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Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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du dich zu erinnern glaubst, es muß so gewesen sein.«
    »Wenn du das sagst, muß es natürlich stimmen«, erwiderte Judy, stand leise auf und ging davon; ohne gesehen zu haben, was Even niedergeschrieben hatte, wußte sie, was dort stand: Vater unbekannt; möglich: MacLeod, Lewis… Zabal, Marco… Ross, Ewen. Als Judy die Tür hinter sich schloß, sagte Heather: »Du warst ziemlich grob zu ihr, Schatz.«
    »Ich bin zufällig der Meinung, daß wir auf einer derart rauhen Welt keinen Platz für Phantasie haben. Verdammt, Heather, ich habe diesen Beruf gewählt, damit ich Leben erhalten kann, um jeden Preis - jeden Preis. Und ich habe zusehen müssen, wie Menschen gestorben sind… ich habe sie sterben lassen - wenn wir geistig gesund sind, müssen wir geistig supergesund sein, um das zu kompensieren!« sagte der junge Arzt grimmig.
    Heather dachte kurz darüber nach. »Ewen, wie urteilst du?« fragte sie ihn dann. »Könnte nicht das, was auf der Erde geistige Gesundheit zu sein scheint, hier nur… Dummheit sein? Beispielsweise weißt du, daß der Chef ganze Frauengruppen für vorgeburtliche Pflege und zu Hebammen ausbildet… falls wir, wie er sagt, in diesem Winter zu viele Leute verlieren; falls das medizinische Personal damit nicht mehr fertig wird. Er hat auch gesagt, er selbst habe kein Baby mehr zur Welt geholt, seit er damals Interner geworden sei - das gibt es im Raumservice natürlich nicht. Nun, eines der ersten Dinge, die er uns gesagt hat, war: Sollte eine Frau eine Frühgeburt haben - ergreift keine außergewöhnlichen Maßnahmen, dies zu verhindern. Wenn das Kind nicht dadurch zu retten ist, daß die Mutter ruht und warm gehalten wird: nichts anderes, keine Hormone, keine Fötus-Unterstützungs-Medikamente, nichts.«
    »Das ist grotesk!« preßte Ewen heraus. »Fast kriminell!«
    »Genau das waren Dr. Di Asturiens Worte«, teilte ihm Heather mit. »Auf der Erde wäre es kriminell. Aber hier - sagte er - könne eine drohende Fehlgeburt in einer Linie eine Möglichkeit der Natur sein, sich eines Embryos zu entledigen, der sich nicht an die gegebene Umgebung anpassen könne… die Schwerkraft und so weiter. Besser, die Frau hat eine Frühgeburt und kann erneut schwanger werden, anstatt sechs Monate damit zu verschwenden, ein Kind zu tragen, das sterben muß oder mit furchtbaren Mißbildungen aufwachsen wird. Ebenfalls auf der Erde könnten wir es uns leisten, gebrechliche Kinder zu retten - todbringende Gene, mentale Schäden, angeborene Mißbildungen, Fötalschädel und so weiter. Dort gibt es komplizierte Apparaturen dafür und eine entsprechende medizinische Infrastruktur: Bluttransfusionen, Wachstumshormontransplantationen, Rehabilitation und Ausbildungsmöglichkeiten. Aber wenn wir hier nicht eines Tages den grausamen Schritt unternehmen wollen, behinderte Kinder auszusetzen oder sogar zu töten, dann sollten wir sie besser auf einem absoluten Minimum halten. Etwa die Hälfte der auf der Erde geborenen behinderten Kinder - vielleicht sogar neunzig Prozent, wer weiß, schließlich ist es dort längst zur Routine geworden, eine Fehlgeburt um jeden Preis zu verhindern - sind das Resultat dieser Bemühungen - Kinder die hätten sterben sollen, Fehler der Natur, die vor der Ausselektion bewahrt wurden. Auf einer Welt wie dieser geht es um das unbedingte Überleben unserer Rasse; wir dürfen nicht zulassen, daß todbringende Gene und Schäden in unseren Gen-Pool gelangen. Verstehst du, was ich meine? Wahnsinn auf der Erde - rauhe Überlebenstatsache hier. Die natürliche Selektion muß ihren Lauf nehmen - und das bedeutet: keine heldenhaften Methoden, um Fehlgeburten zu verhindern, keine extremen Methoden, um todgeweihte oder geburtengeschädigte Babys zu retten.«
    »Und was hat das alles mit Judys wilder Geschichte zu tun? Mit ihrer Behauptung, ein fremdes Wesen habe ihr ein Kind gezeugt?« fragte Ewen.
    »Nur dies«, sagte Heather, »daß wir lernen müssen, in neuen Bahnen zu denken - und nicht kurzerhand Dinge verwerfen, nur weil sie sich zu phantastisch anhören.«
    »Du glaubst, ein nichtmenschlicher Fremder hätte - oh, komm, Heather! Um Gottes willen!«
    »Welchen Gott meinst du?« fragte Heather. »Alle Gottheiten, die ich kenne, gehören zur Erde. Ich weiß nicht, wer Judys Baby gezeugt hat. Ich war nicht dabei. Aber sie war daran beteiligt, und mangels eines Beweises würde ich ihr Wort nehmen. Sie ist keine wirklichkeitsfremde Spinnerin, und wenn sie sagt, sie sei von einem Fremden gerufen

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