Dangerous Liaison
wollte erneut toben, doch sein Körper war ein einziger Schmerz. Dennoch flehte er Jesse an, ihn gehen zu lassen. Aber Jesse lachte nur spöttisch. Gehen hieße sterben, meinte er nur. Niemand würde die Loge verlassen. Er drohte ihm schlimmste Strafen an und ließ ihn allein.
Tagelang sah Robin ihn nicht. Er kam kaum bis zur Toilette, geschweige denn, dass er sich etwas zu essen machen konnte, obwohl davon genug im Kühlschrank lag. Selbst ein Glas Wasser konnte er sich nur unter größten Schmerzen holen. Einige der Wunden eiterten, sonderten gelbliches, übel riechendes Sekret ab. Auf seine Schreie kam keine Reaktion.
Später, viel später erfuhr er, dass Jesse die Wohnung schalldicht isoliert hatte. Robin konnte keiner helfen, da ihn keiner hörte.
Irgendwann kam Jesse wieder, mit einem siegessicheren Lächeln in seinem hübschen Gesicht. Für einen Becher Wasser versprach Robin heiser, bei ihm zu bleiben.
Es folgten viele solcher Orgien, wie viele, wusste Robin heute nicht mehr. Jesse wurde immer grausamer. Mal waren es mit Metallkugeln beschwerte Peitschen, die er mitbrachte, mal war es nur handelsüblicher Stacheldraht. Doch Robin spielte mit, versuchte, sich nicht mehr zu wehren, denn dies steigerte Jesses Lust.
Irgendwann, nach einem halben Jahr, konnte Robin fliehen. Jesse war unachtsam geworden oder seiner so sicher, dass er die Haustüre nicht verschloss.
Ohne Geld, nur mit seinen Sachen am Leib, floh er, rannte förmlich aus der Stadt. Er stahl sich sogar einen Wagen, durchquerte das Land, nahm alle möglichen Arbeiten an, immer unter einem anderen Namen. Er legte Geld zur Seite. Manchmal verkaufte er sogar seinen Körper, nur um etwas zu essen zu haben. Und er fing an zu schreiben.
Jack war einer von Robins Freiern gewesen. Er fand ein Manuskript und veröffentlichte es. Von da an ging es aufwärts. Mit dem Geld des ersten Buches kaufte er das kleine Haus am Meer. Seine Ruhestätte. Er änderte seinen Namen offiziell, damit Jesse ihn nicht fand, nicht finden konnte. Er fand Frieden und seine innere Ruhe zurück und schloss langsam mit dem Erlebten ab.
Der letzte Schritt war das Buch gewesen, ein endgültiger Bruch mit der Vergangenheit. Robin hatte sich seine Qual, seine Verzweiflung einfach von der Seele geschrieben.
Erschöpft hielt Robin in seiner Erzählung inne. Er fühlte sich unsagbar müde. Tränen hatten sein Gesicht genässt, doch er hatte sie nicht einmal bemerkt. Marcel hatte sie ihm liebevoll getrocknet. Marcel, der ihn immer noch im Arm hielt. Auch ihm stand das Wasser in den Augen. Er hielt den anderen im Arm und wiegte ihn sanft.
Lange, endlos lange saßen sie einfach nur da, schweigend, doch so nah miteinander verbunden wie nie. Robin spürte Marcels Herzschlag, legte den Kopf an seine Brust und lauschte dem gleichmäßigen Geräusch.
„Du hast ihn aber dennoch geliebt, nicht wahr?“, fragte Marcel schließlich leise.
Robin nickte.
„Ohne diese Drogen war er der liebste Mann. Zärtlich, einfühlsam, immer für mich da. Doch wenn er wütend wurde, weil ich ihm widersprach, erkannte ich ihn nicht wieder. Er war ein ganz anderer. Ich habe lange gebraucht, um über ihn hinweg zu kommen. Manchmal wollte ich zurück zu ihm, aber das hätte mich irgendwann umgebracht.“
Eine Weile schwieg Robin.
„Manchmal denke ich, ich will ihn noch einmal wiedersehen. Nur einmal, um zu sehen, ob er noch Macht über mich hat, wenn er mich anlächelt, wie er es zu Anfang tat!“
Marcel nickte verständnisvoll.
„Das kann ich gut verstehen“, meinte er, „Doch um meinetwillen hoffe ich, dass du ihn nie wieder sehen wirst!“
Dass dieser Satz gelogen war, ahnte Robin zu diesem Zeitpunkt nicht einmal.
Marcels Atem streifte Robins Ohr, als er einen sanften Kuss darauf hauchte. Eine Gänsehaut lief über seinen Körper, er spürte, wie das Blut in seine Lenden schoss. Am Ohr war er immer besonders empfindlich gewesen. Das hatte sich in all den Jahren ohne Liebhaber wohl nicht geändert. Robin drehte seinen Kopf, fasste mit einer Hand in Marcels Nacken und zog ihn zu sich herunter, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Aus diesem Kuss wurde schnell mehr, und bald wälzten sie sich nackt auf der Couch. Marcel nahm Robins Körper in Besitz, und dieser hatte das Gefühl, mit den kraftvollen Stößen würde er ihm auch die letzte Erinnerung an Jesse Mc Tavish aus dem Leib vögeln.
Erschöpft und schweißgebadet lagen sie schließlich vollkommen befriedigt nebeneinander. Ihre Herzen
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