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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Eldora sein?» Ein Hustenanfall überkam ihn, und er gab sich Mühe, beim Husten das Boot nicht ins Schwanken zu bringen.
    «In Pinzkrit erzählt man sich, sie wäre das schrecklichste Monster, das es je gab», wusste Sihana zu berichten, und nur schon vom Erzählen wurde den Zuhörern übel. «Es heißt, sie würde sich so lautlos anschleichen, dass man sie erst sieht, wenn es bereits zu spät ist. Die einen sagen, sie wäre eine Art Riesenschlange, die andern behaupten, sie wäre so was wie ein Fleischfisch, nur dreimal so groß. Andere sagen sogar, sie hätte Flügel und könne sowohl aus dem Wasser wie auch aus der Luft angreifen.»
    «Hör bitte auf», bat Ephrion sie mit kläglicher Stimme, «mir ist schon ganz schlecht. Wie sollen wir hier je wieder lebend herauskommen? Wir wissen nicht einmal, wie wir das Monster besiegen können.»
    «Vielleicht hilft uns das Rätsel weiter, das Hubertus uns aufgab», überlegte Aliyah. «Und sieht sie dem tödlichsten Feind ins Gesicht, zerfällt ihre Macht, und der Zauber zerbricht. Wir müssen herausfinden, wer Eldoras tödlichster Feind ist, und es irgendwie schaffen, dass sie diesem Todfeind begegnet. Vielleicht gibt es ja noch ein zweites Monster im Sumpf, und wenn sie sich begegnen, zerfleischen sie sich gegenseitig. Miro, du bist doch das Denkgenie. Hast du keine Idee?»
    Miro gab keine Antwort. Die Werfische wollten ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Mit gerunzelter Stirn ließ er seinen Blick über den Sumpf gleiten, jederzeit darauf gefasst, neben dem Boot ein paar gespaltene Schwanzflossen zu entdecken. Aber alles war ruhig.
    «Eine deiner Visionen wäre jetzt ganz hilfreich, Aliyah», überlegte Ephrion. Aliyah ging nicht darauf ein und zermarterte sich weiter das Gehirn in dem Versuch, die Bedeutung von Hubertus’ Worten herauszufiltern.
    «Ihr tödlichster Feind. Wer könnte das sein? Und was meinte er mit: Doch wer es versteht, ihre Waffe zu drehn, nur der kann dem Kreislauf des Todes entgehn. Was für eine Waffe könnte damit gemeint sein? Miro, streng deine grauen Gehirnzellen an und denk nach.» Doch das Einzige, worüber Miro im Moment nachdenken konnte, waren die Werfische und wie sie es heil aus diesem Sumpf schaffen sollten, ohne diesen fleischfressenden Raubfischen in die Quere zu kommen.
    «Lasst die Bestie ruhig kommen», knurrte Joash aus dem Heck des Schiffchens, «was auch immer sie ist, ey: Ich zermalme ihr alle Knochen.»
    Aliyah schüttelte überzeugt den Kopf. «Wir müssen erst das Rätsel lösen. Anders werden wir sie nicht besiegen. Das Rätsel ist unsere einzige Chance.»
    «Und was ist, wenn sie uns vorher findet?», fragte Sihana.
    Die Frage blieb unbeantwortet. Schweigend griffen Joash und Ephrion wieder nach den Paddeln und fuhren weiter, tiefer und tiefer in die Ewigen Sümpfe hinein, ohne zu wissen, was dort in der Dunkelheit auf sie lauerte. Und wenn sie ehrlich zu sich waren, so wollten sie es auch gar nicht wissen.

37
    Drei Jahre zuvor …
    «Ich glaube, Mimi ist gestorben!»
    Der elfjährige Ephrion sah von seinen Schularbeiten auf. Sein sechsjähriger Bruder Nicolo kniete vor dem Käfig seines Hamsters und wedelte mit einem Salatblatt vor dessen Kopf herum. Doch das Tierchen machte keinen Mucks.
    «Vielleicht schläft er ja nur», meinte Ephrion, während er seinen Federkiel ins Tintenfass tauchte, um die nächsten Worte seines geistreichen Aufsatzes zu Papier zu bringen.
    «Er schläft nicht», sagte Nicolo, während er den Käfig öffnete und von oben hineingriff. «Er ist ganz kalt!»
    Der Sechsjährige liebte seinen Hamster über alles. Er hatte sich immer ein Haustier gewünscht, und zu seinem fünften Geburtstag hatten ihm die Eltern Mimi geschenkt, ein putzmunteres kleines Kerlchen mit goldbraunem Fell und kleinen schwarzen Äuglein. Ephrion hatte ihm sogar ein Laufrad gebastelt, und Mimi war ganz verrückt danach gewesen und hatte darauf täglich mindestens eine Meile abgerannt, als wolle er einen Marathonlauf gewinnen. Doch jetzt lag er einfach neben seinem Laufrad und rührte sich nicht.
    «Komm schon, wach auf, Mimi!» Vorsichtig hob Nicolo das geliebte Tierchen aus dem Käfig und kämpfte gegen seine Gefühle an. Er war ein zäher kleiner Bursche, der kaum je eine Träne vergoss. Aber beim Anblick des toten Hamsters wurden seine Augen auf einmal feucht. Ephrion sah, wie er sich heimlich mit dem Ärmel seines Pullovers über die Augen wischte.
    «Du weinst ja», stellte Ephrion fest, aber das hätte er lieber nicht

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