Dark Future: Herz aus Feuer
Wahrscheinlichkeit, dass sie rechtzeitig, um alle zu retten, eine Behandlungsmöglichkeit oder einen Impfstoff fanden oder die Krankheit unter Kontrolle bekamen, war genauso lächerlich.
Die Forscher in dem Labor hatten monate-, vielleicht sogar jahrelang genau daran gearbeitet. Und alles, was sie erschaffen hatten, war der Tod.
Die Verzweiflung, die meinen verrückten Begleiter berührt, berührt auch mich.
Nur war er dieses Mal der verrückte Begleiter, und sie war diejenige, die auf Erleuchtung hoffte.
»Das hier ist nicht nur eine vergebliche Mission«, sagte sie. »Es ist eine Selbstmordmission. Wir stellen uns gegen Ward, und er wird wahrscheinlich von einer ganzen Armee beschützt.«
Sein Lächeln war ein finsteres, freudloses Verziehen der Mundwinkel. »Sagen wir einfach, dass ich hoffe, ein paar Verbündete zu gewinnen. Lamia hat ihr Talent am Kommunikator bewiesen und ein bisschen gezaubert, ehe wir aufgebrochen sind. Sie hat eine Verabredung eingefädelt. Wir sollten in ein paar Stunden am vereinbarten Treffpunkt sein.« Er schwieg einen Moment lang, und sie spürten das Dröhnen und Vibrieren des Motors. Dann warf er ihr einen Blick zu und schloss: »Im Übrigen sind wir ein gutes Team. Du und ich.«
»Das, und … für dreihundert Interdollar kannst du deinen Tank komplett mit Wasserstoff befüllen.«
»Höre ich da eine Spur Sarkasmus heraus?«
Sie zuckte mit den Achseln. Gutes Team hin oder her – sie waren nur zu zweit.
Ja, sie war genetisch verbessert, was sicherlich von Vorteil war. Sie betrachtete ihr verletztes Handgelenk und versuchte, ihre Finger zu beugen. Vergeblich.
Ja, sie erholte sich außergewöhnlich schnell. Doch Tod war Tod. Das galt auch für sie. Ward hatte viele, die ihm treu ergeben waren.
In jedem Fall musste sie am Leben bleiben. Zumindest so lange, dass sie es zurück in das Labor schaffte. Denn falls Tristans verrückter Plan, den er ihr bis jetzt noch nicht verraten hatte, scheitern sollte, würde sie unter die Erde zurückkehren und tun müssen, was getan werden musste: Sie würde ihre Freunde töten und den letzten Rest ihrer Menschlichkeit fünfzig Meter unter dem gefrorenen Ödland begraben müssen.
Wieder sah sie zu Tristan und dann wieder weg. Sie konnte mit ihm reden, wenn sie es wollte. Sie konnte mit ihm über die Verwirrung und den Schmerz und die Unsicherheit reden, die in ihr tobten.
Sie tat es nicht. Sie konnte es nicht tun. Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
Ja, die Sache mit der menschlichen Interaktion musste sie noch üben. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie sagen sollte.
»Stopp«, befahl sie und war ein bisschen überrascht, als er genau das tat. Schlitternd kam er zum Stehen, und der Truck brach durch die plötzliche Bremsung hinten aus.
»Was ist?«
Einige Meter neben ihrer Route war ein Loch in der dicken Eisschicht, die auf den schwarzen, eisigen Tiefen des Ozeans trieb. Es war ungefähr so lang und breit wie ein
Janson
-Truck. In dem dunklen Wasser schimmerten und tanzten die Reflexionen des Mondes und der Sterne.
Ohne ihm zu antworten, machte Tatiana ihre Tür auf und kletterte aus dem Sattelzug. Sie ging über das Eis zu dem Loch. Das Zuschlagen einer Tür hallte durch die Nacht, als Tristan ihr folgte.
»Was ist?«, fragte er wieder.
Als sie sich näherten, durchbrach der glatte, geschwungene Rücken eines weißen Wals – eines Belugawals – sanft die Wasseroberfläche. Der Kopf und die Schwanzflosse blieben unter Wasser. Eine Fontäne stob auf, als die Kreatur Luft holte.
Tatiana sah zu, wie der gebogene Rücken des Tieres sich bewegte und dann im dunklen kalten Wasser verschwand.
Einen Augenblick später nahm ein zweiter Wal seinen Platz ein und kam an die Oberfläche, um einen lebenspendenden Luftzug zu machen und dann wieder in das tiefe Dunkel zu sinken.
Als Tristan an ihre Seite trat, Schulter an Schulter, bemerkte sie, dass die Ränder des Lochs erhaben waren. Die Bewegungen der Wale wühlten das Wasser auf, das auf das Eis schwappte und dort zu einer festen Kante gefror. Diese Wale waren schon eine sehr lange Zeit hier.
Die Augen leicht zusammengekniffen, drehte sie sich, um nach rechts zu schauen. Es war nichts zu sehen außer einer weißen Ebene und durch den Wind hochgewirbeltem Schnee. Die Eisschollen waren zu einer kompakten Schicht geworden, und es war keine Stelle in Sicht, an der die Wale hätten auftauchen und Luft holen können.
Sie waren hier gefangen. Gefangen durch das Eis.
Diese
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