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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Flecken übersätes Gesicht und schien direkt durch sie hindurchzublicken. »Ich bin Jill, die Herzdame«, sagte sie abwesend. »Ich bin die Herzdame, ich bin die Herzdame …«
    Miss Hopwood trat nervös zurück. Auf einmal begann jedes Kind auf seinem Stuhl vor- und zurückzuschaukeln und während des Lesens in einen leisen Singsang einzustimmen.
    Die Bibliothekarin machte sich aus dem Staub. Die restliche Mittagspause verbrachte sie versteckt hinter den Regalen.
     
    Am Nachmittag in der Englischstunde musste Paul mit seinem üblichen Platz vor Graeme und Anthony vorliebnehmen. Sonst war nichts mehr frei.
    Doch er hätte sich keine Sorgen machen brauchen. Die beiden sahen ihn noch nicht einmal an, als er sich setzte. Anthony hatte die Augen geschlossen und bewegte langsam den Kopf von einer Seite auf die andere, wie versunken in einen herrlichen Traum. Graemes Gesicht war hinter seinem Rucksack verborgen, den er vor sich auf sein Pult gestellt hatte.
    Als Mrs Early ins Zimmer kam, wandte sie sich sofort den beiden Jungen zu. Sie war vorbereitet – zumindest dachte sie das.
    »Rucksack vom Tisch!«, wies sie an.
    Graeme spähte verdrossen dahinter hervor.
    »Rucksack!«, wiederholte die Lehrerin.
    Betont langsam zog er ihn vom Tisch und offenbarte das Buch, das vor ihm lag.
    »Nimm das weg! Wir lesen heute nicht – wir werden eine Rechtschreibübung machen. Eine Menge herrlicher, schwerer Wörter!«
    Ein hörbares Murren wurde laut. Mrs Early schenkte der Klasse einen leicht vorwurfsvollen Blick. Dann bemerkte sie, dass Graeme nicht auf sie gehört hatte.
    »Ich sagte, du sollst dieses Buch einpacken.«
    Er schenkte ihr keinerlei Beachtung und las weiter.
    »Graeme Parker – hörst du mir überhaupt zu?«
    Er las die Seite zu Ende, dann erst hob er den Kopf und starrte sie an.
    »Wozu sollen Rechtschreibtests denn gut sein?«, sagte er schlicht. »Jeder Computer hat eine Rechtschreibprüfung. Sie verschwenden unsere Zeit. Das hier ist doch der Englischunterricht. Wir sollten lesen. Ich lese.«
    Mrs Early war sprachlos. Sie hatte durchaus mit Problemchen gerechnet, aber nicht mit einer derartigen Unverschämtheit – noch dazu in einem Tonfall, der ihre Autorität infrage stellte.
    »Sprich gefälligst nicht in diesem Ton mit mir!«, schimpfte sie. »Du tust, was man dir sagt, junger Mann. Leg auf der Stelle das Buch weg und dann erkläre ich dir genau, warum Rechtschreibung wichtig für dich ist – und wenn es nur darum geht, dass du in den vielen Chatrooms nicht als Dorftrottel dastehst.«
    »Als Jagdaufseher muss man nicht schreiben können«, gab Graeme kampflustig zurück. »Und genau das will ich eines Tages werden.«
    »Und ein Stallbursche muss auch nicht rechtschreiben können«, pflichtete Anthony ihm bei.
    Der Rest der Klasse hielt den Atem an. Diesmal gingen die beiden Jungen noch weiter als in der Geschichtsstunde am Morgen. Paul drehte sich langsam um und wartete beobachtend ab.
    Mrs Early kam mit verschränkten Armen auf Graeme und Anthony zu. »Ihr zwei bleibt heute beide nach dem Unterricht hier«, sagte sie leise.
    »Das werde ich nicht und Sie können mich nicht zwingen«, stellte Graeme mit einem leichtfertigen Schulterzucken fest, bevor er sich wieder seinem Buch widmete. »Ich muss mich um die Jagdhunde kümmern. Mylord wird heute den sprechenden Fuchs jagen.«
    »Und ich muss die Pferde satteln«, fügte Anthony hinzu.
    Mrs Early kam näher. Sie blieb ganz gelassen – diese zwei würden sie nicht zermürben. »Gib mir das Buch«, forderte sie und streckte die Hand aus.
    »Besorgen Sie sich Ihr eigenes!«, erwiderte Graeme.
    »Gib es mir.«
    Der Junge gab ein unwirsches Grunzen von sich und blätterte um, um die nächste Seite zu lesen. Da griff Mrs Early zu und nahm ihm das Buch aus der Hand.
    Seine Reaktion war bestürzend.
    »Geben Sie es zurück!« Er kreischte, als hätte man ihn mit heißem Öl verbrüht. »Gib es mir, gib es mir!«
    Mrs Early war bereits auf dem Weg zu ihrem Pult, um die Lektüre dort zu verstauen, bevor sie sich den beiden Störenfrieden ausgiebig widmen würde. Doch dann brach die Hölle los.
    Graeme sprang von seinem Platz auf, kletterte auf seinen Tisch und warf sich auf die Lehrerin. Er flog durch die Luft, landete auf ihrem Rücken und rammte ihr die Zähne in die Schulter.
    »Gib es her!«, gellte er. »Gib’s her!«
    Mrs Early wirbelte herum und schaffte es, ihn abzuwerfen. Der Junge knallte gegen ihren Schreibtisch und fiel dann zu Boden. Innerhalb von

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