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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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von Geburt an, hatte es niemand gewagt, wegen des seltsamen Laran, mit dem sie zur Welt gekommen war, ihr allzu ernst zu widersprechen. Niemand kannte annähernd die Reichweite dieser seltsamen Kraft; niemand hatte je gewagt, sie bewußt zu provozieren. Selbst als sie noch nicht entwöhnt war, hatte jeder, der sie gegen ihren Willen berührte, die Kraft gespürt, die sie auf einen schleudern konnte – damals nur als schmerzlichen Schock
-, aber das Gerede der Diener und Kindermädchen hatte ihre Wirkung übertrieben und schreckenserregende Geschichten verbreitet. Wenn sie – schon als Baby – vor Wut, Hunger oder Schmerz schrie, hatten Blitze und Donnerschläge um die Höhen der Burg gekracht; nicht nur die Diener, sondern auch die im Schloß aufgezogenen Kinder hatten gelernt, ihren Zorn zu fürchten. Einmal, als sie fünf gewesen war und Fieber sie ins Bett gefesselt hatte, hatte sie tagelang im Delirium gelegen, phantasiert, und nicht einmal Donal oder ihren Vater erkannt. Damals hatten Blitzschläge Tag und Nacht gekracht und waren unberechenbar, schreckenerregend nahe bei den Türmen der Burg eingeschlagen. Donal, der die Blitze selbst ein wenig kontrollieren konnte (wenn auch nicht auf diese Art), hatte sich gefragt, welche Gespenster und Alpträume sie in ihrem Delirium verfolgten, daß sie so heftig gegen sie wütete.
Glücklicherweise hatte sie, als sie älter wurde, nach Anerkennung und Zuneigung zu streben begonnen, und Lady Deonara, die Dorilys wie ihre eigene Tochter liebte, war in der Lage gewesen, sie einiges zu lehren. Das Kind besaß Alicianes Schönheit und ihre angenehmen Umgangsformen, und war in den letzten ein oder zwei Jahren weniger gefürchtet und besser gelitten. Aber die Diener und Kinder fürchteten sie noch immer und nannten sie, wenn sie es nicht hören konnte, Hexe und Zauberin. Nicht einmal das kühnste der Kinder wagte es, sie offen zu beleidigen. Dorilys hatte sich nie gegen Donal, ihren Vater und ihre Ziehmutter Margali, jene Leronis, die sie auf die Welt gebracht hatte, gewandt; ebensowenig hatte sie sich, solange Lady Deonara noch lebte, gegen deren Willen aufgelehnt.
Aber seit Deonaras Tod, überlegte Donal betrübt (denn auch er hatte die sanfte Lady Aldaran geliebt), hat nie jemand Dorilys widersprochen. Mikhail von Aldaran betete seine hübsche Tochter an und schlug ihr nichts ab, ob es nun vernünftig war oder nicht, so daß die Elfjährige die Edelsteine und Spielsachen einer Prinzessin besaß. Die Diener taten es nicht, weil sie ihren Zorn und die Kraft fürchteten, die vom Geschwätz so übertrieben aufgebauscht waren. Die anderen Kinder taten es auch nicht; zum Teil, weil sie unter ihnen die Ranghöchste, zum Teil, weil sie eine eigensinnige kleine Tyrannin war, die nie davor zurückschreckte, ihre herrschende Stellung mit Schlägen, Kniffen und Ohrfeigen zu erzwingen.
Es ist für ein kleines Mädchen – ein hübsches, verzogenes Mädchen – gar nicht so schlecht, über alle Vernunft eigensinnig zu sein – und daß jedermann sie fürchtet und ihr alles gibt, was sie will. Aber was wird geschehen, wenn sie zu einer Frau heranwächst, wenn sie nicht lernt, daß sie nicht alles haben kann, was sie will? Und wer wird sie das lehren, da alle ihre Macht fürchten?
Besorgt schritt Donal die Treppe hinunter und ging hinein, denn auch er mußte bei der Verlobung und den bevorstehenden Feierlichkeiten anwesend sein.
    In seinem gewaltigen Empfangszimmer erwartete Mikhail Aldaran seine Gäste. Der Aldaran-Fürst war seit der Geburt seiner Tochter gealtert. Ein großer, schwerer Mann, jetzt gebeugt und ergrauend, hatte er noch immer etwas vom Aussehen eines alten, sich mausernden Falken; und wenn er seinen Kopf hob, ähnelte er einem angejahrten Vogel, der auf seinem Sitzklotz aufschreckte – mit gesträubtem Gefieder, einer Andeutung versteckter Kraft, die er zwar zurückhielt, aber nicht verloren hatte.
»Donal? Bist du es? In diesem Licht kann man schlecht sehen«, sagte Lord Aldaran. Donal, der wußte, daß sein Pflegevater nicht gerne zugab, daß seine Augen nicht mehr so scharf wie einst waren, trat zu ihm. »Ich bin es, mein Fürst.«
»Komm her, teurer Junge. Ist Dorilys für die Zeremonie vorbereitet? Glaubst du, sie ist mit dem Gedanken an diese Heirat zufrieden?« »Ich glaube, sie ist zu jung, um zu wissen, was sie bedeutet«, erwiderte Donal. Er hatte einen verzierten Anzug aus gefärbtem Leder und hohe Hausstiefel mit eingeritzten Mustern und Fransen angelegt.

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