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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Anblick von Renatas Gesicht wegzuwischen – nicht das, das von freundschaftlicher Betroffenheit zeugte, sondern das andere, mitleidsvolle, zärtliche und leidenschaftliche.
»Ein Fluch, in der Tat, Allart! Auch ich bin wegen des Zuchtprogramms voller Angst und Zweifel. Ich glaube nicht, daß irgendeine Frau in den Reichen frei von ihnen ist. Aber Cassandras Unglück, und deines, ist sinnlos.«
»Da ist noch mehr, und Schlimmeres«, sagte Allart verzweifelt. »Am Ende jeder Straße, die ich, wie es scheint, voraussehen kann, stirbt Cassandra, wenn sie mein Kind zur Welt bringt. Selbst wenn ich es mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, ein Kind zu zeugen, das möglicherweise diesen Fluch trägt, könnte ich dieses Los nicht über sie bringen. Deshalb haben wir uns gelobt, getrennt zu leben.«
»Cassandra ist sehr jung und sie ist Jungfrau«, sagte Renata. »Das mag eine Entschuldigung dafür sein, daß sie es nicht besser weiß; aber mir scheint es verderblich, eine Frau in Unwissenheit über das zu halten, was ihr Leben so entscheidend beeinflussen kann. Sicher ist die Entscheidung, die ihr getroffen habt, zu extrem, denn selbst Außenstehenden ist offenbar, daß ihr einander liebt. Du kannst dir kaum im Unklaren darüber sein, daß es Wege gibt…« Sie wandte ihr Gesicht verlegen ab. Selbst zwischen Ehemann und Ehefrau wurde über solche Dinge nicht oft gesprochen. Auch Allart war verlegen.
    Sie kann nicht älter als Cassandra sein! Im Namen aller Götter, wie kommt eine junge Frau, wohlbehütet aufgezogen, aus guter Familie und noch unverheiratet, dazu, über solche Dinge Bescheid zu wissen? Der Gedanke in seinem Kopf war deutlich, und Renata konnte nicht anders, als ihn aufzugreifen. Trocken erwiderte sie: »Du bist ein Mönch gewesen, Cousin, und einzig aus diesem Grund bin ich bereit zuzugestehen, daß du die Antwort auf diese Frage wirklich nicht kennst. Vielleicht glaubst du immer noch, daß es nur die Männer sind, die solche Bedürfnisse haben, und daß die Frauen immer dagegen sind. Ich will dich nicht schockieren, Allart, aber Frauen im Turm brauchen – und können – nicht nach den närrischen Gesetzen und Sitten dieser Zeit, die so tun, als seien sie nicht mehr als Spielzeuge, die den Begierden der Männer dienen, ohne eigene Wünsche außer dem, Söhne für ihre Clans zu gebären, leben. Ich bin keine Jungfrau, Allart. Jeder von uns – ob Mann oder Frau – muß nach kurzer Zeit im Kreis lernen, sich über seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche klar zu sein, sonst können wir nicht all unsere Kraft in unsere Arbeit stecken. Wenn wir es dennoch versuchen, passieren solche Dinge wie heute morgen – wenn nicht noch viel, viel Schlimmeres.«
Verlegen blickte Allart von ihr weg. Sein erster, beinahe automatischer Gedanke war eine reine Reaktion seiner Kindheitserziehung. Die Männer der Reiche wissen das und lassen trotzdem ihre Frauen hierher kommen?
Renata zuckte die Achseln.
»Das ist der Preis, den sie für die Arbeit zahlen, die wir tun – daß wir Frauen in gewissem Ausmaß für unsere Aufgabe von den Gesetzen, die Vererbung und Aufzucht betonen, befreit werden. Ich glaube, die meisten von ihnen ziehen es vor, sich nicht zu genau zu erkundigen. Und es ist für eine Frau, die in einem Kreis arbeitet, nicht ungefährlich, ihren Dienst durch eine Schwangerschaft zu unterbrechen.« Einen Moment später fügte sie hinzu: »Wenn du wünschst, kann Mira Cassandra aufklären – oder ich. Vielleicht würde sie es von einem Mädchen in ihrem eigenen Alter leichter aufnehmen.«
Hätte mir während meiner Zeit in Nevarsin jemand erzählt, daß es eine Frau gibt, mit der ich mich über solche Dinge offen unterhalten kann, und daß diese Frau weder mit mir verheiratet noch eine Blutsverwandte ist, hätte ich das nie geglaubt. Ich hätte nie gedacht, daß es zwischen Mann und Frau eine solche Aufrichtigkeit geben kann.
»Das hat unsere ärgsten Befürchtungen tatsächlich ausgeräumt, solange wir im Turm wohnten. Vielleicht können wir – immerhin so viel haben. Es stimmt, wir haben darüber gesprochen, ein wenig.« Cassandras Worte hallten in seinem Kopf wieder, als wären sie erst Sekunden vorher und nicht schon vor einem halben Jahr gesagt worden: »So wie die Dinge jetzt liegen, kann ich es ertragen, Allart, aber ich weiß nicht, ob ich diesem Entschluß treu bleiben kann. Ich liebe dich, Allart. Ich kann mir selbst nicht trauen. Früher oder später würde ich dein Kind wollen, und so ist es

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