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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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angezogen zu werden, dass ich ihm freiwillig in die Arme laufe. Als wir so nahe sind, dass ich nur um den Wagen herumgehen hätte müssen, um Mum den Arm um die Schultern zu legen, bleiben wir stehen, horchen auf das, was gesprochen wird. Still legt Dawna ihre Stirn gegen den Zigeunerwagen und schließt die Augen, während ich die drei im Auge behalte.
    »Töte ihn nicht«, fleht Mum gerade Chakal an, der schon seine Waffe auf Shantani angelegt hat. »Bitte, lass ihn wenigstens erklären …«
    »Da gibt es nichts zu erklären«, stößt Chakal grimmig hervor. »Weißt du nicht, wer er ist?«
    Mum schluchzt auf.
    »Er ist der Vorbote des Bösen.«
    »Liebling«, klingt Shantanis Stimme sanft über den Platz. »Höre auf deine innere Stimme. Du weißt, wer ich bin. Du kannst nicht den ganzen Sommer vergessen haben, unseren Sommer. Erinnere dich …«
    Ich kotze gleich, denke ich, und ohne ihre Augen zu öffnen, packt Dawna wieder meine Hand und gibt mir die Kraft, die negativen Gedanken nicht zuzulassen.
    »Wieso bist du fortgegangen?«, schluchzt Mum. »Du musst doch gewusst haben, wie sehr … wie sehr ich dich liebe.«
    »Du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst habe«, erklärt Shantani voller Hingabe. »Ich kann dir alles erklären. Jede Minute. Jede Sekunde von der Zeit, die wir getrennt waren, habe ich deine Anwesenheit vermisst.«
    Mum schlägt sich die Hand vor den Mund und ich bin mir sicher, dass diese Worte den Weg ebnen für unseren Untergang.
    »Lass uns gemeinsam fortgehen, weit weg von hier, von unserem Alltag, von unseren Sorgen.« Sein mildes Lächeln ätzt sich mir bis in den Magen. »Lass uns noch einmal ganz von vorne anfangen.«
    Bevor ich mich bewegen kann, packt Dawna meinen Arm.
    »Ich schwöre, ich gehe über diesen Platz und KNALL ihm eine, mitten in seine fiese Fresse«, sage ich emotionslos. »Ich schwöre dir, ich mach ihn einfach platt.«
    »Ruhig«, murmelt Dawna, als würde sie mit einem wild gewordenen Pferd sprechen. »Und ich wette mit dir«, stoße ich angestrengt zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor, »dass Mum jedes einzelne beschissene Wort seines Geschwafels glaubt.«
    »Bleib hier, du weißt nicht, was du tust«, flüstert Dawna atemlos an meinem Ohr. »Mum wird es selbst schaffen. Sie muss. Sie weiß … sie wusste alles von Granny …«
    Vielleicht wusste sie alles, aber hat sie einmal in ihrem Leben etwas richtig gemacht? Ich kann einfach nicht glauben, dass jetzt dieser Moment gekommen sein soll! Mein Herz schlägt so wild in meiner Brust, dass ich es fast nicht mehr aushalte, still dazustehen.
    »Aber … « Mum stockt, sie geht einen winzigen Schritt nach vorne, bleibt aber doch stehen. »Meine Mädchen brauchen mich doch so sehr … «
    »Deine Mädchen sind erwachsen, sie brauchen nichts von dir, was nicht auch andere ihnen geben könnten«, erwidert er mit einem offenen Lächeln. »Mein Liebling. Meine abgöttisch geliebte … Victoria …«
    Mit einem unterdrückten Ächzen lege ich jetzt meine Stirn an den Zigeunerwagen. Ich brauche gar nicht hinzusehen, um zu wissen, was sich dort tut. Vermutlich zucken Mums Schultern vor Rührung, dass jetzt genau das, was sie sich immer gewünscht hat, eingetreten ist. Fucking Shantani ist zurück. Der Mann, um den sie sich wochenlang die Augen ausgeheult hat. Und jetzt ist er hier und fleht sie auf Knien an, zu ihm zu kommen und mit ihm zu gehen. In eine bessere Welt. Man kann Mum jetzt nur mit einem Gewehr helfen. Und wenn es sein muss, mache es ich. Aber noch immer hält Dawna meinen Arm wie einen Schraubstock fest.
    »Sie schafft das nicht«, zische ich. »Wie soll sie das ohne uns schaffen? Wie soll sie IRGENDETWAS auf dieser Welt ohne DICH schaffen?«
    Als ich mich zu Dawna umdrehe, sehe ich, dass sie weint. Die Tränen hinterlassen Spuren in ihrem Gesicht, sie bewegt sich nicht. Sie weint mit ihrer Mutter, aber sie hält mich noch immer fest.
    »Sie hat den Mut, sich von allem zu lösen. Sie verbindet sich mit der Kraft des Bösen«, flüstert sie tonlos. Ihr Gesicht ist inzwischen weiß wie der Schnee. Was heißt das?
    »Damit ist Granny gemeint, nicht Mum«, sage ich, obwohl ich weiß, dass es sie nicht trösten wird, und hilflos drehe ich mich von ihr weg, ich will Shantani nicht aus den Augen lassen. Ich weiß, was zu tun ist, Mum muss sich von Shantani lösen, sonst wird sie niemals die Initiation durchführen können. Er war es, der ihr Lernen verhindert hat. Er war es, der sich ständig zwischen uns und

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