Dark Future: Herz aus Eis
wie eine Kämpferin benahm. Ihre Hand glitt auf ihren Rücken, um nach dem Messer zu greifen.
Die Zeit der Rache war gekommen.
Die Luft kräuselte sich, und plötzlich jagte ein Schmerz durch ihr Handgelenk, als Banes Stiefel auf Haut und Muskeln und Knochen traf. Ihre Hand war taub, ihr Griff löste sich, und das Messer fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Bane lachte, als sie keuchte und die Hand ausschüttelte, um wieder Gefühl in das taube Körperteil zu bekommen.
»Nachtsichtgerät, meine Süße«, flüsterte er als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. »Ich kann dich sehen, aber du mich nicht. Das verleiht dem Spielchen noch eine zusätzliche reizvolle Dimension, findest du nicht?«
»Noch besser wäre es, wenn ich eines hätte«, murmelte sie und zog sich vom Klang seiner Stimme zurück. Wo steckte Wizard? Wusste er, dass Bane jetzt ebenso wie er im Dunkeln sehen konnte und dass er keinen Vorteil mehr hatte?
Banes Finger schlossen sich um ihren Arm, vergruben sich in ihr Fleisch, taten ihr weh. Sie weigerte sich, ein Zeichen von Schwäche zu zeigen, weigerte sich, gegen seinen Griff anzukämpfen. Genau das wollte er erreichen. Er würde es genießen.
Sie spähte in die Dunkelheit und versuchte zu erkennen, wie viele Männer er mitgebracht hatte. Einen? Zehn?
Ihre Erfolgsaussichten hatten sich plötzlich dramatisch verschlechtert, doch diese Möglichkeit hatte sie ebenfalls bedacht. Wie auch immer – Duncan Banes Schreckensherrschaft würde heute Nacht zu Ende gehen.
Die Geräusche eines Handgemenges wehten durch die eisige Nacht zu ihr herüber. Ein gellender Schrei drang an ihr Ohr, und dann fiel etwas Schweres zu Boden. Wizard musste einen Wachposten ausgeschaltet haben. Raina nutzte die Ablenkung zu ihrem Vorteil, ließ sich fallen und rollte von Bane weg. Sie holte aus und verspürte eine tiefe Befriedigung, als ihr wohlplazierter Tritt Banes Schienbein traf. Sein unterdrücktes Zischen war schon Belohnung genug.
»Schlampe!«
Sie rollte weiter, hoffte, ihm dadurch zu entkommen. Er traf sie hart in die Rippen, und sie schrie den Schmerz heraus, der sie durchzuckte. Bane drehte sie mit seiner Stiefelspitze auf den Rücken, trat ihr dann aufs Brustbein und hielt sie so auf dem Boden fest.
»Ich werde mit dir verhandeln, Söldner«, rief er. »Obwohl du so viele wertlose Leben genommen hast, werde ich dir deines anbieten. Wenn du dein Leben behalten willst und … lass mich den Gewinn noch erhöhen … das Leben dieser jämmerlichen Rebellen, dann überlass mir das Mädchen. Verschwinde, Söldner. Verschwinde, und ich rufe die Eispiraten zurück. Ich werde deine klägliche Truppe von zerlumpten Kämpfern am Leben lassen, damit sie die schwachen Strahlen der Morgensonne noch sehen.«
Raina legte die Hände um Banes Knöchel und versuchte, seinen Fuß wegzuschieben, aber ihr Handgelenk war noch immer taub von dem Tritt, den er ihr zuvor verpasst hatte. Sie bemühte sich, genug Luft zu holen, um Wizard warnen zu können.
Vertrau ihm nicht. Sein Angebot ist ein Trick, um dich aufs freie Feld zu locken, wo er dich abknallen kann wie einen Hund.
Doch Wizard würde es selbst wissen. Er war zu klug, um es sich nicht denken zu können.
»Söldner, was ist dir das Leben deiner Schwester wert?«
Bei seinen Worten wurde Raina übel. War Yuriko auf dem Weg hierher? Gehörte sie zu den Leuten, die Wizard schützen wollte?
»Das Leben deiner Schwester, Söldner. Nicht Yuriko. Nein.« Bane kicherte über einen Witz, den nur er verstand. »Deine
andere
Schwester. Tatiana. Tatiana. Wo ist Tatiana?«
Tatiana.
Raina dachte an das Mädchen, das sie kennengelernt hatte, als sie als Kind von Bane gefangen gehalten worden war. Das Mädchen, das sie hatte zurücklassen müssen. Ana. Dunkles Haar. Große graue Augen, die mehr zu sehen schienen, als da war. Die Puzzleteile fügten sich allmählich zusammen.
Ana
war
Tatiana,
Wizards Schwester. Am Leben? Und Bane wusste etwas über sie und ließ dieses Wissen wie eine verdammte vergammelte Möhre vor Wizards Nase baumeln.
Verflucht.
Konnte es noch schlimmer kommen?
Bane verstärkte den Druck auf ihre Brust und rammte ihr im nächsten Moment den Griff seiner Plasmakanone in den Solarplexus. Ihr blieb die Luft weg.
Okay. Das war schlimmer.
»Und du, Raina Bowen, was ist dir das Leben dieses Söldners wert? Ergib dich jetzt, und ich werde ihn gehen lassen – lebendig und an einem Stück. Ich mache dir dieses Angebot nur ein einziges Mal. Ich bin gerade
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