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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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entgegen, um seine Aufmerksamkeit auf die Interdollar zu lenken. »Reicht das?«
    Er machte weder Anstalten, das Geld anzunehmen, noch, es abzulehnen. Aber der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte, dass er eher Richtung »ablehnen« tendierte. Und das machte sie misstrauisch.
    Vielleicht war der Betrag zu gering?
    Sie zählte noch ein paar Scheine ab. Die letzte Füllung hatte weniger als dreihundert gekostet, doch das war mehr als sechshundert Kilometer weiter südlich gewesen, an der Füllstation der Linie 64 . Die Preise waren hier, tief im Ödland, vermutlich höher. Wasserstofffüllungen wurden so weit ab vom ICW , dem wichtigsten Highway, wahrscheinlich mit Aufpreis verkauft. Das Ödland war absolut kapitalistisch.
    »Mehr?«
    »Nein, dreihundert reichen«, entgegnete er und trat zu ihr, um das Geld entgegenzunehmen. Seine Miene war unergründlich.
    Sie spürte ein seltsames Zögern, als das Geld den Besitzer wechselte, so als würde er es nur sehr ungern von ihr annehmen. Sie war froh, dass er es trotzdem tat. Sie bezahlte immer. Wenn es etwas umsonst geben sollte, war sie misstrauisch, denn irgendwann musste man der unvermeidlichen Wahrheit ins Gesicht sehen: Nichts war umsonst.
    Ward hatte ihr das bei ihrer ersten Begegnung beigebracht – nur hatte sie es damals noch nicht gewusst.
    Ich nehme dich mit ans Tageslicht, Tatiana. Würde dir das gefallen? Ein Spaziergang im Tageslicht? Nein, ich erwarte keine Gegenleistung. Überhaupt nicht.
    Damals hatte er das auch nicht getan. Erst viel, viel später.
    Nachdem der Tank des Schneemobils befüllt war, stellte Tatiana die Pumpe wieder zurück. Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf, und das Gefühl, beobachtet zu werden, kroch über ihre Haut. Sie drehte sich um und suchte die Umgebung ab. Ihr Blick glitt über das Geländer auf der Galerie zu den drei Haupttunneln und schließlich zu ihrem Scooter, der im Schatten der Wasserstofftanks stand.
    Sie sah zu Tristan und erwischte ihn dabei, wie er sie nachdenklich mit diesen erstaunlich ozeanblauen Augen musterte. Also vertraute er ihr wahrscheinlich genauso wie sie ihm. Nicht ungewöhnlich. Im Ödland zu leben erzeugte eine gewisse Wachsamkeit.
    Dieser Ort weckte in ihr das Gefühl, eingesperrt zu sein. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass es außer dem Lift hinter ihr, der durch einen Code und eine Netzhauterkennung gesichert war, keine weiteren Aufzüge gab.
    »Also, was hat es mit all diesen Sicherheitsvorkehrungen auf sich?«, fragte sie. »Kann jeder rein und raus, solange er gescannt wird? Oder ist das nur ein Weg, um Besucher im Auge zu behalten?«
    Sein Brustkorb hob sich, als er tief einatmete. Dass er so lange brauchte, um etwas zu erwidern, gab ihr eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie seine Antwort lauten würde. Und das gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Also bin ich hier unten eingesperrt?« Sie hatte noch ein paar Tricks in der Hinterhand, aber das musste er nicht wissen. Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Wie ist der Typ dann entkommen? Ist er an den Aufzugkabeln raufgeklettert?«
    »Das wäre eine echte Meisterleistung. Wir befinden uns fünfzig Meter unter der Erdoberfläche.«
    Sie beschloss, nicht zu erwähnen, dass sie es schaffen konnte. Es war nicht sinnvoll, ihm gratis Geheimnisse zu offenbaren.
    Sie rechnete schon nicht mehr mit einer Erwiderung, als er unvermittelt fortfuhr: »Seine Flucht ist der Grund dafür, dass ich die Anlage verriegele.«
    Aha.
»Also komme ich hier nur raus, wenn du die Netzhauterkennung machst und den Weg freigibst?«
    »Ja.« Er gab sich keine Mühe, diese Tatsache zu verhehlen. Bedeutete das, dass er den Scan machen und sie an die Oberfläche zurückkehren lassen würde, wann immer sie es wollte? Oder hatte er vor, sie hier unten gefangen zu halten?
    In dieser Situation kamen beide Möglichkeiten in Frage.
    Sie hielt den Blick auf ihn gerichtet. Es wäre doch eine Schande, wenn diesen hübschen Augen irgendetwas zustoßen würde, dachte sie bei sich. Aber wenn sie die Wahl hatte, hier unten zu bleiben oder eine seiner Netzhäute zu benutzen, um das Sicherungssystem des Lifts zu umgehen, würde sie sich für Letzteres entscheiden. Zeit für Bedauern wäre später noch genug.
    Denn sie hatte nicht vor, viele Meter unter der Erde gefangen zu sein. Nie mehr.
    »Essen?«, bot Tristan an, und seine sanfte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    »Essen klingt gut.«
    Er durchquerte den großen leeren Raum, blieb am anderen Ende vor dem Eingang zu

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