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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schlimmer ist nur noch, die Mutter eines anderen Werwesens umzubringen. Es ist eins der wenigen Dinge bei ihnen, die als absolutes Tabu gelten.
    „Das tut mir leid.“ Ich verstummte. Kein Wunder, dass er schlecht drauf war.
    Und Boston und Louisiana lagen für einen durchschnittlichen Entarteten zu weit voneinander entfernt. Sie bleiben meistens in ihrem vertrauten Revier, womit sie auch leicht zu finden sind. Was ihr Verhalten angeht, sind bösartige Werwesen in der Regel vollkommen vorhersehbar, ganz ihrem gestörten Instinkt ausgeliefert. Einer, der unvorhersehbar handelte, war eine ganz, ganz üble Sache.
    Vielleicht war es doch kein Amok laufender Werfreak. Aber wenn Harp sich sicher war …
    Saul blickte auf, und ich hatte den Eindruck, in seinem finsteren Ausdruck Überraschung zu erkennen, dann kam Dominic mit Tellern, Essstäbchen und zwei großen Plastiktüten.
    Er hatte wohl einmal die ganze Speisekarte bestellt. „Zeit zu schlemmen, Jungs und Mädels. Kiss, du musst was essen. Du siehst aus, als wolltest du dich zu Tode hungern.“
    „Nenn mich nicht so.“ Ich rümpfte die Nase, als mir Chilipulver und Kokosmilch in die Nebenhöhlen stiegen und sich dort breitmachten. „Du hast mal wieder alles extrascharf bestellt, oder?“
    „Hau rein, Schätzchen.“ Dominic reichte mir einen Teller und zwei Stäbchen aus Holz. „Wir haben die Akten dabei, und du kannst genauso gut selber einen Blick reinwerfen. Schließlich kennst du dich in der Stadt besser aus als wir. Und wir müssen uns überall dort umsehen, wo ein Abtrünniger abtauchen könnte.“
    Ich bemerkte den Blick, den er Harp zuwarf, und war auf einmal sehr sicher, dass noch mehr hinter der Sache steckte. „Wenn es ein wild gewordener Wertyp ist, warum verhält er sich dann so undurchschaubar, und warum stinkt er nach Höllenbrut?“ Noch dazu nur manchmal, was mir schon genug Stoff für Albträume bietet.
    Und Gott weiß, dass heutzutage einiges dazugehört, mir böse Träume zu bescheren. Mir erscheint immer nur Michail.
    Was davon schlimmer ist, sei mal dahingestellt.
    „Wissen wir nicht.“ Harp wählte ihre Worte wieder mit Bedacht. „Wir haben gehofft, dass du vielleicht eine Idee hast. Die Zentrale hatte ohnehin vorgeschlagen, dich hinzuzuziehen, und als die Fährte hierherführte, dachten wir, wir könnten dich unterwegs aufgabeln.“
    Aha. So langsam passt eins zum anderen. Ich trommelte mit meinen Stäbchen gegen den Teller und grübelte nach. „Eigentlich willst du doch was anderes.“
    Stille, in der nur hin und wieder das Geklapper von Plastik zu hören war. Dominic ließ sich zwischen mir und Saul zu Boden plumpsen, und Harp rutschte von der Couch, um sich ebenfalls zu uns zu gesellen. Mit unmenschlicher Grazie schlug sie die Beine übereinander. Wärme erfüllte die Luft und berührte meine Wange – ihre Haut verströmte so viel Hitze wie Gehsteige an einem Sommertag.
    Scheiße. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre taub für das, was die Leute nicht aussprechen. Ich setzte meinen Teller ab und legte die Essstäbchen darüber. Mir wurde eiskalt. Sie wollen mit Perry reden. „Kommt nicht infrage, Harp. Er frisst euch bei lebendigem Leib.“
    „Wir wollen nur ein paar Fragen stellen.“ Sie sah mir in die Augen.
    „Zuerst das Abendessen“, sagte Dominic. „Esst auf, dann könnt ihr streiten. Komm schon, Kiss.“
    „Die Ausgeburten der Hölle können Werwesen nicht leiden. Und dieser ist etwas Besonderes, er ist keiner der 08/15-Freaks mit glasigen Augen.“ Ich wurde unruhig, stieß mit dem Knie gegen den Teller, dass die Stäbchen klapperten. „Sag mir einfach, was ihr wissen wollt, und ich werde ihn fragen. Ich muss sowieso zu ihm.“
    Und je mehr ich mit der Arbeit beschäftigt bin, desto länger kann ich es aufschieben, mein monatliches Soll zu leisten. Mir wurde schon wieder kalt, und auf meinem Rücken breitete sich eine Gänsehaut aus.
    „Diese Höllenbrut bereitet uns Kopfzerbrechen, Jill. Für das Einsatzkommando ist das die Gelegenheit herauszufinden, was in seinem kleinen Reich vor sich geht. Wir haben ein halbes Dutzend Fälle, in denen er seine Finger drinhaben könnte, aber niemand kommt nah genug an ihn heran, um auch nur ein Foto zu schießen.“
    „Ein Entarteter sollte leicht zu durchschauen sein“, brummte Dustcircle, als Dominic ihm eine Portion Phat-Thai-Nudeln auf den Teller türmte. „Irgendwas übersehen wir. Aber davon mal abgesehen sollten wir ihn zuerst einmal einfangen.“
    Langsam hatte

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