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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht, wen ich sonst anrufen sollte.«
    »Ein dürrer Kerl mit'ner Rattenvisage?« »Das ist Richie.« »Wo finde ich ihn?«
    »Bobby wollte in Richies Club. Sie kennen den Voodoo Room am Sunset Strip?« »Kenn ich. Wie lange ist er schon weg?« »Vielleicht zehn Minuten.« »Ich fahr sofort los.«
    Der Voodoo Room, der beliebteste Club am Strip, lag eingezwängt zwischen einem Schnapsladen und einer Sushibar. Von außen machte er den Eindruck eines Bumslokals, in dem Pennerinnen an der Theke besoffen mit dem Gesicht in einer Pfütze lagen. Früher war er ein Yuppie-Schuppen gewesen, eingerichtet nach Entwürfen von Philippe Starck, glänzendes Metall und sanft schimmerndes Glas, und der neue Besitzer musste eine Viertelmillion locker machen, bis von der Fassade sämtliche Spuren des Erfolgs und des schönen Scheins getilgt waren und der Club in Sachen Flair und Design nur noch an einen mattschwarzen Pappkarton erinnerte. Damit wollte man eine wahrhaft hippe, ästhetisch übersättigte Klientel anlocken, die einen geschützten, abgeschirmten Ort brauchte, um so zu tun, als ob sie sich unter das gemeine Volk mischte wie Marie-Antoinette im Ziegenstall von Versailles. Vor den Torwächtern zum Allerheiligsten drängte sich bereits die übliche Freitagabendschlange der unheilbar Trendigen. Nachdem Spandau den Wagen geparkt hatte, überlegte er, wie er es anstellen sollte, eingelassen zu werden. Er warf einen Blick in seine Brieftasche, um sich zu vergewissern, ob er ein paar Fünfziger einstecken hatte.
    Eine junge Frau, die, eingerahmt von zwei Rausschmeißerprofis, auf einem Barhocker neben dem Eingang thronte, sortierte die Menschen wie Linsen: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Nur die Schönsten und Prominentesten kamen durch. Da Spandau in keine der beiden Kategorien fiel, steuerte er zwei hinreißende junge Mädchen am Ende der Schlange an.
    »Hört mal, ich bin Schauspieler, und da drin ist ein Produzent, den ich unbedingt sprechen muss. Dafür lasse ich für jede von euch einen Fünfziger springen. Weiter will ich nichts von euch, ihr braucht mich bloß durch die Tür zu schleusen.«
    Sie musterten ihn von oben bis unten. Spandau rechnete fest damit, dass sie ihn auslachen würden, doch dann sagte die eine: »Warum nicht? Für'nen Fünfziger.«
    »Und für einen alten Knacker sehen Sie ja auch gar nicht mal so übel aus«, sagte die andere.
    Als sie zum Eingang kamen, hängten sich die beiden bei ihm ein. Das Mädchen auf dem Barhocker sah erst die beiden Schmuckstücke, dann Spandau an und schüttelte den Kopf. Doch die von Spandau befürchtete Abfuhr blieb aus. Das Kopfschütteln drückte lediglich ungläubiges Staunen aus. Sie winkte das Trio durch.
    Trotz der frühen Stunde war es brechend voll, und auf der Tanzfläche drehten sich zuckende Leiber zu einem ohrenbetäubenden Beat. Es war wie im Inneren einer Trommel. Spandau war schon oft genug in solchen Clubs gewesen, wenn auch nie aus freien Stücken, sondern immer nur im Zusammenhang mit einem Auftrag. Natürlich hatte er nichts dafür übrig, aber er verstand den Reiz, den sie ausübten. Es war eine Art lizenzierte Orgie, wo man sich, wenn man schön und berühmt war, das Recht kaufen konnte, so richtig die Sau rauszulassen.
    Spandau spendierte den Mädchen noch einen Drink, ließ sie an der Bar stehen und drehte ein paar Runden durch die tanzende Meute. Keine Spur von Bobby. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass Stella ihn entdeckte - er würde Bobby da finden, wo Stella war.
    Der Raum war dunkel und verqualmt. Das Rauchverbot war nur eine von vielen Vorschriften, über die man sich im Voodoo Room elegant hinwegsetzte. Für die Begleichung der fälligen Strafen musste die Geschäftsleitung an jedem Monatsletzten ein erkleckliches Sümmchen hinblättern. Das Ganze war einem Nachtclub im Harlem der Vierzigerjahre nachempfunden, wo Weiße verkehrten, um zuzuschauen, wie aufreizend gefährlich aussehende Neger Hasch rauchten. Hin und wieder trat im Voodoo Room tatsächlich noch eine Jazzband auf, aber meistens waren es Rockgruppen, und die Musiker waren genauso weiß wie die Gäste. Die prickelnde Gänsehaut, ein absolutes Muss für jeden erfolgreichen Trip in den Slum, lieferten schrille, goldbehängte Rapper mit ihren Tussis und Dealer der gehobenen Preisklasse, die den Laden an manchen Abenden in einen Drogenbasar verwandelten, der von den Klos bis raus auf die Straße reichte.
    Eine Wand war fast vollständig verspiegelt.

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