Dark Future: Herz aus Feuer
einem Korridor stehen und wartete. Dass sie vorausging? War es wieder diese Sache mit »Nach dir«, oder hielt er nach etwas Bestimmtem Ausschau?
Er stand ganz still da, die Haltung lässig, kein Anzeichen von Ungeduld oder Nervosität. Doch zugleich wirkte er wachsam, als würde seinem scharfen Blick nichts entgehen.
Sie nahm ihre AT 450 -Plasmapistole aus der Halterung an ihrem
Morgat
und schob sie in das Holster, das zwischen ihren Schulterblättern hing. Dann zog sie das Messer aus der Scheide auf ihrem Armaturenbrett und schob es in ein Futteral in ihrem Stiefel. Es war eine zusätzliche Absicherung für das Messer, das sie in einer Scheide am unteren Rücken trug.
Tristan beobachtete sie aufmerksam und mit unverhohlenem Interesse. An seinem Blick war nichts Unterschwelliges oder Verstecktes.
Sie beugte sich vor, stellte die Laserverriegelung am Armaturenbrett an und sicherte das System durch eine Stimmfreischaltung. Außerdem aktivierte sie mit einer unauffälligen Handbewegung noch einen Auslöser, so dass jeder, der ihr Fahrzeug stehlen wollte, einen Impulsbogen von fünfzigtausend Volt Elektrizität entfesselte, von denen fünfzehnhundert Volt direkt durch den Körper des Diebes jagten. Nicht genug, um tödlich zu sein, auf jeden Fall jedoch ausreichend, um unsägliche Schmerzen zu verursachen.
Sie ging nicht gern Risiken ein.
Sie schnappte sich die kleine Reisetasche, die sie immer griffbereit hatte, schlang sie sich über die Schulter und ging am Geländer entlang zum anderen Ende des Raumes, wo Tristan wartete.
Er erblickte ihre Tasche, und seine Finger zuckten. Für einen Moment hatte sie das bizarre Gefühl, dass er ihr anbieten wollte, die Tasche für sie zu tragen. Aber er schwieg.
»Du gehst vor. Du kennst den Weg«, sagte sie.
»Und du gibst mir mit deinem Waffenarsenal Rückendeckung.«
Nein, das würde sie nicht tun. »Ich achte auf niemandes Rücken, außer auf meinen eigenen.«
Langsam zog er einen Mundwinkel hoch, und das Grübchen in seiner Wange war wieder zu sehen. »Tja, Ehrlichkeit ist eine Tugend.«
»Schön zu wissen, dass ich wenigstens eine habe.«
Er lachte. »Du hast deine eigene Regel allerdings schon gebrochen. Du hast mir gegen die Plünderer Rückendeckung gegeben.«
Das hatte sie. Sie konnte nicht erklären, warum sie es getan hatte. Vielleicht, weil er sein Leben riskiert hatte, um ihren Arsch zu retten. »Wenn ich klug wäre, hätte ich das nicht getan.«
»Oh, ich glaube, dass du sehr klug bist, Ana. Daran habe ich keinen Zweifel.« Die sanfte und bedächtige Art, wie er es sagte – fast so, als würde er die Worte auf der Zunge schmecken –, weckte in ihr das Gefühl, als stände er sehr viel näher bei ihr, als er es tatsächlich tat, und als wären die Worte eine Liebkosung auf ihrer Haut.
Sein Blick glitt über sie. Mit einem Mal war sie atemlos.
Er wandte sich ab und ging durch eine flache, brackige Pfütze, die sich fast über die gesamte Breite des düsteren, grauen Korridors erstreckte. Wasser spritzte zu beiden Seiten seiner Stiefel weg. »Pass auf die Pfütze auf.«
Als ob sie die übersehen könnte.
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9. Kapitel
T ristan ging mit schnellen Schritten voran. Tatiana, die ihm folgte, lief um die erste und um die zweite Pfütze herum, nur um auf ihrem Weg durch den düsteren Gang auf weitere Wasserlachen zu treffen. Das Geräusch von Wasser, das stetig auf den Boden tropfte, und der Geruch von Moder begleiteten sie.
»Du könntest dich mal um die Reparatur der Rohre kümmern«, sagte sie und ging hinter Tristan her direkt durch die nächste Pfütze hindurch. Sie hatte es aufgegeben, dem Wasser ausweichen zu wollen.
»Das könnte ich«, erwiderte er, und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er sich entschlossen hatte, es nicht zu tun.
Sie gingen weiter, und sie konnte hören, wie das Summen des Generators in der Ferne mit jedem Schritt lauter wurde.
»Was nutzt ihr als Kraftquelle?«, fragte sie.
»Wasser. Eine unterirdische heiße Quelle liefert geothermische Energie, ergänzt durch Solarkollektoren, die draußen auf einem Hügel stehen.«
Einen Moment lang dachte sie darüber nach. »Mikro-Wasserkraft. Wasser wird mit der eigenen Strömung in das System geleitet und verlässt es in demselben Zustand wieder. Die Energie wird aus der Strömung des Wassers selbst gezogen. Effizient und beeindruckend.«
»Danke.«
Die Art, wie er das sagte, ließ die Vermutung zu, dass er an der Entwicklung des Systems mitgewirkt hatte. Er
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