Dancing Jax - 01 - Auftakt
war froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, und erholte sich rasch.
»Wie Ameisen in einer Legostadt!« Vergnügt blickte er sich mit großen Augen um.
Ein Blitz zerriss die Dunkelheit und Donner grollte. Dann setzten die Sirenen ein – viele Sirenen. Es war die Hafenpolizei, die auf den Notfall vor dem Landguard Fort reagierte, ebenso wie die Feuerwehr- und Notarztwagen. Innerhalb von wenigen Augenblicken rasten sie alle in Richtung Landguard.
»Was geht da draußen vor?« Shiela stellte sich zu den anderen. »Sind das Schreie?«
Howie hielt sein Buch gegen die Brust gepresst. »Die Lämmer blöken«, murmelte er. »Sie alle sind verloren und verlassen und auf der Suche nach dem richtigen Weg. Diese Nacht will ich malen, ich will malen –«
Ein gewaltiger Blitz, der direkt über ihren Köpfen einzuschlagen schien, ließ alle nach oben blicken. Funken stoben aus den Laternenpfählen.
»Morgen werden sie sich wohl neue Kameras kaufen müssen«, sagte Jezza trocken. »Lasst uns tun, weswegen wir hergekommen sind.«
Miller, Dave und Charlie hievten das große Monstrum aus dem Lkw und setzten es auf dem Asphalt ab. Ein metallisches Dröhnen hallte durch die Containerschluchten.
Vorsichtig näherte sich Shiela dem Ungetüm. Es war ein unglaublich großer Stuhl aus Metall – nein, vielmehr ein Thron. Mit gebührendem Abstand wanderte sie um ihn herum. Irgendetwas daran schien abschreckend, beinahe böse, nicht nur weil er schwer und hässlich war oder viel zu groß für einen normal großen Menschen, um bequem darauf sitzen zu können. Er war handgefertigt und bestand aus einem reich verzierten Metallrahmen voll gewundener Blätter und ineinandergreifender Ornamente. Man hatte den Eindruck, dass mehr hinter diesem Gebilde steckte, als auf den ersten Blick auszumachen war, als hätte es noch einen anderen Zweck. Die beiden Armstützen waren zu einer Art Käfig geformt, ebenso wie die Sitzfläche und die hohe Rückenlehne.
»Scheußlich«, meinte Shiela.
Queenie hegte dagegen keinerlei Bedenken. Sie benutzte den merkwürdigen Stuhl bereits als Requisite, um die sie anzüglich herumtanzte. Manda hatte das Bier entdeckt und stürzte ihr erstes hinunter, während Tommo eine Plastiktüte schwang, aus der er ein Paket Burgerfleisch und Brötchen zauberte.
»Dann lasst uns mal loslegen! Party, Leute!«
»Sei nicht immer so ein Schwachkopf«, ermahnte Jezza ihn ernst. »Wirf diesen Müll weg und hol die Kohle.«
Über ihnen zuckten noch immer Blitze.
»So ein Gewitter hab ich im Leben noch nicht gesehen!« Charlie hob die Hand und betrachtete sie durch seine dicken Brillengläser. Die feinen Härchen darauf standen regelrecht zu Berge. »Sogar die Luft ist statisch aufgeladen!«
»Versammelt euch um den Zeremonienthron«, wies Jezza sie an. »Geht nicht zu nah ran – und haltet vor allem Abstand zu den Containern. Es könnte gleich ein bisschen … brenzlig werden.«
»Au!« Manda schrie auf, als ein kleiner blauer Funke von der Bierdose auf ihre Lippen übersprang. Sie ließ sie fallen und das Bier ergoss sich schäumend über den Boden.
»Was passiert hier?«, rief Miller.
»Wir laden uns nur auf«, antwortete Jezza. »Hier ist der beste Ort dafür – inmitten von all dem herrlichen Metall, wie unter einer gewaltigen Antenne.«
»Eine Antenne – wofür? Was willst du denn empfangen??«, wollte Shiela wissen.
Der Mann lächelte sie an. »Falsch, wen. «
»Das ist so cool!«, rief Queenie, die ein Kribbeln durchlief, als sie die Finger über die Lehne des eisernen Throns gleiten ließ.
»Au!« Manda schrie erneut auf. Diesmal war es ihre Kette, die plötzlich wie ein Tausendfüßler aus reiner Energie aussah. Hastig riss Manda sie sich vom Hals, woraufhin das Schmuckstück sich windend über den Boden hüpfte.
»Ich gebe euch den Rat, sofort allen Schmuck abzulegen«, fuhr Jezza fort.
Schnell wurden Armreife und Ringe abgenommen und Charlie musste sogar auf seine Brille verzichten. Shiela spürte, wie ihre Haare sich aufstellten, und sie hatte einen komischen Geschmack im Mund.
Tommo sprach aus, was ihr durch den Kopf ging: »Als würde man eine Batterie ablecken …«
Inzwischen hatte er alle Kohlesäcke ausgeladen. Jetzt riss Jezza sie auf, trug einen davon zu dem Stuhl und drehte an einem der Schnörkel in dem Eisengestänge. Die Armstütze hatte einen Deckel, der mit Scharnieren befestigt war und sich aufklappen ließ. Um den Platz im Innern zu füllen, brauchte Jezza drei
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