Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
und er wehrte sich nicht, als ich auch ihm den Sauerstoff entzog. In seinen Augen glitzerte Begreifen auf. Illusion oder nicht, er musste sich denken können, wer so leicht mit Luft und Wasser umgehen konnte– und mit Eisen.
„Dornenkönigin…“, brachte er heraus, als ihn die letzte Luft verlies. Ich sah zu, wie er ohnmächtig wurde, aber im letzten Moment gelang ihm ein schwächliches Flattern mit der Hand. Es kam kein Feuer, aber ich spürte, wie sich eine starke Hitzewelle ausbreitete. Sie tat mir nichts, aber in ihr lag eine physische Kraft, die die Luft zittern und die Mauern leicht erbeben ließ. Dann brach er zusammen.
Kiyo und ich standen dort zwischen den Soldaten– ob sie tot oder lebendig waren, wusste ich nicht– und wechselten einen Blick, dann sahen wir uns vorsichtig um. Weiter hinten stand immer noch Imanuelle; sie sah beeindruckt aus.
„Was zum Teufel war das?“, fragte ich.
„Ein Alarmsignal, schätze ich“, sagte sie.
„Mist.“
Ich drehte mich zu Jasmines Zelle um. Sie kauerte in der hintersten Ecke und sah mich mit großen, misstrauischen Augen an. Ihre eigentliche Spezialität war Wasser; die Luft beherrschte sie nur ansatzweise. Trotzdem musste sie die Stärke der von mir benutzten Magie gespürt haben. Wie auch der Wachsoldat wusste sie, dass nur wenige konnten, was ich getan hatte– aber ihre Augen sagten ihr, dass nicht ich dort stand. Ich war immer noch hinter Imanuelles Illusion verborgen.
Kiyo durchsuchte bereits die hingestreckten Soldaten und fand rasch einen Schlüssel. Wir öffneten die Zelle, aber Jasmine rührte sich nicht. Für das, was sie durchgemacht hatte, sah sie nicht allzu schlimm aus, aber mir war klar, dass einige der schlimmsten Dinge, die einem angetan werden konnten, kaum Spuren hinterließen. Ein kleiner Riss in ihrem Kleid und eine Prellung an ihrem Arm deuteten auf einen Kampf wahrscheinlich während ihrer eigentlichen Entführung hin. Außerdem, fiel mir auf, hatte sie immer noch die schmalen Eisenketten um die Handgelenke, die Girard mir zur Dämpfung ihrer Magie angefertigt hatte. Ihre Häscher hatten das zweifelsohne ebenfalls ganz praktisch gefunden.
Ich war nervös wegen des Alarms, von dem Imanuelle gesprochen hatte, und deutete zur Tür. „Jasmine, komm. Wir sind’s. Kiyo und ich.“
„Und mit ‚ich‘“, fügte Kiyo hinzu und zeigte in meine Richtung, „meint sie Eugenie.“
Jasmine zögerte, sah zwischen uns hin und her. „Wie ist das möglich?“
Imanuelle, die das andere Ende des Ganges im Auge behalten hatte, drehte sich hastig zur Zelle um. „Was glaubt Ihr? Mit Magie. Seht Euch an.“ Über Jasmines Gesichtszüge liefen Wellen, und gleich darauf starrten wir einen weiteren Vogelbeersoldaten an. Jasmine betrachtete verblüfft ihre Hände. Die Illusion wies keine Ketten auf, aber sie spürte sie sicher noch.
„Die Playlist von deinem iPod ist echt Schrott“, sagte ich, als sie immer noch zögerte. „Würde ein Feinensoldat so was sagen?“
„Nun kommt “, drängte Imanuelle. Sie hatte sich zuversichtlich gegeben, hier aus jeder gefährlichen Situation wegzukommen, aber die Chancen standen besser, wenn man gerade nicht in einem Gang stand, der sich leicht abriegeln ließ.
Jasmine war anscheinend zu dem Schluss gekommen, dass diese neue Entwicklung auch nicht schlimmer sein konnte als ihr gegenwärtiges Schicksal. Sie sprang auf und verließ die Zelle, folgte uns Richtung Treppe. Wir erreichten ohne Probleme das Erdgeschoss, aber dort herrschte Chaos. Soldaten liefen in die Richtung, aus der wir gekommen waren, und ich fragte mich, wie lange es dauern konnte, bis sie begriffen, dass wir die Einzigen waren, die nicht zum Verlies wollten.
Außer… dass das gar nicht passierte. In der Verwirrung stellte sich uns niemand in den Weg, als wir durch die Vordertür hinausgingen, aber auf dem Innengelände wimmelte es von Soldaten. Sie pferchten die verängstigten Flüchtlinge in einem gut bewachten Abschnitt zusammen, und die Tore in den Außenwänden waren verschlossen worden.
„Mist“, sagte ich erneut. Es war immer noch das einzig angemessene Wort, mit dem sich unsere Lage zusammenfassen ließ.
„Wir könnten in die Menschenwelt überwechseln“, sagte Kiyo. „Imanuelle schafft es allein hier raus.“
Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Es stimmte. Imanuelle konnte sich in einen Bauern oder sonst jemanden verwandeln und unerkannt bleiben, bis sich eine Gelegenheit zur Flucht ergab. Kiyos Fähigkeiten
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