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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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mich bemühe, an irgendetwas Schlimmes zu denken, um den Gedanken an Stevie Wonder aus dem Kopf zu bekommen, nimmt Wörpel seine Sonnenbrille ab und schaut mich nachdenklich an.
    »Wenn ich mir Sie aber so anschaue, hm, irgendwie haben Sie was von …« Er stockt.
    Hoffentlich sagt er jetzt nicht Lassie oder SpongeBob!
    »Nee, mal jetzt im Ernst, wenn ich es nicht besser wüsste … Sie sehen eigentlich genau aus wie Roger Whittaker!«
    Hm, hätte schlimmer kommen können!

Verhütung
    Ich schaue eine Sterbefallakte durch, und mein Blick fällt auf das Feld, in dem der Beruf des Verstorbenen notiert ist. Dort hat eine Mitarbeiterin aufgeschrieben: »Verhütungsingenieur«.
    Was bitte macht ein Verhütungsingenieur? Entwickelt der Kondome? Latexmaschinen?
    Ein paar Stunden später ist die Witwe da und bringt den guten Anzug ihres Mannes. Er soll was Eigenes anziehen.
    »Ich hätte da noch eine Frage zum Beruf Ihres Gatten«, beginne ich vorsichtig, und sie sagt sogleich: »Ja, der war ja viel im Ausland, der hat Hochöfen gebaut. Der war Verhüttungsingenieur.«
    Was so ein simples »t« doch ausmachen kann.

Ein außergewöhnlicher Wunsch
    Die Tage in einem Bestattungshaus ziehen sich oft dahin wie Kaugummi. Alle aktuellen Sterbefälle sind bearbeitet, der tägliche Verwaltungskram ist erledigt und es ist noch so viel Rest vom Tag übrig, dass man noch nicht »Feierabend« sagen kann.
    Man wartet auf den nächsten Sterbefall. Das klingt für den Außenstehenden vielleicht etwas makaber, aber so ist das eben.
    Der Bestatter hofft ja nicht darauf, dass bald jemand stirbt, sondern er hofft nur darauf, dass die Angehörigen von Menschen, die sowieso sterben mussten, den Weg zu seinem Bestattungsinstitut finden und den Auftrag nicht an einen Konkurrenten vergeben.
    Gerade für ein kleineres bis mittleres Bestattungshaus kann schon das Ausbleiben von vier oder fünf Sterbefällen existenzbedrohend sein. Und wenn dann an einem Tag (in einer Woche oder einem Monat, je nach Größe des Unternehmens) gar kein Auftrag hereinkommt, wird der Chef mitunter auch schon mal ein bisschen nervös.
    Erst nach Jahren der Tätigkeit in der Branche kommt man als Bestatter zu der Erkenntnis, dass immer ein Auftrag kommt und dass bestimmte Wartezeiten immer in eine Art Flut von Aufträgen münden.
    Doch diese Erfahrung muss man erst einmal machen.
     
    Es ist ein Tag im November; eigentlich doch eine gute Zeit zum Sterben. Draußen ist es kalt und dunkel, die Totengedenktage treiben die Leute sowieso auf den Friedhof; warum also nicht jetzt sterben? Los!
    Aber auf die geheimen Wünsche des Bestatters und seiner Angestellten hört ja keiner …
    Die Türglocke verrät, dass jemand in die Halle gekommen ist.
    Es ist ein Paar von etwa dreißig Jahren in langen Wintermänteln, die verlegen den frischgefallenen Novemberschnee von ihren Schultern, Mützen und Schuhen auf unsere Auslegeware tauen.
    Ich begrüße die Leute und erfahre, dass es sich um das Ehepaar Schlotthauer handelt, das den Opa beerdigen lassen will.
    Was denn das für ein Opa sei, erkundige ich mich und erwarte, dass nun einer von beiden sagt, es handele sich um seinen oder ihren Vater, doch die Schlotthauers schauen sich nur etwas ratlos an.
    Wissen sie denn nicht, zu wem der Opa gehört?
     
    »Sie müssen wissen«, beginnt Herr Schlotthauer, »dass das gar nicht unser richtiger Opa ist. Also, das ist jetzt nicht der Vater von mir oder von meiner Frau, sondern das ist jetzt mehr so ein Opa, den man nur Opa nennt. Wir haben nämlich beide keine Eltern mehr, und dieser Opa ist eigentlich der Mann von einer Freundin meiner Mutter.«
     
    Es handelt sich also um einen Nenn-Opa, und der ist jetzt gestorben, und die Schlotthauers wollen sich um seine Beerdigung kümmern; ein netter Zug.
    Ich bitte die beiden in eines unserer Besprechungszimmer und möchte ihnen die Mäntel abnehmen, aber sie wollen sie nicht ausziehen. Na gut, vielleicht ist ihnen kühl.
    Der Rest ist schnell besprochen, das Ehepaar hat ziemlich genaue Vorstellungen, und selbst die Särge in unserem Ausstellungsraum möchten sie nicht sehen, ein Blick in den Katalog reicht aus, dann haben sie sich für ein mittleres Modell in Eiche rustikal entschieden.
     
    »Hinsichtlich der Trauerfeier haben wir noch einen besonderen Wunsch«, sagt Frau Schlotthauer, und ich bemerke, wie sie ihren Mann am Ellbogen anstupst.
    Der hüstelt etwas verlegen und sagt dann: »Können wir …«
    Er stockt, und ich lächele ihm

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