardis nickte grimmig. »Du bist also am Ende, ja?«, wiederholte er die Worte seines Gegenüber. »Na klar, und ich bin der Dorftrottel, der von einem Rebhuhn mit ›gebrochenem‹ Flügel von einem Nest voller Eier fortgelockt wird!«
Vratza erwiderte nichts, sondern blieb einfach hängen, auch als Kirk Lisescu den Spaten wieder aufnahm.
Lardis wartete eine Weile und sagte dann: »Vratza, hör mir zu. Wir können nicht hierbleiben, sondern müssen weiterziehen
– wir alle, das gesamte Dorf. Und wir haben gewiss nicht vor, dich mitzunehmen. Du wirst also sterben, das will ich nicht verhehlen. Doch wie du stirbst, liegt bei dir. Du hast die Wahl!
Beantworte uns noch ein paar Fragen, und du stirbst schnell, ohne dass du etwas spürst. Du kannst aber auch bis zum Morgen dort hängen bleiben, wenn die Sonne aufgeht. Dann erleidest du den – für jemanden wie dich – schlimmstmöglichen Tod. Hör zu. Du hast recht, ich habe auch früher schon mit Vampiren zu tun gehabt. Ich habe gesehen und gehört, wie deinesgleichen im Sonnenlicht schmilzt. Erst wird die Haut schwarz und beginnt sich abzuschälen, schwarzer Rauch wallt auf, während dein Körperfett zerläuft, dann kommen die schrecklichen Schreie, wenn deine Gedärme platzen und dir die Augäpfel über die Wangen rollen. Nach ein oder zwei Stunden, höchstens drei, hängst du dort als schwarzes, teeriges Lumpending, aus dem die Knochen hervortreten und dessen schwarzer Schädel zu einem letzten Schrei erstarrt ist! Ist es das, was du willst, Vratza Wransknecht?«
Vratza zuckte etwas, gab jedoch keine Antwort.
»So sei es.« Lardis nickte. Dann erhob er die Stimme: »Männer, bindet diese Kreatur noch fester, mit gutem Silberdraht um Arme, Beine und Hals. Und hämmert ihm noch ein paar Nägel rein, damit seine Krämpfe ihn nicht losreißen, wenn die ersten Sonnenstrahlen ihn erfassen. Dann räumt das Dorf. Wir ziehen in einer Stunde ab.«
»Wartet!« Die roten Augen des Vampirs öffneten sich, während er sich erneut, aber nicht mehr so heftig, gegen die Nägel stemmte, die sein Fleisch durchdrangen. Dann ließ er sich keuchend und nun wirklich erschöpft hängen und warf Lardis böse Blicke zu, in denen jetzt jedoch Hilflosigkeit und Verzweiflung standen.
»Ich bin ohnehin so gut wie tot«, röchelte er. »Euer Silber kreist mir im Blut. Aber ... habe ich dein Wort? Wirst du rasch und sauber Schluss machen?«
Lardis nickte und knurrte: »Das ist mehr, als du je jemandem zugestanden hast.«
Vratza legte den Kopf zurück gegen das Kreuz, schloss die Augen, atmete tief ein und sagte: »Ein Bolzen wird nicht ausreichen. Lange, sehr lange, war ich Wrans Knecht. Ich bin dem Wamphyri-Zustand sehr nahe gekommen ...«
Lardis nickte und sagte leise: »Das habe ich bemerkt. Sei gewiss, dass wir das beachten werden.«
»Dann ... stelle deine verfluchten Fragen und mach der Sache ein Ende!«
Etwas seitlich hinter dem Kreuz, wo der gekreuzigte Vampir sie nicht sehen konnte, legten Andrei Romanis Brüder gespannte Armbrüste auf dem nunmehr leeren Tisch bereit, und Kirk Lisescu ließ den Doppellauf seiner Schrotflinte einrasten. Sie wollten nicht, dass Vratza ihre Vorbereitungen bemerkte, falls er sein Schweigen doch noch bis zum Ende wahren sollte. Seltsamerweise empfanden sie keinen Hass mehr gegen ihn, nur noch stille Entschlossenheit; denn dieser Vampir war am Ende.
Lardis sagte: »Du hast uns von der Lady Wratha berichtet, die die sechs Wamphyri anführt. Und von deinem Herrn, Wran dem Rasenden. Jetzt erzähle uns auch den Rest. Wer sind sie, und woran können wir sie erkennen?«
Vratza hob den Kopf und starrte über das verwüstete, rauchende Siedeldorf. Er schien zur Nacht zu sprechen:
»Gorvi der Gerissene ist einer von ihnen«, sagte er. »Wie sein Name schon sagt, ist er glattzüngig und schlüpfrig wie Öl. Dann ist da Spiro, Wrans Bruder, den man Todesblick nennt. Spiro und Wran – sie sind Zwillinge, und ihr Wamphyri-Vater hatte den bösen Blick. In seiner Jugend konnte er Menschen töten – Szgany töten und ihre Herzen zum Platzen bringen – indem er sie nur ansah! Das haben die Brüder auch schon versucht, allerdings bislang ohne nennenswerten Erfolg. Außerdem ist da Lord Vasagi, auch als Vasagi der Sauger bekannt. Ich werde nicht versuchen, ihn euch zu beschreiben, aber ... wenn ihr ihn seht, erkennt ihr ihn sofort. Zuletzt und nicht als Geringster ist da noch
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