Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
Vom Netzwerk:
rattenfreie Zone mehr.«
    Er erzählte ihr nichts Neues, aber es kam ihr komisch vor, dass
er
es wusste. Was Sozialkompetenz anging, war sie etwas unterentwickelt, doch selbst sie wusste, dass die Geschichte der Ratten nicht gerade ganz oben auf der Liste der Leseempfehlungen stand.
    Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was er ihr mit der Geschichte sagen wollte.
    »Du klingst wie der Gästeführer im Baumgarten in New Edmonton«, sagte sie.
    »Ja, das stimmt.« Er sah kurz zu ihr, ohne anzuhalten. »Aber was ich damit sagen will, ist, dass es keine Aktion gibt, die nicht auch eine Reaktion hervorruft. Alles verbindet sich zu einer nahtlosen Folge.«
    Toll. Also war er ein philosophischer Killer. »Wie zum Beispiel, dass es den Tod eines Mannes zur Folge hat, wenn man dessen Genick bricht?«
    »Sozusagen.« Er blieb nicht stehen, sah sich nicht um, doch irgendwie hatte sie den Eindruck, dass er nicht gern daran erinnert wurde. »Wann hast du denn den Baumgarten besucht?«
    »Vor zwei Monaten.« Die Erinnerung daran reizte ihre Sinne. Sie dachte an den starken Duft des Laubs zurück, so wundervoll. »Ich wollte einen echten Orangenbaum sehen. Es war eine erstaunliche Erfahrung. Ich war so begeistert, dass ich mich ein zweites Mal hineinschlich und die ›Ein-Besuch-pro-Jahr‹-Regel umging. Ich musste einfach diesen Duft noch mal in mich aufnehmen, verstehst du?«
    Seine Schultern waren mit einem Mal angespannt, und er erhöhte das Tempo.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Das Neue Kommando hat den Baumgarten in der letzten Woche abholzen lassen. Der Kerl, der neuerdings dafür zuständig ist, meinte, dass die Bäume ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen. Dass sie Träger von Viroiden seien.«
    Sie hatten den Baumgarten zerstört. Das Entsetzen darüber erfasste sie wie ein brutaler Schlag in den Magen. Sie schluckte und zwang die Worte an dem Kloß vorbei, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.
    »Die Bäume … Alle? Sie haben sie
abgeschlagen?
Du meinst, dass nichts mehr übrig ist?«
    »Ja.«
    »Du hast von dem Kerl gesprochen, der neuerdings dafür zuständig ist. Wer ist es?« Aber sie kannte die Antwort bereits. Der Neue war die Schlange, die sich am schnellsten unter ihrem Stein hervorgeschlängelt hatte, nachdem Duncan Bane getötet worden war.
    »Ein Typ namens Gavin Ward.« Sein Ton klang scharf, als er das sagte.
    Mistkerl, verfluchter Mistkerl. Ward hatte den Baumgarten zerstört, weil er herausgefunden hatte, dass sie dort gewesen war. Es war keine Einbildung und auch kein Verfolgungswahn, die sie so sicher machten. Sie wusste es tief in ihrem Innern.
    Offenbar war sie vom Gesichtserkennungsprogramm erfasst worden, als sie sich ein zweites Mal hineingeschlichen hatte. Und er war informiert worden, weil er einen Fahndungsbefehl über sie herausgegeben hatte. Wenn sie sich die Zeit genommen hätte, um darüber nachzudenken, hätte sie mit so etwas rechnen können. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie nicht daran gedacht hatte.
    Ward hatte all die Bäume – etwas so Perfektes, Wundervolles, Seltenes – vernichtet, um ihr eine Botschaft zu senden.
    Die Botschaft war dieselbe wie die, als er sie gezwungen hatte zuzusehen, wie er einen Mann mit seltsamen Tumoren bei lebendigem Leib sezierte. Er hatte seinem Opfer kein Betäubungsmittel verabreicht. Mit ihrer Fähigkeit, die Emotionen und Gedanken anderer zu spüren, hatte Tatiana jede Sekunde des Grauens mit dem Mann, der auf den Operationstisch gefesselt war, zusammen erlebt.
    Ward hatte ihr damals weh tun wollen, und er wollte ihr jetzt weh tun. Und er wollte, dass sie wusste, dass er die Kontrolle über sie hatte – selbst aus der Ferne.
    Sie atmete aus und lief schneller, um Tristan einzuholen, der nach rechts abbog. Die Wände des Tunnels hatten eine grünliche Farbe, die von den Lumi-Lichtern stammte, die ungefähr alle zwölf Schritte an der Wand hingen. Altmodische Lumi-Lichter. Genau wie die altmodischen Scooter und die Kleidung. Dieser Ort wirkte jahrzehntealt, als wäre er vergraben und vergessen worden.
    Genau wie sie vergraben und vergessen worden war. Versteckt und vergessen. Von der Welt, aber nicht von Ward. Er hatte sie nicht vergessen.
    Verflucht. Sie musste aufhören, ihre Gedanken in diese Richtung zu lenken.
    Also konzentrierte sie sich auf Tristans breiten Rücken und folgte ihm. Sie sah nur zu ihm, nicht auf die Wände, die so nahe waren, oder in die dunklen Korridore, die wie in einem verschachtelten Labyrinth überall

Weitere Kostenlose Bücher