Darkover 02 - Herrin der Stuerme
hochgeholt.«
Allart, durch die Jahre mühseligen körperlichen und geistigen Trainings in Nevarsin abgehärtet, war weniger erschöpft als die anderen, aber seine Muskeln schmerzten vor Spannung und der langen Bewegungslosigkeit. Cassandra brach noch ein Stück des klebrigen Honig-NußNaschwerks ab und zog, als sie es in den Mund steckte, eine weitere Grimasse. Sie standen noch immer in enger Verbindung, und er spürte ihren Widerwillen vor dem übersüßen Stoff, als äße er ihn selbst. »Iß es nicht, wenn du es nicht magst. Sicher steht auf den Regalen etwas, das dir besser schmeckt«, sagte er und ging hinüber, um sie zu durchstöbern.
Cassandra zuckte die Schultern. »Renata meint, das würde mich eher als alles andere wiederherstellen. Mir macht es nichts aus.«
Allart nahm sich ein Stück. Barak, der an einem Kelch Wein genippt hatte, stellte ihn ab und kam zu ihnen hinüber.
»Bist du erholt, Cousine? Die Arbeit ist in der Tat ermüdend, wenn sie einem neu ist, und hier gibt es keine passenden Stärkungsmittel.« Er lachte laut. »Vielleicht solltest du einen Löffel Kireseth-Honig nehmen. Es ist das beste Stärkungsmittel nach erschöpfender Arbeit, und besonders du solltest…» Unvermittelt hustete er und wandte sich ab, wobei er vorgab, sich am letzten Schluck aus seinem Glas verschluckt zu haben. Dennoch vernahm jeder seine Gedanken, als hätte er sie laut ausgesprochen. Besonders du solltest solche Stärkungsmittel nehmen, weil du erst seit kurzem verheiratet bist und sie um so nötiger brauchst… Noch ehe die Worte seiner Zunge entschlüpfen konnten, war Barak eingefallen, was alle kannten, die in enger telepathischer Verbindung mit Allart und Cassandra standen: den tatsächlichen Stand der Beziehungen zwischen den beiden.
Er konnte den geschmacklosen Scherz nur abschwächen, indem er sich abwandte und so tat, als seien die Worte ebenso ungedacht wie ungesagt. In der Matrixkammer herrschte momentan Schweigen, dann fingen alle an, sehr laut und gleichzeitig über irgend etwas anderes zu sprechen. Coryn nahm das Metallgerät und untersuchte selbst ein paar Batterien. Mira rieb ihre kalten Hände und sagte, sie wolle ein heißes Bad und eine Massage nehmen.
Renata legte ihren Arm um Cassandras Taille.
»Das solltest du auch, Herzchen. Du bist kalt und verkrampft. Geh jetzt hinunter. Laß dir ein ordentliches Frühstück bringen und nimm ein heißes Bad. Ich werde dir meine Badefrau schicken. Sie ist in der Massage ausgebildet und wird deine verkrampften Muskeln und Nerven lockern, damit du schlafen kannst. Fühl dich nicht schuldig. Wir alle haben uns in unserer Anfangszeit überarbeitet, und niemand gibt seine Schwäche gern zu. Wenn du eine warme Mahlzeit, ein Bad und eine Massage gehabt hast, leg dich zum Schlafen hin. Man soll dir heiße Ziegelsteine an die Füße legen und dich gut zudecken.«
Cassandra sagte: »Ich beraube dich nicht gern der Dienste deiner Badefrau.«
» Chiya, ich lasse mich nicht mehr in solch einen Zustand bringen. Geht jetzt. Sag Lucetta, ich hätte den Auftrag gegeben, daß sie dich pflegt wie mich; wenn ich aus dem Kreis komme. Tu, was man dir sagt, Cousine. Es ist meine Aufgabe, zu wissen, was du brauchst, selbst wenn du es nicht weißt«, sagte sie. Allart fiel auf, wie mütterlich sie klang, obwohl sie nicht älter war als Cassandra.
»Ich werde auch hinuntergehen«, sagte Mira. Coryn zog Arielle am Arm, und zusammen gingen sie hinaus. Allart wollte ihnen folgen, als Renata eine federleichte Hand auf seinen Arm legte.
»Allart, wenn du nicht zu müde bist, möchte ich mich mit dir ein wenig unterhalten.«
Allart war in Gedanken zwar schon in seinem wohlausgestatteten Zimmer im untersten Stockwerk und einem kalten Bad, aber er war nicht wirklich müde. Er sagte es ihr, und Renata nickte.
»Wenn das eine Folge der Ausbildung der Nevarsin-Brüder ist, sollten wir sie vielleicht in unsere Kreise einführen. Du bist ebenso ausdauernd und frisch wie Barak. Du solltest uns etwas über deine Geheimnisse lehren! Oder haben die Brüder dich zur Verschwiegenheit verpflichtet?«
Allart schüttelte den Kopf. »Es ist nur die Beherrschung der Atmung.«
»Komm. Sollen wir nach draußen in den Sonnenschein gehen?« Zusammen gingen sie zum Erdgeschoß hinab und traten durch das Kraftfeld, das den Turmkreis vor Störungen schützte, solange sie bei der Arbeit waren, in den zunehmenden Glanz des Morgens hinaus. Schweigend ging Allart neben Renata her. Er war nicht übermäßig müde,
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