Darkover 01 - Landung auf Darkover
sogar mit einem Bein im Gipsverband hätte klettern können, über das Warten, bis sie auf steilen steinigen Geröllhängen Halt fand, aber statt dessen bemerkte er, daß er mit ihrer Furcht, ihrem langsamen Höherkommen seltsam in Einklang stand. Ein paar Fuß unterhalb des hohen Gipfels hielt er an.
»Wir sind da. Von hier aus können wir eine hervorragende Sichtlinie zum Schiff ziehen, und auf der ebenen Stelle dort können wir deine Ausrüstung aufbauen. Hier werden wir auf den Mittag warten.«
Er hatte angenommen, sie würde Erleichterung zeigen, aber statt dessen sah sie ihn mit einer seltsamen Schüchternheit an und sagte: »Ich dachte, du würdest den Gipfel besteigen, Rafe. Wenn du möchtest, dann geh… es macht mir nichts aus.«
Er wollte sie anfauchen, ihr sagen, es mache mit einer ängstlichen Amateurin überhaupt keinen Spaß, aber dann erkannte er, daß dies nicht mehr stimmte. Er zog sein Bündel von den Schultern, lächelte sie an und legte eine Hand auf ihren Arm. »Das kann warten«, sagte er sanft. »Das Ganze ist keine Vergnügungstour, Camilla. Und dies hier ist eine Stelle, die für unser Vorhaben bestens geeignet ist. Hast du dein Chronometer eingestellt, damit wir den Mittag erwischen?«
Seite an Seite rasteten sie auf dem Hang und schauten hinunter auf das Panorama von Wäldern und Hügeln, das unter ihnen ausgebreitet lag. Schön, dachte er. Eine Welt, die man lieben, eine Welt, auf der man leben kann.
Beiläufig fragte er: »Meinst du, die Coronis-Kolonie ist auch so schön.«
»Wie sollte ich das wissen? Ich war noch niemals dort. Überhaupt weiß ich nicht sonderlich viel über Planeten. Aber dieser hier ist schön. Ich habe noch niemals eine Sonne von dieser Farbe gesehen, und die Schatten… « Sie schwieg, als sie auf das Muster von Grün und dunkelvioletten Schatten in den Tälern hinunterstarrte.
»Es wäre leicht, sich an einen Himmel von dieser Färbung zu gewöhnen«, sagte MacAran und war wieder still.
Es dauerte nicht lange, bis die kürzer werdenden Schatten das Nahen des Mittagszeitpunktes kennzeichneten. Nach all ihren Vorbereitungen kam ihm dies wie ein eigenartiger Anti-Höhepunkt vor: die hundert Fuß lange Aluminiumstange ausklappen, die Schatten exakt messen, auf den Millimeter genau. Als er fertig war und die lange Stange wieder zusammenklappte, sagte er beinahe gequält:
»Vierzig Meilen und ein Achtzehntausendfuß-Aufstieg für eine hundertzwanzig Sekunden dauernde Messung.«
Camilla zuckte mit den Schultern. »Und Gott weiß wie viele Lichtjahre, um hierherzukommen. Wissenschaft ist immer so, Rafe.«
»Bleibt nur mehr, auf die Nacht zu warten, damit du deine Sichtungen machen kannst.« Rafe packte die Stange ein, setzte sich auf die Steine und genoß die seltene Wärme des Sonnenlichts. Camilla ging noch eine Weile unruhig auf ihrem Lagerplatz umher, kehrte dann zurück und gesellte sich zu ihm.
»Meinst du wirklich, du kannst die Position dieses Planeten festlegen, Camilla?«
»Ich hoffe es. Ich werde es zumindest versuchen und nach bekannten Cepheiden-Variablen Ausschau halten… meine Beobachtungen über einen längeren Zeitraum hinweg fortsetzen, und wenn ich mindestens drei davon aufspüre, dann kann ich berechnen, wo wir uns - bezogen auf den Zentraldrift der Galaxis - befinden.«
»Dann laß uns um ein paar weitere sternenklare Nächte beten«, sagte Rafe und war still.
Er betrachtete die Felsen, die weniger als hundert Fuß über ihnen emporragten, als sie unvermittelt sagte: »Mach schon, Rafe. Du weißt, daß du ihn ersteigen willst. Geh schon, es macht mir nichts aus.«
»Nein? Es macht dir nichts aus, hier zu warten?«
»Wer hat gesagt, daß ich warten will? Ich denke, ich kann es schaffen. Und… « Sie lächelte schwach. »Ich glaube, ich bin so neugierig wie du… einen Blick auf das werfen zu können, was dahinter liegt.«
Voller Eifer erhob er sich. »Außer den Feldflaschen können wir alles hierlassen«, sagte er. »Es ist wirklich ein recht einfacher Aufstieg - eigentlich überhaupt keine Klettertour; nur eine steil empor führende Krabbelei.« Er fühlte sich erleichtert, erfreut darüber, daß sie seine Stimmung teilte. Er ging voraus, suchte die leichteste Route und zeigte ihr, wohin sie ihre Füße setzen sollte. Die Vernunft sagte ihm, dieser Aufstieg, allein aus der Neugier erwachsen zu sehen, was hinter jenen Bergen lag, und nicht den Notwendigkeiten ihres Auftrages zuzurechnen, sei ein wenig tollkühn - wer von ihnen
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