Dark Moon
gibt.«
»Und er glaubt, dass ich diese Verbindung bin«, erwiderte ich nüchtern. »Das ist nicht gut.«
»Charles Solomon ist bereits aktiv geworden«, sagte Mom.
»Er ist mein Anwalt?« Ich lachte. Ausgerechnet der Gefährte der Vampirkönigin, ein Mann, dem ich nicht über den Weg traute, kümmerte sich um meinen Fall. Aber vielleicht war das gar nicht so verkehrt. Immerhin war Charles Solomon ziemlich mächtig. Wer wusste schon, welche Strippen er ziehen konnte, um uns aus dieser verkorksten Situation zu befreien?
»Wir warten ab«, sagte Mom und strich mir übers Haar. »Mehr können wir sowieso nicht tun. Erst einmal musst du gesund werden.« Sie stand auf. »Ich fahre nach Hause und gebe Grandma Bescheid, dass du aufgewacht bist.«
»Wie geht es ihr denn?«, fragte ich.
»Ich habe sie nur mit Mühe davon abhalten können, hier aufzukreuzen. Sie hat ihren Fuß zu stark belastet und muss sich schonen, obwohl sie halb verrückt ist vor Sorge um dich.« Mom gab mir einen Abschiedskuss. »Bis morgen.« Sie blickte Mark auffordernd an.
»Ich komme gleich, M s Garner.«
»Fünf Minuten«, sagte sie und verließ das Zimmer.
»Hey«, sagte er und versuchte zu lächeln.
Ich berührte seine Hand. »Hey«, antwortete ich.
»Es tut mir so leid«, flüsterte er. »Wenn ich gewusst hätte, in was ich dich da hineinziehe, wäre ich alleine gefahren.«
»Sei froh, dass es so gekommen ist.« Ich konnte meine Augen kaum noch aufhalten. »Sonst wärst du jetzt tot. Und damit wäre ich sicher ganz und gar nicht einverstanden gewesen.«
»Ich liebe dich.« Er beugte sich zu mir herab und gab mir einen Kuss.
»Ich dich auch.« Seine Stimme drang nur noch als gedämpftes Flüstern an mein Ohr. Als Mark die Tür hinter sich schloss, war ich bereits eingeschlafen.
Dads Besuch am anderen Morgen bekam ich nur halb mit. Ich hatte eine der Schwestern um ein Schmerzmittel gebeten, deshalb war ich ziemlich benommen, als mein Vater plötzlich mit einem Blumenstrauß am Bett stand. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen, aber seine Erleichterung schien so groß, dass sie ihn überwältigte. Natürlich wollte er genau wissen, was geschehen war. Und natürlich erzählte ich ihm das, was Mark auch der Polizei berichtet hatte. Er blieb den ganzen Tag bei mir, obwohl ich zwischendurch immer wieder wegdöste. Dad sprach kein Wort, sondern hielt nur meine Hand. Es tat gut, seine Nähe zu spüren. Erst als es dämmerte, verabschiedete er sich.
Kapitel
L ydia, wach auf.«
Ich öffnete die Augen. Dieser intensive Rosenduft kam garantiert nicht vom Blumenstrauß meines Vaters. Eine dunkle Gestalt stand in der Tür. Draußen im Korridor brannte nur noch das Nachtlicht.
»Hallo, Jack«, sagte ich matt.
»Darf ich reinkommen?«
»Natürlich«, sagte ich und lachte leise.
»Sag es.«
»Sag was?«, fragte ich.
»Bitte mich herein.«
»Jack, komm herein«, sagte ich immer noch ein wenig schwach und reichte ihm meine Hand, die er sofort ergriff. Ich spürte Angst, Sorge und Erleichterung.
»Deine Großmutter hat mir alles erzählt«, sagte er. »George Dupont hat dir das Leben gerettet und sitzt nun dafür im Gefängnis.«
»Charles Solomon hat den Fall bereits übernommen«, sagte ich. »Es sollte mich nicht wundern, wenn er Marks Vater wenigstens auf Bewährung freibekäme. Aber egal ob er im Gefängnis sitzt oder in Freiheit ist: Marks Vater schwebt in großer Gefahr.«
»Weil er sicher weiß, wer Keren wiedererweckt hat«, sagte Jack.
»Weil alle glauben, dass er es weiß«, verbesserte ich ihn. »George sagt, dass er keine Ahnung habe.«
»Vielleicht behauptet er das nur.«
»Warum?«, fragte ich. »Was hätte er davon?«
Jack antwortete mit einer Gegenfrage. »Und wenn es die Königin selbst war?«
»Das musst du mir genauer erklären.«
»Lilith McCleery ist eine stolze Frau. Dass ich ihr all die Jahre auf der Nase herumgetanzt habe, muss sie tief gekränkt haben.«
»Aber sie hat immerhin auf ihre Rache verzichtet! Sie hat dich wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.«
»Weil sie keine andere Wahl hatte«, sagte Mark. »Sie mag zwar die Königin von Nordamerika sein, aber sie ist nicht Nachtrabe, nur eine von den neun Fürstinnen und Fürsten, die den Hohen Rat bilden. Normalerweise dringt kaum etwas aus den Ratsversammlungen nach außen, aber es wird gemunkelt, dass Lilith McCleery unter gewaltigem Druck steht.«
»Du meinst, sie reicht dir die eine Hand zum Frieden und mit der anderen hält sie hinter ihrem Rücken
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