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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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lange in der Tasche meines Parkas, bis ich ein Feuerzeug finde, und zünde dann einen Holzspan an. Meine Knie zittern. Ich bin froh, in die Hocke gehen zu können, ich halte mich am Ofen fest und starre auf die Flamme, die langsam an den Holzscheiten leckt und größer wird, doch behagliche Wärme breitet sich nicht aus. Oder kann ich sie nicht fühlen?
    »Habt ihr das Reinigungsritual durchgeführt? Habt ihr gefastet? Wer hat euch vorbereitet?«
    »Die Frau hat gesagt, wir sind die Ausgeburt des Bösen.«
    »Das ist nichts, was wir jetzt klären müssen.« Indie wirft mir einen bösen Blick zu.
    Ich lege meine Hände gegen den Ofen, doch die Wärme will nicht zu mir durchdringen.
    »Sie hat gesagt, so steht es geschrieben.«
    »Die sah aus, als könnte sie gar nicht lesen«, fährt mich Indie an. »Außerdem gibt es jetzt wichtigere Dinge als eine verrückte Wölfin. Du siehst doch, dass Emma verletzt ist.«
    »Was hat sie damit gemeint?« Ich drehe mich langsam um und sehe in Emmas Augen. Sie sind hellgrün und klar, so wie Indies. Ihre Wimpern sind blass, genau wie ihre Augenbrauen, ihre Stirn ist hoch und ihr Haar rot mit silbernen Fäden darin. Und obwohl die Jahre sich in ihr Gesicht gegraben haben, kann man auch jetzt noch sehen, dass sie einmal sehr schön gewesen sein muss. Sie hat keine Ähnlichkeit mit Granny. Und nicht mit mir.
    »Sie meint die Prophezeiung.«
    »Die Prophezeiung. Und?«
    »Die Prophezeiung spricht von der Person, die das Ende der dunklen Engel bringen wird. Ernestine war sich sicher, dass sie es ist. Dass sie damit gemeint ist. Sie war wie besessen davon. Sie und eure Ururgroßmutter Victoria. Sie haben über den Schriften gegrübelt. Woche um Woche haben sie damit zugebracht, sie zu deuten, und sind zu dem Schluss gekommen …«
    »Zu welchem Schluss?«
    Emma runzelt die Stirn.
    »Verdammt, Dawna!«, sagt sie und die plötzliche Kraft in ihrer Stimme lässt mich zusammenzucken. »Es lief alles nach Plan, wir haben alles so gemacht wie in der Prophezeiung vorbestimmt. Selbst als der Sucher euch fand, war für alles gesorgt. Ernestine hat für alles gesorgt. Aber sie konnte nicht ahnen, dass sich Chakal gegen den Vertrag wenden würde. Du hast keinen Grund, mir zu misstrauen.«
    »Zu welchem Schluss ist Granny gekommen?«
    Emma seufzt und steht schwerfällig auf. Die Wunde an ihrem Bein beginnt zu bluten und sie presst ihre Hand gegen das rot befleckte Tuch.
    »Dass es an uns ist, alles zu beenden. Victoria hat den Orden um Hilfe gebeten, doch sie haben ihr nicht geglaubt. Sie haben es als Spinnerei abgetan, Victorias Pläne waren zu riskant. Sie wollte alles auf eine Karte setzen und Azrael vernichten. Könnt ihr euch vorstellen, was das für den Orden bedeutet hat? Der Orden wollte die Verantwortung für so eine riskante Aktion nicht tragen. Wenn die Interpretation von Victoria und eurer Granny nicht richtig gewesen wäre, hätte dies das Ende der Menschheit bedeutet! Sie haben abgelehnt und Victoria hat sich vom Orden gelöst. Sie hat Ernestine und mich selbst ausgebildet, selbst initiiert. Ich verschwand und Ernestine bekam eine Tochter. Eure Mutter.«
    »Und dann?«, flüstere ich.
    »Sie hat den Mut, sich von allem zu lösen, sie verbindet sich mit der Kraft des Bösen. Aus dieser Verbindung gehen hervor, die, die schließen das Engelstor, die mächtigsten Hüterinnen, die jemals geboren, an keinem von vielen Engelstoren …« Emmas Stimme bricht. »Ernestine musste dafür sorgen, dass eure Mutter ihn traf. Ihn. Einen von ihnen. Und es ist ihr gelungen.«
    Die Erkenntnis trifft mich mit aller Wucht. Ich sehe in Indies verzweifeltes Gesicht und taumle zurück, ich verheddere mich in den schwarzen Vorhang und reiße ihn zu Boden, mein Körper scheint mir nicht mehr zu gehorchen, wie in Zeitlupe stürzt alles auf mich ein, Emmas Worte, die Enge im Inneren des Wagens, mein eigener Herzschlag. Wir sind die Kinder des Bösen. Indie und ich.
    Er war so unglaublich schön … wispert Mums Stimme … ich hab ihn beim Wasserturm getroffen …
    »Wie geht das Gedicht weiter?«
    »Es ist so lange her, Dawna, die Erinnerung ist eine seltsame Sache …«, wieder bricht Emma ab, doch dann besinnt sie sich, »… habt acht, diese Worte sollen euch nützen, euch in der Stunde des Kampfes beschützen: Der Sucher soll sie finden, der Verführer soll sie binden, die Dienerin hält die Hüterin ab, der Händler bringt ihr Liebstes zu Grab … Der Händler gelangt durch die Mutter zur Kraft, der Sucher

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