Darkover 06 - Die Flamme von Hali
rührte Honig in Becher mit Jaco . Sie standen alle auf, als die Leronis hereinkam, und die Mädchen wirkten erschrocken. Die Köchin verschwand in den hinteren Bereichen der Speisekammer und kam einen Augenblick später mit dem Tablett zurück. Sie hatte ihr Wort gehalten, denn nicht einmal das Tuch, mit dem das Tablett abgedeckt war, war verrutscht. Alles war genauso, wie Eduin es ihr übergeben hatte, das Tuch leicht verzogen und mit einer Falte in einer Ecke. Die Köchin hielt Domna Mhari das Tablett hin, als enthielte es ein Nest von Giftschlangen.
»Setzt es ab«, sagte Mhari und zeigte auf das Ende des Arbeitstischs, der leer und sauber geschrubbt war. Sie beugte sich über das Tablett, die Lippen fest zusammengekniffen, mit zuckenden Nasenflügeln, und holte ihren Sternenstein heraus. Sie trug ihn in einem Seidenbeutel an einer langen, geflochtenen Schnur um den Hals. »Jetzt nehmt das Tuch ab.«
Die Köchin tat es und berührte dabei das Tuch nur an einer Ecke. Eduin nahm an, dass es wahrscheinlich im Feuer enden würde und nicht in der Wäscherei.
Mhari hielt die freie Hand über die zugedeckten Behälter und spreizte die Finger weit. Sie schloss halb die Augen und suchte mit ihrem Laran nach mentalen Spuren. Eduin brauchte ihr nicht mit seinen eigenen Gedanken zu folgen, um zu wissen, was sie finden würde. Jetzt habe ich ihn! Triumph flackerte in ihrem Geist auf, gefiltert durch einen Schleier brodelnder Ablehnung.
Mhari würde seine Arbeit für ihn tun, und niemand, nicht einmal Lord Brynon, musste erfahren, dass es Eduin gewesen war und nicht sie, der den Giftanschlag bemerkt hatte. Sollte sie doch das Lob dafür einstreichen; er wollte es nicht. Sie würde nur sagen müssen: Ich habe erfahren, dass jemand versucht hat, Sandoval zu ermorden - den gesegneten Sandoval, den Retter der Erbin von Kirella! -, und ich möchte den Verdächtigen unter einem Wahrheitsbann verhören .
Mit blitzenden Augen befahl Mhari der Köchin, das Beweisstück zu hüten, und rauschte dann aus der Küche.
»Also wirklich!«, rief die Köchin, nachdem sie das Tablett wieder ins Versteck gebracht hatte. »Was glaubt Ihr, worum es da geht?«
»Ich weiß es nicht«, log Eduin. »Aber ich nehme an, wir werden es bald herausfinden.«
Sie brauchten nicht lange zu warten. Noch bevor eine Stunde vergangen war, befahl Lord Aillard der Köchin, das Tablett zu ihm zu bringen, und bat den gesegneten Sandoval, zusammen mit seinem Assistenten in seinen Audienzsaal zu kommen. Saravio folgte Eduin ohne Kommentar und nicht am Geschehen interessiert.
Im Saal befand sich bereits jede halbwegs wichtige Person der Burg, sodass die Atmosphäre angespannt und die Luft stickig war. Auch ohne Laran wäre Eduin vor dem Durcheinander nervöser Energie zurückgewichen.
Lord Brynon saß auf seinem üblichen Platz und Romilla auf einem kleineren Thron an seiner Seite. Das Gesicht des Mädchens war entschlossen und bleich, wie am ersten Tag, als er sie gesehen hatte, aber ihre Miene war grimmig, und in ihren Augen glühte ein inneres Feuer. Domna Mhari stand an ihrer Seite, die Hände vor der Brust gefaltet.
Als Eduin und Saravio hereinkamen, führte ein Höfling sie zu zwei Stühlen ganz vorn im Raum. Sie ließen sich nieder, und die Menge schwieg, wenn man von dem einen oder anderen nervösen Hüsteln und dem Rascheln eines Rocks absah. Lord Brynon gab dem Hauptmann seiner Wache ein Zeichen, und einen Augenblick später brachten zwei Bewaffnete den Arzt herein. Sie hielten ihn zu beiden Seiten an den Ellbogen und brachten ihn vor Lord Brynon. Dom Rodrigo verbeugte sich höflich, als wäre er ein willkommener Gast und kein Gefangener. Aber die Angst stieg wie dunkler Nebel aus seinem Geist auf.
» Vai Dom! «, rief der Arzt. »Ich flehe Euch an, sagt mir, warum ich auf eine solch unangemessene Weise zu Euch gebracht wurde. Ich bin kein gemeiner Dieb, dass ich so von Bewaffneten umgeben sein muss.« Er zupfte sein Gewand zurecht und entzog sich dem Griff seiner Wachen. »Wenn irgendein Missetäter sich über mich beschwert hat, will ich es aus seinem eigenen Mund hören, damit ich die Bezichtigungen des Schurken widerlegen kann!«
»Still!« Lord Brynons Stimme dröhnte über das unruhige Murmeln des Hofs. »Kein weiteres Wort soll gesprochen werden, bevor alles vorbereitet ist«, sagte er und nickte Domna Mhari zu. »Wir werden schnell ins Herz dieser Sache vorstoßen, denn schon der Gedanke an
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