Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
aufs Kissen.
»Die da wacht auf!«, bemerkte Jangler. »Schnell! Raus zu den anderen!«
Christina hörte ein trotziges Grunzen. Dann merkte sie, wie etwas auf ihr eigenes Bett stieg. Das Ungeheuer kroch näher und kletterte weiter, bis es schwer auf ihrer Brust hockte.
Trotz ihrer grauenhaften Angst machte sie die Augen weit auf. Das Monster kauerte auf ihr, sodass sie ihm direkt in das widerwärtige Gesicht blickte. Etwas Grauenvolleres hatte sie noch nie gesehen.
»Schlaaaaafen!«, flüsterte es ihr mit heißem, stinkendem Atem zu. »Nicht wach … nicht wach.«
Dunkelheit umschloss sie und die Siebenjährige verlor das Bewusstsein.
»Gehorcht!«, blaffte Jangler. »Geht sofort da runter!«
Das Geschöpf schlurfte davon, dann fiel die Tür krachend ins Schloss.
Als Jody aufwachte, war es draußen noch immer dunkel. Ihr tat alles weh, als hätte sie sich sämtliche Glieder verstaucht und geprellt. Aus verschlafenen Augen spähte sie im Zimmer umher. Im Zwielicht konnte sie sehen, dass ein zweites Mädchen wach war, auf dem Bett saß, sich die Schulter rieb und vor Schmerzen die Luft durch die Zähne einsog.
»Jemand hat mich gehauen«, beschwerte sich die Kleine. »Welche von euch blöden Kühen war das?«
»Au!«, jammerte ein anderes Mädchen, als es sich umdrehte. »Meine Rippen! Jemand hat mich in die Seite geboxt.«
Dann kam Christina zu sich und ihr gellender Schrei weckte alle anderen, die noch geschlafen hatten – nicht nur in dieser Hütte.
Mit einem Satz war Jody aus dem Bett. Ohne einen Gedanken an ihre gemeinen Worte vom Vortag nahm sie das kleine Mädchen in den Arm und versuchte, es zu beruhigen.
»Du hast nur schlimm geträumt«, tröstete sie Christina. »Hab keine Angst, es ist alles gut. Ganz ruhig.«
Christina schüttelte vehement den Kopf und schubste Jody von sich. »Ein Monster!«, kreischte sie. »Hier war ein Monster!«
»Sieh zu, dass sie die Klappe hält, klar?«, ächzte Charm. »Ein paar von uns versuchen zu schlafen.«
Doch Christina beruhigte sich nicht. Stattdessen rutschte sie ans Kopfende, presste sich gegen die Wand und versteckte sich unter der Decke. »Es war hier!«, schrie sie. »Ganz bestimmt!«
Eins der anderen Mädchen öffnete die Tür zum Badezimmer, sodass das Licht von dort in den Schlafraum strömte. Erst da bemerkten sie das heillose Durcheinander. Ihre Kleidung war überall verteilt, die Stühle in der Fernsehecke waren umgeschmissen, die Bilder hingen schief an den Wänden und sämtliche Taschen und Rucksäcke waren ausgeleert.
»Mein Make-up!«, schrie Charm entsetzt, als sie den Wirrwarr an Fläschchen und sonstigen Schminkutensilien sah. Anklagend deutete sie mit einem lackierten Fingernagel auf Jody. »Du warst das! Du eifersüchtiger, hässlicher Sauertopf!«
»Ach, verpiss dich doch, du hirnlose Hohlbirne!«, keifte Jody zurück. »Deine an Tieren getestete Kriegsbemalung würde ich im Traum nicht anfassen. Weil ich sie nämlich absolut abstoßend finde. Stört es dich denn gar nicht, dass du nicht das erste Häschen bist, dem das Zeug im Gesicht klebt?«
Charm sprang auf und machte das große Licht an. Die Übrigen stöhnten genervt, aber das störte sie nicht im Geringsten. Hastig klaubte sie alle ihre wertvollen Besitztümer auf.
Plötzlich vernahmen sie von nebenan Schreie und den Krach einer Rauferei. Marcus war mit einer Schnittwunde an der Stirn aufgewacht und hatte obendrein festgestellt, dass alle seine Klamotten achtlos in die Ecken geworfen worden waren. Natürlich hatte er sofort Lee beschuldigt und die Aggressionen, die zwischen den beiden schon die ganze Zeit gebrodelt hatten, brachen endlich aus. Angeschürt durch die Wut, die in ihnen schon seit Monaten gärte, ohne je ein Ventil zu finden, stolperten sie die Treppe hinunter. Zwischen den Betten lieferten sich die beiden ein ordentliches Handgemenge, bis sie schließlich prügelnd draußen ins Gras fielen. Johlend folgten ihnen die anderen Jungs, stellten sich um sie herum, feuerten sie an und lechzten nach Blut.
Die meisten Mädchen aus Jodys Hütte rannten los, um nachzusehen, was vor sich ging, und auch die drei anderen Blockhäuser leerten sich schnell. Innerhalb kürzerster Zeit sahen fast alle zu, wie sich Lee und Marcus gegenseitig zu Brei schlugen. Marcus ging mit gefletschten Zähnen wie ein Pitbull auf Lee los und tatsächlich landete er sogar einen gelungenen Treffer in dessen Magengrube, aber das war es dann auch.
Lee war von Haus aus stärker und außerdem
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