Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
galant sein und zu Isabellas Verteidigung eilen würde. Einen Moment lang sah es so aus, als hätte er das vor. Dann schloss er den Mund und warf Isabella einen einfältigen Blick zu.
»Ja, Isabella, ich finde es wunderbar, wie du das Leben genießt!«, sagte er allzu fröhlich. Er zauderte einen Moment lang, als würde er sich vielleicht vorbeugen und ihren Kuss erwidern, aber ein diskretes Hüsteln lenkte ihn ab.
»Jake, sei ein Schatz.« Katerina wandte sich zu den deckenhohen Bücherregalen um und strich mit den Fingern über ein paar lederne Buchrücken. Jake schauderte, als sei es sein Rücken, den sie streichelte. »Ich brauche den Voltaire und zwei Bände von Rousseau, aber schau sie dir nur an, sie sind enorm! Ich denke nicht, dass ich das allein schaffe.«
»Kein Problem, Katerina.« Ehrerbietig zog er die Bücher aus dem Regal und trug sie hinter ihr her. Wie gebannt starrte Cassie den beiden hinterher, als sie im Flur verschwanden.
»>Ooh, kannst du mir meine Bücher tragen, Jake?< Pah!« Isabella hatte endlich ihre Sprache wiedergefunden – ein wenig spät, überlegte Cassie betrübt. »Bis er die Schule verlässt, wird dieser junge auf schreckliche Weise deformiert sein.«
»Wie das?«, fragte Cassie.
»Weil Katerina ihn so oft um den Finger wickelt.« Isabella ballte wütend die Hände zu Fäusten. »Er ist zu dumm, um zu kapieren, wann er an der Nase herumgeführt wird. Genau wie ein Bulle meines Vaters. Ha!«
»Keine Sorge. Ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich mag. Wahrscheinlich hast du recht, sie führt ihn bloß am Gängelband. Sie wird seiner überdrüßig werden. Und er wird über sie hinwegkommen.«
»Sorge? Warum sollte ich mir Sorgen machen? Was kümmert es mich, ob er über sie hinwegkommt oder sich aus Liebe zu ihr in die Seine stürzt? Ich habe kein Interesse an einem jungen, der seinen Verstand in der ...«
»Isabella!«
Sie lachten und Isabella legte Cassie einen Arm um die Schultern. »Du hast recht, ich weiß. Armer Jake, er steht unter ihrem Bann, seit er in die Akademie gekommen ist. Jake verzehrt sich nach Katerina, und Katerina verzehrt sich nach Ranjit Singh, also wird Jake sie niemals bekommen. Geschieht ihm recht.« Sie klang ziemlich giftig.
»Ist das der Grund, warum Jake Ranjit nicht ausstehen kann? Als du ihn erwähnt hast, stand ihm die Mordlust praktisch ins Gesicht geschrieben.«
»Ach. Das.« Isabella kaute nervös an ihren Fingerknöcheln, fasste sich aber gleich wieder. »Na ja. So ist das, wenn dumme Jungs blind vor Liebe sind. Sind natürlich alles die Hormone. Der gnadenlose, primitive Trieb der Geschlechtsorgane.«
»Einfach abschneiden«, kicherte Cassie.
»Das wäre eine extreme Lösung, aber ...«
Cassie lachte schrill. »Schluss damit! Also, im Ernst. Ist Jake auch mit einem Stipendium hier?«
»Ja. Ich denke, es hat ihn gerettet.« Isabella seufzte, wie der ganz Sanftheit und Mitgefühl. »Nach dem Tod seiner Schwester ist er - wie nennt ihr das? - aus dem Ruder gelaufen? Er ist ein wenig durchgedreht. Eine Menge Ärger: Raufereien, Gangs, Drogen. Drei Highschools haben ihn rausgeworfen, aber Sir Alric hat ein Interesse an seiner Zukunft gefasst und wollte ihm helfen.«
Jakes Schwester war gestorben? Deswegen war er also so empfindlich. »Nett von Sir Alric, aber ...« Cassie zuckte die Achseln, dann biss sie sich auf die Unterlippe. »Warum tut er das? Jake scheint nicht einmal besonders dankbar zu sein.«
»Oh, aber natürlich fühlte Sir Alric sich verantwortlich! Jessica Johnson hatte vor Jake ein Stipendium hier.«
»Ach so, okay. Also kannte er Jake irgendwie über seine Schwester?«
»Er hat Jake im Andenken an seine Schwester ein Stipendium angeboten. Ich finde, das war richtig so. Es war eine schöne Geste, egal, wie Jake das sieht.« Isabella drückte Cassies Arm und senkte die Stimme. »Es ist in der Schule passiert.«
»Was ist in der Schule passiert?« Ein kalter Schauder überlief Cassie.
»Der Unfall. Jakes Schwester ist in der Dark Academy gestorben.«
KAPITEL 7
Cassie stützte sich auf das kunstvolle Geländer und schaute in das Treppenhaus im Westflügel hinunter. An dieser Stelle stand vor drei Wochen Ranjit und hatte sie beobachtet. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie sehr sie sich an diesem Abend gefürchtet hatte, aber bei hellem Tageslicht wirkte die Treppe einfach nur schön und nicht bedrohlich. Unter ihr eilten andere Schüler unbefangen plaudernd und lachend auf den Speisesaal zu. Aus dem
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