Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
zuwandte.
Schließlich langte er über den Tisch, ergriff das Glas mit seinen goldenen Fingern, führte es an die Lippen und leerte es in einem Zug.
„Das“, verkündete er, „ist unbeschreiblich widerlich.“
Ich musste erneut husten und fing an zu kichern – ein hoher, müder Ton, in dem mehr Panik mitschwang, als mir lieb war. „Ich dachte, Dämonen stehen auf Feuerwasser.“ Der glatte Kunststoff der Tischplatte glänzte im grellen Licht der Neonröhren, die in pseudo-antiken Kunststofflampen steckten, die an Ketten von der Decke baumelten.
„Das hier scheint etwas anderes zu sein“, gab er zurück.
Ich atmete stockend ein. Das Rumalbern half. „Hast du vielleicht noch irgendeinen Geistesblitz?“, fragte ich. „Denn eins kann ich dir sagen, ich bin mit meinem Latein am Ende.“
Er nickte, und auf seinem rabenschwarzen Haar und dem ebenmäßigen Gesicht spielte das Licht. „Möglicherweise …“ Er brach ab und schloss kurz die Augen. Dann sah er mich an. „Ich habe etwas zu Essen bestellt. Du musst besser auf dich achtgeben, Dante.“
„Wozu?“ Schon wieder entfuhr mir ein schriller Lacher. „Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass ich nicht mehr lange leben werde – was soll’s also? Jeder erzählt mir, dass ich bald draufgehe.“ Einschließlich der kleinen Stimme, die zufällig mein gesunder Menschenverstand ist, fügte ich stillschweigend hinzu. Ich hielt einen Finger in die Höhe. „Ich bin Santinos nächstes Opfer.“ Zweiter Finger. „Die Corvins wollen mich, und zwar in einem Stück, wahrscheinlich, um mich an eine noch unbekannte Partei auszuliefern.“ Finger Nummer drei. „Jace ist ein Corvin.
In seinen Adern fließt Corvin-Blut. Was ergibt das, alles zusammengerechnet? Dass ich am Arsch bin. Genau daraufläuft alles hinaus. Santino ist ein Dämon. Wenn du ihn schon nicht töten kannst, wie stehen dann erst meine Chancen?“
Japhrimel blickte auf den Tisch hinunter und schwieg.
„Luzifer lässt mich ins offene Messer rennen, nicht wahr?“ Ich sprach bewusst leise. „Santino zu erledigen, ist unmöglich. Ich bin nur so was wie ein Ablenkungsmanöver, damit du dir in aller Ruhe das Ei schnappen kannst. Und wenn ich dabei draufgehe, dann ist das ja so schade, so traurig, aber letztendlich war sie eben doch nur ein Mensch.“ Mir taten die Finger weh, so fest hielt ich das Katana. „Oder liege ich da etwa falsch, Tierce Japhrimel?“
Er legte seine Hände flach auf den Tisch. „Du liegst falsch“, sagte er ruhig. „Der Fürst glaubt, dass du es mit Santino aufnehmen kannst. Du hast schließlich schon einmal eine Konfrontation mit ihm überlebt. Und dieses Mal hast du mich, keine menschliche Sedayeen, um dich zu beschützen. Möglicherweise kann ich ihn nicht eigenhändig umbringen, aber ich kann dir helfen – und dafür sorgen, dass du lange genug am Leben und in Freiheit bleibst, um ihn zu töten. Und sobald wir das Ei zurückhaben, bin ich frei.“ Er hob den Blick und sah mir in die Augen. „Frei, Dante. Weißt du, was das bedeutet? Es bedeutet, dass ich tun und lassen kann, was mir beliebt. Keine Befehle mehr vom Fürsten, keine Fesseln mehr, die mich binden. Frei!“
Seine Augen loderten, und sein Mund verzog sich zu einer Grimasse. Fasziniert sah ich zu und vergaß darüber fast mein Schwert. Das war das Höchste an Emotion, was ich je an ihm erlebt hatte.
Trocken schluckte ich. Noch nie hatte ich von einem freien Dämon gehört. Luzifer musste wirklich verzweifelt sein, wenn er mich aus meinem Haus schleppen ließ und einem Dämon wie Japhrimel absolute Freiheit bot. „Was würdest du machen, wenn du frei wärst?“
Er ließ den Blick wieder sinken und schwieg. Es verging eine ganze Weile, bis er schließlich mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht. Mir schwebt da etwas vor, aber … so vieles kann sich ändern zwischen jetzt und dann. Ich habe gelernt, nicht auf allzu viel zu hoffen, Dante – das einzig Wahre, das ich je gelernt habe.“
Das musste ich erst mal verdauen. Allmählich fühlte ich mich wieder wie ich selbst. „Na schön. Bisher hast du mich nicht hinters Licht geführt. Also lass mal hören, was dir so vorschwebt.“
„Iss erst mal. Dann werde ich es dir erzählen.“
Ich trommelte mit den Fingernägeln auf den Tisch. „Na gut.“ Erneut überprüfte ich das Fenster, aus irgendeinem Grund war ich nervös. „Was hast du bestellt?“
„Arroz con pollo. Es soll ganz gut sein.“ Unbeweglich saß er da, die Hände flach
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