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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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war ihr eiskalt geworden. Worauf zum Teufel hatten sie sich da eingelassen? Jezza hatte von einem Ablenkungsmanöver geredet, aber dieses Blutbad war entsetzlich. In diesem Moment begriff Shiela, dass sie in etwas hineingeraten war, das sie nicht einmal annähernd verstehen konnte, was aber durch und durch böse war. Sie durchlitt größere Ängste als jemals zuvor und sie wusste nicht, was sie tun oder an wen sie sich wenden sollte.
    Der Samstag verstrich, ohne dass aus dem Container weitere Geräusche drangen, und ein Teil von ihr hatte beinahe gehofft, dass Jezza an seinen grauenhaften Verbrennungen gestorben war. Vielleicht würde dann alles wieder normal werden.
    Im Laufe des Tages hatten Howie und die anderen INK-XS verlassen, um sich hinter dem Container aufzustellen, wo man sie von der Straße aus nicht sehen konnte. Ab und an hielten sie sich an den Händen und sangen ein Lied aus dem gruseligen Buch, dann wieder streichelten sie über das kalte Metall des Containers oder legten die Hände darauf und begannen zu summen. Inzwischen verabscheute Shiela dieses Buch regelrecht und sie weigerte sich, ein Exemplar mit in den Bus zu nehmen, ganz egal, wie sehr Howie sie auch zu überreden versuchte.
    »Es wird dich trösten«, hatte er behauptet. »Auf alle deine Fragen wirst du auf diesen Seiten eine Antwort finden.«
    »Ach, echt?«, hatte Shiela ihn angefahren. »Verrät es mir auch, was man macht, wenn sich alle um einen herum in gehirnamputierte Zombies verwandeln und der Rücken von meinem Freund wie ein Stück gebratener Speck aussieht?«
    Howie hatte lediglich gelächelt und war zu den anderen zurückgekehrt.
    Wenn sie sich nicht dem Laster und seiner eigentümlichen Fracht widmeten, dann hockten sie im Laden, wo Howie ihnen vorlas. Das Ganze wirkte wie ein unheimlicher Gebetskreis. Sie hatten Shiela eingeladen, sich dazuzugesellen, doch sie hatte abgelehnt und sich stattdessen in den Hinterhof verzogen, um eine zu rauchen und zu verstehen, was da vor sich ging.
    Als sie wieder ins Tattoostudio zurückkehrte, wippten Howie und die anderen beim Lesen in einem regelmäßigen Rhythmus vor und zurück – und Shiela flüchtete sich schnell in den Bus. Es wurde immer durchgeknallter.
    Nach einer Weile fuhren Manda und Queenie in Queenies Auto davon. Bevor sie eingestiegen waren, hatten sie einen Knicks in Shielas Richtung gemacht.
    Shiela sehnte sich danach, mit jemandem zu reden. Aber wer würde ihr glauben? Ihre Mutter ganz bestimmt nicht und von ihren alten Freunden sprach keiner mehr mit ihr. Seit sie mit Jezza zusammengekommen war, hatte sie einen nach dem anderen fallen lassen – oder sagen wir, sein Einfluss hatte bewirkt, dass sie ihre alten Freunde und deren Ansichten in einem anderen Licht sah. Aber Shiela wusste ohnehin nicht, was sie ihnen hätte sagen sollen – was hier abging, konnte sie ja selbst nicht glauben!
    Als sie wieder durch die Glastür des Studios blickte, sah sie, dass die Jungs noch immer zutiefst konzentriert dasaßen, das Buch fest umklammert.
    Shiela fühlte sich allein gelassen und hatte Angst. Sie überlegte, ob sie wieder in den Bus klettern und so weit wie möglich fortfahren sollte. Doch etwas in ihr wusste, dass man sie nicht entkommen lassen würde. Irgendwie würde man sie finden und zurückbringen und dann würde alles noch schlimmer für sie werden. Außerdem war das alles ihre Schuld. Sie hatte vorgeschlagen, zu dem alten Haus zu fahren.
    Samstagnacht kroch quälend langsam dahin.
    Kurz bevor es dämmerte, erwachte Shiela aus einem unruhigen Schlaf. Queenie und Manda waren zurück und Manda hatte irgendetwas bei sich. War das Jezzas Motorradjacke? Queenie hatte einen Fächer in der Hand, den sie sich nun vors Gesicht hielt, während sie mit ihrer molligen Freundin tuschelte. Alle beide hatten neue Frisuren. Ihr Haar war jetzt gelockt und hochgesteckt. Neben Queenies Ohren baumelten kleine Löckchen herunter und Manda trug eine glitzernde Plastikspange über dem Pony. Sie sahen aus wie kleine Mädchen, die vor der Frisierkommode ihrer Mutter Prinzessin gespielt hatten.
    Die Männer hatten die Nacht über im Tattoostudio gewacht. Als sie aus der Tür traten, erkannte Shiela sie kaum wieder. Tommo und Miller strotzten für gewöhnlich vor dummer, kindischer Energie, aber jetzt trotteten sie im Gänsemarsch – mit langsamen, schweren, beinahe feierlichen Schritten –, zogen ernste Mienen und ihre sonst zu jeder Blödelei aufgelegten Stimmen schwiegen. Hinter ihnen folgten

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