Danielle Steel
ihrem Leben entspannter gewesen. Andy offenbarte sich zunehmend als zärtlicher und fantasievoller Liebhaber. Als sie nach Venedig aufbrachen, hatte Kate den Eindruck, als sei sie schon seit Jahren mit ihm verheiratet. Andy hatte nun Gewissheit, dass sie keine Jungfrau mehr gewesen war. Er zog es weiterhin vor, nichts Genaues über die Verbindung zu Joe zu wissen. Er wollte sie auch nicht nach Din gen fragen, die sie an Joe erinnerten. Er spürte, dass dies noch immer ein heikles Thema war und sich daran auch in absehbarer Zeit nichts ändern würde. Doch nun gehörte Kate ihm, und das war die H auptsache.
In Venedig war es noch romantischer als in Paris, wenn das überhaupt möglich war. Das Essen war eine Offenbarung, und sie fuhren mit einer Gondel, die Andy gemietet hatte, durch die ganze Stadt.
Glücklich, erholt und voller gegenseitiger Zuneigung kehrten Kate und Andy nach Hause zurück. Beide blickten einer glücklichen Zukunft entgegen.
Am Tag na ch ihrer Rückkehr begann Andy wieder mit der Arbeit. Kate machte ihm das Frühstück. Als Andy geduscht und rasiert die Küche betrat, hatte Kate eine Schüsse l mit Cornflakes und eine Flasche Scotch auf den Tisch gestellt.
»Schatz, dass du dich daran erinnerst!« Andy schloss Kate liebevoll in seine Arme, nahm dann einen Mund voll Cornflakes und spülte sie mit einem Schluck Scotch hinunter. Er war ein guter Kumpel und hatte Sinn für Humor. Vor allem aber war er verrückt nach Kate. »Mein Vater wird denken, dass du mich
26 5
zum Alkoholiker gem acht hast … mit der Fahne. Wir haben den ganzen Tag über irgendwelche Besprechungen.«
Er ging aus dem Haus, und Kate machte sich daran, die Wohnung aufzuräumen. Nach der Verlobung hatte sie ihre Stelle im Museum aufgegeben . Andy wollte nicht, das s sie arbeitete, und vor der Hochzeit hatte sie auch viel zu viel zu tun gehabt. Doch nun wusste sie nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte, bis Andy spät am Nachm ittag aus dem Büro zurückkehrte. Als er endlich kam, war Kate schon derart gelangweilt, dass sie ih n sofort ins Bett zer rte. Anschließ end schlug sie vor, zum Dinner auszugehen, obwohl Andy sehr müde war. Die nächsten Tage verliefen auf diese Art absolut eintönig, und Kate wusste nicht, was sie daran ändern sollte. Eines Abends brachte sie das Them a zur Sprache. Vielleicht könnte sie doch wieder arbeiten gehen?
»Geh einkaufen oder in die Museen, mach dir einfach eine schöne Zeit. Oder triff dich doch mit deinen Freundinnen zum Lunch«, empfahl Andy.
Doch Kates Freundinnen arbeiteten alle oder lebten mit ihren Familien in den Vorstädten. Kate fühlte sich wie eine Außenseiterin.
Sie überlegten, eine größere Wohnung zu mieten, doch im Grunde gefiel ihnen beiden Andys Apartment sehr gut. Es gab zwei Schlafzimmer, sodass sie, selbst wen n sie ein Kind bekämen, genügend Platz hätten.
Drei Wochen nach ihrer Rückkehr aus Europa lächelte Kate Andy eines Abends beim Dinner schüchtern an und kündigte an, dass sie Neuigkeiten für ihn habe. Andy dachte sofort an ein ungewöhnliches Erlebnis oder ein interessantes Gespräch mit einer Bekannten. Er war fassungslos, als sie ihm sagte, sie sei schwanger. Sie waren imm erhin erst seit sechs W ochen verheiratet. Kate vermutete, dass es am Tag nach der Hochzeit geschehen war, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten.
26 6
»Warst du schon beim Arzt? « Andy schien gleicherm aßen erfreut und besorgt. Er räumte den Tisch ab, bestand darauf, dass Kate sich schonte, und erkundigte sich, ob sie sich krank fühle und sich hinlegen wolle.
Kate lachte ihn aus. »Nein, ich war noch nicht beim Arzt, aber ich bin trotzdem sicher.« Sie ha tte sich schon einmal genauso gefühlt, vor fünf Jahren nämlich, als sie von Joe schwanger gewesen war, doch das konnte sie Andy natürlich nicht erzählen. Also fügte sie hinzu: »Es handelt sich nicht um eine tödliche Krankheit, um Hi mmels willen, mir geht’s wirklich gut!« An jenem Abend war Andy im Bett besonders behutsam . Er wollte auf k einen Fall ihr oder dem Kind schaden. Außer dem bestand er darauf, dass Kate so bald wie m öglich einen Arzt aufsuchte. Er war ein wenig enttäuscht, weil Kate weder ihren noch seinen Eltern von ihrer Schwangerschaft erzählen wollte. »Warum denn nicht, Kate? «
Er hätte die Neuigkeit am liebsten von den Dächern gerufen. Kate war gerührt. Andy schien noch begeisterter zu sein als sie selbst, und sie freute sich wirklich sehr auf das Kind. Das war
Weitere Kostenlose Bücher