Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
niedergelassen hatten, der zuvor von den Drachen angeflogen worden war. »Was dich von allen anderen unterscheidet, von Menschen geradeso wie Harshini.«
»Sprichst du von etwas anderem als der Tatsache, dass ich nicht euer verwünschtes Dämonenkind sein mag?«
Shananara seufzte. »Du bist, was du bist, R'shiel. Es zu leugnen ändert es nicht. Beizeiten wirst du dich in deine Bestimmung fügen, oder ...«
»Oder?«
»Oder du wirst niemals Zufriedenheit finden«, vollendete Shananara den Satz. »Nun lass uns ans Werk gehen. Deine Kräfte sind, wie erwähnt, einzigartiger Natur. Alle Harshini vermögen für ihre Zwecke die Macht der Götter zu nutzen. In deinem Fall ...«
»Macht diese Fähigkeit nicht auch euch zu Göttern?«
»Nein, es bedeutet, dass ... O weh, es wird eine Ewigkeit dauern, dich aufzuklären ... Du verstehst das Wesen der Götter nicht, oder? Mir ist, als hätte ich einen Baumstumpf das Philosophieren zu lehren.«
R'shiel schmunzelte über die Bitternis der Harshini. »Daraus leite ich den Rückschluss ab, dass ihr wohl oder übel auf mich verzichten müsst. Hab vielen Dank, Shananara, aber ich ...«
»Setz dich!« Shananaras Stimme traf R'shiel wie eine eisige Bö. Die Harshini mochten aller rohen Gewalt abgeneigt sein, doch ein gewisses Maß an geistigem Zwang erachteten sie anscheinend als zulässig. R'shiel gehorchte, weil jede Weigerung plötzlich außer Frage stand. »Du törichtes Kind, du ahnst ja gar nicht, welches Unheil du über dich bringen kannst, ganz zu schweigen von deinen Zeitgenossen. Durch die Macht der Götter stehen die Harshini miteinander in Verbindung, und jedes Mal, wenn du dich ohne Absicht dieser Macht bedienst, gehst du die Gefahr ein, Unsegen über dich und uns zu verhängen. Das letzte Mal, als du es getan hast, haben sogar die Götter gebebt.«
»Das letzte Mal?«, wiederholte R'shiel, die Shananaras Ungehaltenheit eingeschüchtert hatte.
»Du hast jemanden zu töten versucht, R'shiel. Nein, ärger noch, du wolltest ihm Leid zufügen. Du hattest den Vorsatz gefasst, ein anderes Lebewesen zu martern. Aus deiner menschlichen Sichtweise mag es gerechtfertigt gewirkt haben, aber deine Handlungen haben sich durch die Seele jedes mit der Göttermacht verbundenen Harshini und Dämons gesengt. So etwas darf nie wieder geschehen. Wenigstens nicht, wenn du am Leben bleiben möchtest.«
»Drohst du mir?«
»Natürlich nicht. Ich bin unfähig, an dergleichen nur zu denken. Andere hingegen sind sehr wohl dazu in der Lage. Die Dämonen unterliegen nicht dem gleichen Unvermögen zur Gewaltausübung wie wir, und ihr Bund mit den Harshini fordert ihnen ab, uns Schutz zu gewähren. Falls sie zu der Ansicht gelangen, dass du eine Gefahr für uns darstellst, werden sie keinen Aufwand scheuen, um dieser Gefährdung ein Ende zu bereiten. Verstehst du meine Worte?« R'shiel nickte bedächtig. Allmählich konnte sie sich ein genaueres Bild der Umstände machen, in die sie geraten war, und wurde von einer gewissen Furcht beschlichen. »Vorzüglich. Können wir nun zur Sache kommen?«
»Ja.« Zugeben mochte R'shiel es nicht, aber Shananara hatte ihr Angst eingeflößt.
»So gefällst du mir besser. Wir wollen den Vergleich aufgreifen, den ich schon einmal angestellt habe: die Pforte in deinem Geist. Du hast verstanden, was ich meine, nicht wahr?« R'shiel nickte. »Sobald man die Göttermacht nutzen will, öffnet man diese Pforte. Ein Harshini ... taucht gewissermaßen einen Krug in den Fluss und verwendet die geschöpfte Menge an magischer Kraft für die von ihm beabsichtigte Tat. Benötigt eine Aufgabe mehr magische Kraft, als er beherrschen kann, muss er sich an die Götter selbst wenden und ihre Hilfe erbitten.«
»Ist es ähnlich verlaufen, als ich den Stab zerschlagen habe?«
»Streng genommen nicht. Xaphistas Stab ist eher ein Magie-Verschlinger als eine regelrechte Waffe. Je mehr Magie dir verfügbar ist, umso schmerzhafter ist seine Berührung. Darum hat der Stab deine Haut verbrannt. Als du ihn zertrümmert hast, musstest du genügend magische Kraft heranziehen, um seiner Wirkung lange genug widerstehen zu können. Was du vollbracht hast, war keine geringe Tat. Der Stab ist nichts Lebendiges, doch er spürt es, wenn ihm Schaden droht.«
»Du sprichst, als gäbe es ihn noch.«
»Auf gewisse Weise trifft das zu«, bestätigte Shananara. »Gewiss ist nicht mehr der Stab vorhanden, den du zertrümmert hast. Aber jeder Xaphista-Priester hat einen solchen Stab, und jeder
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