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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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machen. Das Ding hat mir gerade erst das Leben gerettet, das muss reichen. Nichts wie weg hier. „ Anubis et’herka, lasst uns nicht länger hier rumstehen!“
    Wir ließen den betäubten Höllenhund mitten auf der Straße liegen. Bis wir bei Abra ankamen, hatte ich dauernd das Bedürfnis, einen Blick über die Schulter zu werfen. Ein- oder zweimal gab ich diesem Bedürfnis sogar nach, unsicher, was ich eigentlich zu sehen erwartete – eine weitere geduckte Höllengestalt oder ein Paar grüne Augen und einen langen schwarzen Mantel.
    Jeder darf sich selbst ausmalen, was mir mehr Angst gemacht hätte.

15
     
     
    Dieser Teil des Tank District sah nun sogar noch trostloser aus. Die Hälfte der Straßenlaternen auf der Klondel brannte nicht, weil sie kaputt oder sonst wie außer Betrieb waren. Von dem Dach der Häuserreihe aus, in der Abras Pfandleihe lag, wirkten die dunklen Flächen wie fehlende Zähne. Nicht registrierte Huren hingen in dunklen Hauseingängen herum, und Gleiter mit verdunkelten Scheiben und Mag-Kodierungen krochen langsam die Straße entlang. Es roch nach abgestandenem Schweiß, Verfall, Synth-Hasch und süßsaurem Chlormen-13.
    Chill.
    Beim Gedanken an Chill stellen sich mir immer die Nackenhaare auf. Und Chill-Freaks in Saint City scheinen immer noch schlechter zu riechen als sonst irgendwo in der Welt. Vielleicht liegt es an der radioaktiven Kälte des Psinergiebrunnens der Stadt. Vielleicht ist auch der Regen an dem modrigen Geruch schuld. Ich kann Chill sowieso nicht ausstehen. Es ist eine Droge, die sofort abhängig macht und ein Geschwür in der städtischen Landschaft darstellt. Ich habe gute Freunde an Chill und an Chill-Junkies verloren, angefangen von meinem Pflegevater Lewis, und dann war es über die Jahre hinweg so weitergegangen. Jedes Mal, wenn eine neue Chill-Flut die Straßen überschwemmte, starben zahlreiche Menschen.
    Leander glitt wie ein Schatten die dunkle Straße entlang, als versuchte er, nicht bemerkt zu werden. Er machte das richtig gut, ließ gerade so viel von sich erkennen, dass ein Beobachter glauben musste, er wolle nicht gesehen werden.
    „Gehen wir rein“, flüsterte Lucas mir ins Ohr. Er stand an der Dachluke. Ich löste mich von der niedrigen Mauer oberhalb von Abras Dach. „Nach dir, Chica.“
    Ich rammte mein Schwert in die Schlaufe an meinem Gürtel, stieg in das schwarze Loch und kletterte ohne größere Probleme die glitschige Eisentreppe hinunter. Glücklicherweise hielt sie mein Gewicht spielend aus. Dichtere Muskel- und Knochenmasse verliehen mir mehr Kraft, machten mich aber auch ein bisschen zu schwer, um den manchmal morschen menschlichen Konstruktionen trauen zu können. Mein linkes Bein pulsierte, und das Hosenbein hing mir in Fetzen hinunter. Schwarzes Dämonenblut hatte die Wunde verschlossen, die mir der Höllenhund mit seinen Klauen gerissen hatte, aber ich bewegte mich trotzdem vorsichtig.
    Lucas folgte mir. Als meine Füße den staubigen Holzboden berührten, hörte ich das jaulende Geräusch, das entsteht, wenn ein Plasgewehr aus seinem Holster gerissen wird.
    „Verdammt, Weib“, krächzte Lucas. „Steck das Ding weg!“
    „Tut mir leid.“ Abra klang ganz und gar nicht so, als ob es ihr leid täte. Ihr tat selten etwas leid.
    Langsam drehte ich mich um, die Hände ein Stück von den Waffen entfernt. Der Dachboden war niedrig und verstaubt. Es knackte, und schon war die Dachluke wieder versiegelt und mit Magsicherheitssystemen überzogen. Abra hatte uns erwartet.
    Meine Nasenflügel bebten. Mit meiner guten dämonischen Sehfähigkeit konnte ich selbst in dem düsteren Raum alles erkennen.
    Abra sah aus wie immer.
    Sie hat langes, dunkles, lockiges Haar, feuchte dunkle Augen und ein unauffälliges, dreieckiges Gesicht mit ausgeprägtem Kinn. Ein blausilberner Kaftan fiel ihr bis auf die Knöchel, und mit ihren in Sandalen steckenden braunen Füßen schien sie den Boden kaum zu berühren. Von ihren Ohren baumelten große goldene Kreolen herab und lugten unter ihrem Haar hervor.
    Auch der Geruch im Laden – Rindereintopf mit Chilischoten, Staub, menschliches Leid – war noch derselbe. Abra roch natürlich nicht nach Mensch. Sie roch wie klebrige, trockene Seide und kurzes, borstiges Haar, und dieser Geruch war mir ziemlich zuwider. Japhrimel hatte Abra nie gemocht, und auch wenn er ganz anders auf sie reagierte als ich, konnte ich doch verstehen, warum. Aber solange ich noch ein Mensch gewesen war, hatte ich keinerlei Probleme mit ihr

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