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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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habe das sorglose, behütete Leben geführt, das ihm zustand. Er war der bessere Mensch! Wie viel mehr hätte er den Erwartungen entsprochen, die der Alte in seinen Erben gesteckt hatte. Ich verstehe nicht, warum er ihm alles ein zweites Mal genommen hat. Ich habe ihn nie verstanden.“
    Denn e r hatte nicht einmal den Versuch unternommen, seinen Vater zu verstehen. Stattdessen hatte er seinen Hass und seine Verachtung für ihn gehütet wie einen Schatz und mit seiner Sturheit allen das Leben auf Sean Garraí schwer gemacht.
    „Mag sein, dass Adrian seine Kindheit nicht in einem dermaßen prunkvollen Schloss wie diesem hier verbracht hat. Trotzdem bin ich überzeugt, dass er sorgloser als du aufgewachsen ist.“
    Clausing schüttelte den Kopf. Völlig taub für ihre Worte zählte allein sein Schmerz, in den er sich immer weiter ohne Gegenwehr versinken ließ. „Ich habe mich ständig mit ihm verglichen und stets den Kürzeren gezogen. All das hätte ihm von Rechts wegen zugestanden. Der Titel, der Name, Sean Garraí.“
    „Ach, Matt’n, das hätte er doch gar nicht haben wollen.“
    Als würde sie das Spielzeug ihrer Kinder nach einem langen Tag aufräumen, hob sie beiläufig ein Buch nach dem anderen vom Boden auf und stellte es in die Regale zurück. „ Soll ich dir sagen, was der weise Salomon in seinem ‚Buch der Sprüche’ geschrieben hat?“
    „Nein.“
    „‚Es gibt einen Freund, der dir näher als dein Bruder ist.’ Das passt genau auf dich und Adrian, finde ich. Damit hat er zweifellos eure Seelenverwandtschaft beschrieben.“
    „ Anam chara . Das soll’s geben. Ich werde mir nie verzeihen, ihm all das genommen zu haben. Sogar sein Leben.“
    Sie ließ seine Reue nicht bis zu krankhafter Größe gedeihen, sondern unterbrach ihn heftig: „Nun bleib mal schön auf dem Teppich! Es war nicht deine Schuld, was in Gabun geschehen ist.“
    „ Ich habe Ossi im entscheidenden Moment im Stich gelassen. Ich habe nicht einmal genau gewusst, was er vorhatte. Er hat sich verabschiedet, als würde er bloß kurz um die Ecke zum Brötchen holen gehen. Warum hat er mir nicht vertraut?“
    Selbst wenn sie Matthias einen Lorbeerkranz gewunden hätte, hätte sie ihn damit nicht trösten können. Suse seufzte leise und ging vor ihm in die Hocke. Ihre Hände umfassten sein Gesicht. „Du bist nicht verantwortlich für sein Tun. Und wäre Adrian jetzt hier, wäre er der Erste, der es in deinen Dickschädel hinein hämmern würde. Dich trifft keine Schuld. An nichts, was ihm und Frithjof zugestoßen ist. Es gab niemanden, der dir mehr vertraut hat als er. Hätte er dich sonst mit seinen Kindern und …“ Natürlich war es so! „… und mit mir allein gelassen? Er wusste, du würdest auf uns Acht geben, wenn er nicht da ist. Wenn er nicht mehr wiederkommt. Wenn das passieren würde, was passiert ist. Und du machst deine Sache ziemlich gut, obwohl ich es dir noch nie so direkt gesagt habe.“
    Hatte Ossi ihm wirklich derart viel Vertrauen entgegengebracht, dass er Suse ohne Bedenken in seiner Obhut zurückgelassen hatte? Wer vertraute einem Salonlöwen schon seine Frau an? Ossi hatte doch gar keine andere Wahl gehabt, als er nach Afrika aufgebrochen war.
    Die Zweifel waren ihm ins Gesicht ge schrieben, als er den Kopf hob. „Mache ich meine Sache gut?“
    „Tja, wenn du mal ausnahmsweise nicht vor mir davonläufst“, schränkte sie schmunzelnd ein, „und dich bis zum Verlust deiner Vertikalität betrinkst. Weißt du, viel wichtiger wäre es gewesen, diese Worte des Bedauerns deinem … eurem Vater zu sagen. Er hat darauf gewartet, dass du ihm eine Chance zur Versöhnung gibst. Bis zu seinem letzten Atemzug hat er auf dich gewartet. Sein Herz war gebrochen, nachdem beide Frauen gestorben waren. Indem er später Adrian mit dir zusammenbrachte, hat er zeigen wollen, was er trotz allem für euch, für seine Söhne, empfand. Besser spät als nie wollte er wieder gutmachen, was die gesellschaftlichen Zwänge seiner Schicht zu trennen versuchten. Verurteile ihn nicht länger.“
    Sie trat ein Stück zur Seite. Ihr Rückzug hinterließ eine schmerzliche Leere in ihm. Er blickte auf und Verbitterung verzerrte seine harten Züge. In seinen stahlblauen Augen war nicht die kleinste Spur von Nachgiebigkeit zu erkennen. Suse seufzte, weil er seiner irischen Herkunft mal wieder alle Ehre zu machen gedachte.
    S ie deutete auf das lebensgroße Gemälde, welches an ein Bücherregal gelehnt auf dem Boden stand und vermutlich den

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