Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Liebe, müssen wir uns trennen.“
Ich riss meinen Blick von der Menge los. „Was soll das heißen?“
Er wedelte mit der Hand. „Dies sind die höchsten Edelleute meines Königreichs, von den anderen Königreichen ganz zu schweigen. Ich muss mich unter sie mischen und mir ihr Gesäusel anhören und so tun, als ob es mich interessiert. Du weißt ja, wie das ist.“
Panik durchschoss mich, als ich wieder zu den Gesichtern dieser ganzen Feinen sah. „Warum kann ich dich nicht begleiten? Ich meine, wir haben uns doch extra aufeinander abgestimmt und so weiter.“
„Weil ich einen besitzergreifenden und unsicheren Eindruck machen werde, wenn ich dich die ganze Nacht an meiner Seite behalte. Lasse ich dich aber deine eigenen Wege gehen, drückt das meine sichere Gewissheit aus, dass du das Fest mit mir zusammen verlassen wirst, ungeachtet aller sonstigen Verlockungen.“
„Oh mein Got t … die werden mich die ganze Nacht lang anbaggern.“
Er lachte. „Keine Sorge, denn weiter werden sie nicht gehe n – es sei denn, du möchtest es so. Jeder, der gegen deinen Willen Hand an dich legt, wird den Zorn meiner gesamten Wache auf sich ziehen, vom Großteil der Gäste ganz zu schweigen. Es wäre eine unerhörte Beleidigung.“
„Und doch könnte ich anscheinend mit jedem verschwinden, wenn ich Lust dazu hätte.“
„Natürlich. Du kannst tun und lassen, was du möchtest.“
„Wäre das denn nicht eine Beleidigung deiner Männlichkeit oder so etwas?“
„Durchaus. Aber dann würde ich eben mindestens fünf Frauen mit in mein Bett nehmen und meine Ehre wiederherstellen.“
„Oha. Dann bin ich dir ja regelrecht im Weg.“
„Keine Sorge. Das kann ich morgen nachholen, wenn du wieder weg bist.“
Ich schluckte und sah mich um. Die Scherze vermochten meine Befürchtungen nicht zu zerstreuen. „Ich kenne nicht einmal jemanden.“
Er wandte sich zu mir um und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich musste richtig darauf achten, eine entspannte Körperhaltung zu bewahren. Es war immer noch jedes Mal ein Schock, wenn er das tat.
„Dann wirst du sie wohl einfach kennenlernen müssen“, sagte er.
Er schlenderte zu der nächstbesten Gruppe von Gästen hinüber, die sich beeilten, ihn überschwänglich zu begrüßen. Ich kam mir blöd und linkisch vor und fragte mich, wohin ich gehen und mit wem ich mich unterhalten sollte. Ich hatte große Feste nicht so drauf. Ich verbrachte zu viel Zeit allein, um wirklich zu wissen, wie man sich auf einer so großen Gesellschaft benahm. Hinzu kam noch, dass es sich ausnahmslos um Bewohner der Anderswelt handelte. Zwei meiner größten Ängste addierten sich zu einem langen Abend.
„Wein?“, fragte ein Dienstmädchen, das plötzlich neben mir aufgetaucht war.
„Ja, bitte.“ Ich nahm einen Kelch von ihrem Tablett und trank hastig einen Schluck süßen, fruchtigen Wein. Dann wählte ich nach dem Zufallsprinzip eine Richtung aus und wurde nach fünf Schritten prompt von einem hochgewachsenen Feinen in scharlachrotem Samt aufgehalten. Er hatte schwarze Haare und einen sauber gestutzten Bart.
„Lady Markham“, sagte er schleimig, ergriff meine freie Hand und küsste sie. „Welche Freude, Euch endlich kennenzulernen. Ich bin Marcus, Herr von Danzia im Vogelbeerland.“
„Hallo“, sagte ich in dem sicheren Wissen, dass ich seinen Namen gleich wieder vergessen würde.
Er hielt meine Hand fest und ließ seinen Blick über mich schweifen. Auf einmal wünschte ich mir, nicht so ein figurnahes Kleid mit einem so tiefen Ausschnitt zu tragen.
„Ich muss sagen, ich habe Berichte über Eure Schönheit gehört, aber sie werden Euch nicht gerecht.“
„Danke.“
Ich versuchte, die Hand zurückzuziehen, aber er ließ es nicht zu.
„Meine Familie gehört schon seit der Auswanderung zum Hochadel. Wir sind berühmt für unsere wilden Krieger. Die Magie fließt machtvoll in unseren Adern, und wir rufen zumeist eines der Elemente an. Ich selbst besitze die Gabe der Beherrschung der Luft.“
Wie um diese Behauptung zu unterstreichen, spürte ich plötzlich eine winzige Brise auf meinen Armen.
„Meine Nachfolger werden ausgedehnte Besitzungen erben. Meine Familie hat stets Königshäusern in beratender Funktion gedient. Ich zum Beispiel erfreue mich einer engen persönlichen Freundschaft zu Katrice, der Vogelbeerkönigin. Sie ist eine mächtige Verbündete.“
Mir wurde klar, dass er mir rasch und effizient seine Abstammung darlegte, so wie ein Züchter mit dem
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