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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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streckte die Hand aus und packte ihn am Ärmel seines langen dunklen Mantels. Ich wusste, woraus er gemacht war, und es hatte mir lange Zeit nichts ausgemacht. Ich spannte die Finger an und ließ die Krallen ausfahren, um das lackierte Material zu durchbohren. Diesmal drückte ich so fest zu, wie ich konnte. Vermutlich spielte es keine Rolle, verletzen konnte ich ihn sowieso nicht. „Du hast mir wehgetan. Schon wieder.“ Götter, ich klinge wie ein weinerliches kleines Mädchen. Aber es stimmt ja auch. „Du hattest mir versprochen, das nie wieder zu tun.“
    Ich sah auf seine Stiefel, daher bekam ich auch nicht mit, ob sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
    „Glaubst du wirklich, ich würde dir Schaden zufügen?“ Er befreite sich aus meinem Griff, ‚wobei mir das Material seines Mantels geschmeidig durch die Finger glitt. Es waren Flügel, die sich als Kleidung tarnten; er gehörte zur Höheren Schar der Dämonen. Er hätte mich ohne die geringste Mühe umbringen können.
    Und wie definieren wir „Schaden zufügen“, Japhrimel? Ich blute nicht, weile noch unter den liebenden, also ist alles in Ordnung? Ist das so? „Na gut.“ Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging die Treppe zu den Zimmern hinauf, die Leander gemietet hatte.
    Tränen stiegen mir in die Augen, sodass ich kaum die einzelnen Stufen unterscheiden konnte. Aber ich blinzelte die Tränen fort. Weinen half auch nicht weiter.

4
     
     
    „Was ist los?“ Der Smaragd an Leander Beaudrys Wange sprühte Funken, und die dornige Yin-Yang-Zulassungstätowierung wand sich unter seiner Haut. Auch meine Wange brannte, als mein Juwel seinen Gruß erwiderte.
    „Ich habe in Saint City etwas zu erledigen.“ Ich ließ mich in einen rötlich-braunen, superweichen Sessel mit leierförmiger Rückenlehne sinken und betrachtete das Zimmer. Japhrimel war unten und traf mit Vann zusammen Vorbereitungen, damit wir die Stadt verlassen konnten. „Ich nehme den nächsten Gleiter. Die Jagd wird eine Zeit lang ausgesetzt.“ So lange, wie es irgend geht. Danke, Gabe.
    Neben dem pulsierenden Schmerz in meiner vernarbten Schulter spürte ich jetzt vor allem Panik. Gabe würde solch eine Nachricht nur schicken, wenn etwas Furchtbares passiert war. Und es musste sich um etwas Persönliches handeln, nicht um einen weiteren Auftrag der Polizei von Saint City. Das ließ nur einige wenige Szenarien zu: Rache, eine äußerst persönliche Kopfgeldjagd oder etwas wirklich Schlimmes.
    Dazu kam noch mein neu erwachtes Misstrauen Japhrimels Motiven gegenüber. Wenn es so weiterging, würde ich bald ein Nervenbündel sein. Er hatte zu schnell nachgegeben. Viel zu schnell. Ich hatte mit einem heftigen Kampf gerechnet, nicht bloß mit einer schmerzenden Schulter und einem kleinen Schlagabtausch zum Thema „Schaden zufügen“.
    „Warum Saint City?“ Leander strich sich das schwarze Haar aus der Stirn.
    Ich schluckte den Ärger hinunter, der in mir aufstieg. Es war keine abwegige Frage. Immerhin hatte er sich unserer Jagd angeschlossen, nachdem er nach dem Zwischenfall mit dem Gleiter in der Freistadt Neo-Prag eine Menge Psinergie eingesetzt hatte. Dann war er mit nach Giza gekommen und hatte Vorbereitungen für die weitere Jagd getroffen. Wenn es stimmte, was ich über ihn gelesen hatte, war er ein fähiger Nekromant, außerdem machte er einen ehrlichen Eindruck. Dazu kam, dass er Kopfgeldjäger war, was vermutlich bedeutete, dass er in jeder normalen Situation gut auf sich aufpassen konnte.
    Blöd nur, dass an dieser Jagd nichts normal war.
    Und er ist ein Mensch. Auch daran wollte ich nicht denken.
    Aber der Gedanke ließ sich nicht so leicht abschütteln.
    Ich ließ mich noch tiefer in den Sessel sinken. Die Schwerkraft schien plötzlich an jedem Zentimeter meiner Haut zu ziehen. „Ich schulde einer alten Freundin noch was. Sie hat mich um Hilfe gebeten.“
    Er lümmelte sich in seinen Sessel, die langen Beine weit von sich gestreckt, das Katana quer über dem Schoß, und musterte mich. Irgendwie erinnerte er mich an jemanden, aber ich hätte nicht sagen können, an wen.
    Das mit schweren, niedrigen Möbeln ausgestattete Zimmer war groß und hell, und über den hohen Fenstern summten Abschirmfelder. Rote Fliesen schmückten die Gipswände. Durch eine halb offene Tür sah ich einen Teil eines in ein Moskitonetz eingehüllten Bettes. Die Tür zum anderen Schlafzimmer war geschlossen – Lucas, der ein Nickerchen machte. McKinley war nirgendwo zu sehen, und dafür war ich

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