Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Gabe.
40
Indie
F ür einen Moment verliere ich Dawna aus den Augen. Dann entdecke ich sie, als sie vom Dach eines Wagens springt, sie reißt ihre Waffe nach oben …
Gabe.
Er bringt Dawna kurzzeitig zum Wanken, ihre Glock fliegt weg und ich spurte los.
»Mein Ding«, keuche ich, als sie sich Gabe entgegenstellt. »Kümmere du dich um Lilli-Thi.«
Dawnas Augen blitzen zornig, als sie sich wieder aufrichtet, ihr Blick auf Gabe sagt alles. Keine zweiten Chancen. Ich drücke ihr das Koordinatenblatt in die Hand und sie läuft los, schnell, zielstrebig, effektiv. Im nächsten Moment trifft mich ein Schlag von der Seite und ich wirble zu Gabe herum. Er packt mich so schnell am T-Shirt, dass ich nicht ausweichen kann, und drückt mich gegen eine Wagenwand. Kurz bleibt mir die Luft weg.
»Ihr kommt zu spät«, flüstere ich und verenge meine Augen.
Er ist mir viel zu nah, ich sehe sein Gesicht vor mir und weiß, dass es nur einen einzigen Weg für mich gibt zu gewinnen. Ich muss meine Gefühle ausschalten. Mir vorstellen, er wäre irgendwer und nicht Gabe.
»Du denkst noch an letzten Sommer?«, will er wissen. Mit einem heftigen Stoß schubse ich ihn zurück, ziehe blitzschnell mein Bein hoch und kicke ihm so gegen die Brust, dass er zwei Schritte zurücktaumelt. Er weiß genau, wie er meine Konzentration untergräbt. Der Gedanke an den letzten Sommer macht mich schwach, aber ich werde jetzt nicht schwach sein. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Dawna zwischen zwei Wagen verschwindet, dieser Augenblick der Ablenkung genügt, dass mich Gabe schon wieder packen und gegen den nächsten Wagen drücken kann.
»Ja, ich denke noch an den letzten Sommer«, antworte ich und hoffe, dass man die Tränen nicht in meinen Augen schimmern sieht. »Ich denke an jeden einzelnen unserer Küsse.« Ich weiß, dass ich damit aufhören muss. Das Einzige, was ich jetzt tun muss, ist, ihn auszuschalten. Ich kann das, auf jede erdenkliche Art und Weise. Ich kann ihn mit einem einzigen Schlag töten. Der Gedanke daran nimmt mir fast den Atem.
»Und ich werde dich immer lieben«, gebe ich schwer atmend zu. Ich werde selbst sterben, wenn ich dich töten muss.
Wir sehen uns nur an, irgendetwas ist in seinen Augen, ist es eine kleine Unsicherheit? Oder hört er gerade auf das, was ihm Lilli-Thi eingibt? Was ihm Sam zuflüstert?
»Das Wissen, dass deine Zuneigung gespielt war, zerreißt mir mein Herz«, füge ich hinzu. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas gesagt. Noch nie in meinem Leben habe ich mein Innerstes so nach außen gekehrt. Aber jemand, der kurz davor ist, seinen Liebsten zu töten, ist nicht mehr der, der er früher war, und wird auch nie wieder zu dem werden.
»Indie«, sagt Gabe nur, sein Blick ist plötzlich so intensiv, dass ich einen Knoten im Hals bekomme.
Ich habe eine Aufgabe, die ich erfüllen muss. Und ich werde sie nicht vermasseln für jemanden, der mich verraten hat, der mich verachtet und alles, für das ich stehe.
Meine Schnelligkeit und meine Genauigkeit waren schon ohne die Initiation enorm. Jetzt habe ich aber auch die Kraft, um gegen jeden Mann auf dieser Welt zu kämpfen. Mein Tritt überrascht ihn so, dass er nach hinten taumelt. Mit ein paar schnellen Schlägen treibe ich ihn an den nächsten Wagen und drücke ihm meinen Ellbogen an den Hals.
»Auch wenn es mich umbringt«, sage ich.
Ich weiß nicht, wie es kommt, aber plötzlich küssen wir uns, nicht liebevoll, sondern leidenschaftlich und wild, und noch immer ist in mir der ungebrochene Wille, mit ihm zu kämpfen. Der Kuss scheint Stunden zu dauern, obwohl es bestimmt nur Sekunden sind, und während sich unsere Lippen berühren, beginne ich zu verstehen, was gerade passiert. Ich hatte ihn verloren, aber ich kann ihn zurückgewinnen. Meine Liebe ist eine starke Kraft, sie lenkt ihn, zieht ihn in meine Richtung. Sie ist stärker als die Macht von Lilli-Thi. Sie ist stärker als Sams Wille und Azraels Wunsch.
»Indie«, stößt Gabe gequält hervor. »Auch für mich war der Sommer …«
Seine Lippen senken sich wieder auf meine. Alles, denkt er, sie waren alles, sie haben mir gezeigt, wohin mein Weg gehen kann, wenn ich den Mut habe, mich von ihnen zu lösen.
Dann legt er mir seinen Ellbogen an den Hals und tut so, als würde er mir die Luft abdrücken.
»Wir müssen vorsichtig sein«, wispert er mir zu.
»Was haben sie vor?«, frage ich. »Wissen sie nicht, dass sie zu spät gekommen sind?« Dass wir bereits initiiert sind, dass sie
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