DARK MISSION - Fegefeuer
rammte den Ellenbogen rückwärts in den Mann, der sich hinter ihm angeschlichen hatte. Beide, Silas und derMann, taumelten nach hinten. Silas aber fand Halt an der Flurwand, fing sich, ehe sein Angreifer sein Gleichgewicht wiederfand.
Der dunkelhaarige Mann streckte die Hand aus und krächzte etwas, das Silas nicht verstand.
Qualvoller Schmerz brauchte keine Worte.
Silas fiel auf die Knie, ächzte Unzusammenhängendes unter einer Welle schier unerträglicher Schmerzen. Lichterloh brannte der Schmerz in seinem Körper, fraß Silas von innen auf. Vielleicht brüllte er sogar vor Schmerz. Vielleicht versuchte er es auch nur. Agonie. Nervenzerfetzende Qual, die ihm die Haut vom Körper zu schälen schien, die sein Hirn sprengte, bis alles, was Silas sehen, alles, was Silas schmecken konnte, seine eigene Qual war.
Blau blitzte Licht auf, Eis und Feuer. Die Warnung kam spät, erst jetzt kroch der Schutzschild gegen Magie Silas’ Arm hoch. Viel zu langsam legte sich der Schild wie eine zweite künstliche Haut um Silas. Seine Muskeln spannten sich an, hart vor Überanstrengung. Aber Silas zwang sich zu atmen. Nachzudenken.
Den Schmerz auszuhalten.
»Das ist der Kerl«, hörte er jemanden sagen, als der Schutzschild des heiligen Zeichens den Schmerz genug dämpfte. »Und der ist zu Boden gegangen wie … he, Scheiße, da sieh mal einer an!«
Silas hatte sich wieder hoch auf die Beine gezwungen. Die Wände rechts und links von ihm führten ein unstetes Eigenleben, während er sich zusammenriss und zwischen ihnen seinen Gegnern entgegentrat. Mit kaltem Schweiß auf der Haut fixierte er die beiden Gestalten, die ihn anstarrten.
Der Blick des dunkelhaarigen Hexers verriet Überraschung, vielleicht sogar Respekt. Der Blick der Hexe neben ihm war forschend, interessiert.
»Na schön!« Die Hexe hob die Hand und hielt Silas die tätowierte Handfläche entgegen. »Jetzt bin ich an der Reihe.« Magie stürmte auf ihn ein. Gebündelt. Zornig. Höllisch zielgerichtet und sehr viel fokussierter.
Die Haut unter Silas’ rechtem Auge brannte. Aber dieser magische Angriff war nichts gegen den vorangegangenen des Hexers. Keine große Sache für den heiligen Schild, der gleißend blau glühte. Silas kämpfte sich vorwärts. Schritt für Schritt. »Na, kommt schon!«, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Silas!«
Jessies Schrei brachte die Magie ins Wanken, schwächte den Fokus so sehr, dass Silas sich auf seine Gegner werfen konnte. Er prallte gegen sie. Der Hexer konnte nach hinten springen und Silas so entkommen. Aber die Hexe nagelte er mit seinem Gewicht auf dem Boden fest. Zweimal schlug er ihr die Faust ins Gesicht; jeder Schlag riss ihr brutal den Kopf zur Seite. Aus dem Augenwinkel nahm Silas eine Bewegung wahr. Gerade rechtzeitig hob er den Kopf, um den Stiefel des Hexers mitten ins Gesicht zu bekommen.
Der Tritt schleuderte ihn zurück, katapultierte ihn von der Frau herunter. Silas grunzte und fluchte, als der Hexer seinen Vorteil nutzte und ihm einen Tritt in die Rippen verpasste. Silas’ Welt, alles, was er noch vor sich sah, verwandelte sich in einen Hagelsturm aus roten und weißen Sternen.
»Weg von ihm!« Jessie stürzte aus dem Badezimmer. Silas, der eben noch Sterne gesehen hatte, erkannte ein langes nacktes Bein. In ein Handtuch gehüllt, die Haare hingen ihr tropfnass um den Kopf, sprang Jessie dem Hexer auf den Rücken. Wie ein Äffchen klammerte sie sich an ihm fest und fuhr ihm mit den Fingernägeln durchs Gesicht.
Silas hievte sich hoch und revanchierte sich für den ihm erwiesenen verfluchten Scheißgefallen. Dem Kerl traten die Augen aus dem Kopf, als Silas ihn voll erwischte ein gut platzierter Tritt in die Eier. Der Hexer krümmte sich zusammen, brauchte einen ganzen Augenblick, um Luft zu bekommen, ehe er einen wilden, krächzenden Schrei ausstieß.
Silas riss Jessie von dem Rücken des Kerls herunter, beide Hände auf Taillenhöhe in das Handtuch gekrallt. »Lauf!«, befahl er und versetzte ihr einen Stoß in Richtung Wohnzimmer. Jessie machte drei Schritte, ehe sie erstarrte und Silas auflaufen ließ. »Bleib …«
Sie klammerte sich an ihn. »Runter!«
Die erste Kugel zerfetzte die Wand gleich neben seinem Kopf. Die zweite pfiff unmittelbar an seinem Ohr vorbei, genau in dem Sekundenbruchteil, als er Jessie am Handtuch packte und beiseitestieß. Mit zuviel Wucht landete sie auf dem Sofa und rutschte mit wild rudernden Armen und Beinen und einem Schrei auf den Lippen
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