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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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von hier abreisen. Laß uns Rohanas wegen versuchen, in dieser kurzen Zeit Freunde zu bleiben. Es tut mir leid, daß wir in unserer Jugendzeit so oft gestritten haben. Quäle mich nicht, indem du jetzt, da wir erwachsen sind, von neuem damit anfängst.«
   Kyril zog sie in einer Parodie auf die verwandtschaftliche Umarmung an sich und drückte seine Wange rauh gegen ihre. »Nichts liegt mir ferner, als mit dir zu streiten, Jaelle.«
   Sie befreite sich aus seinen Armen. In einem beinahe bittenden Ton sagte sie: »Das ist deiner nicht würdig, Kyril. Ich bin deine Verwandte und der Gast deiner Mutter. Zwinge mich nicht, grob gegen dich zu werden!«
   »Und ist dein Benehmen so würdig«, fragte er, »wenn du unsere ganze Familie mit diesem Bastard von Nirgendwo in Schande bringst?«
   Jaelle bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Wenn er wirklich ein Bastard von Ardais ist«, stellte sie fest, »dann liegt die Schande in dem schlechten Benehmen seiner Eltern; er trägt keine Schuld daran. Du bist als Comyn und legitim geboren, ohne daß du etwas dazu beigetragen hast. Und was mein Benehmen angeht - zum letztenmal, Kyril, ich schulde weder dir noch sonst einem Mann Rechenschaft!«
   Er packte sie bei den Armen, und seine Finger gruben sich grausam in das weiche Fleisch. Jaelle konnte ihr unausgebildetes Laran nicht kontrollieren, aber bei heftigen Emotionen drängte es sich ihr auf. Durch die Berührung nahm sie jetzt Kyrils Frustration, Zorn und Verlangen wahr. Er begehrte sie auf primitive sexuelle Weise, in einer Mann-gegen-Frau-Feindschaft, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Ungläubig identifizierte sie das Gefühl als etwas, das sie manchmal, ohne es zu verstehen, zwischen ihrem Vater und seinen Frauen gespürt hatte. Ihr wurde körperlich übel davon. Sie stieß ihn von sich, ohne ein Hehl aus ihrem Abscheu zu machen. Ihre Stimme bebte.
   »Kyril, ich möchte dich unter deiner Mutter Dach, wo ich Gast bin, nicht verletzen. Aber du weißt, seit der Zeit, als ich fünfzehn Jahre alt war, daß keine in der Selbstverteidigung trainierte Freie Amazone vergewaltigt werden kann. Rühr mich nicht noch einmal an, Kyril, oder… oder ich muß es dir ebenso beweisen wie damals.«
   Zu ihrem Entsetzen merkte sie, daß sie weinte.
   Als wir beide fünfzehn Jahre alt waren, hatte Kyril vielleicht nichts wirklich Böses im Sinn. Für ihn war es ein Spiel, der Stolz auf seine Männlichkeit: ein bißchen Küssen und Anfassen, nur um sich als mein Herr und Meister zu beweisen. Aber ich wollte nicht mitspielen und verwundete seinen Stolz so, daß er es bis heute nicht verkraftet hat. Ich habe ihn mir für alle Zeit zum Feind gemacht .
   »Du Schlampe!« fuhr er sie an. Sein Gesicht war sehr häßlich, und am meisten grauste es Jaelle davor, daß es eine so bösartige Karikatur ihres Liebhabers war. »Mit welchem Recht machst du dich mit diesem Fremden zur Hure und wendest dich dann wie eine keusche Dame von mir ab? Mit welchem Recht verweigerst du mir, was du ihm so bedenkenlos gibst?«
   »Du wagst es, von Rechten zu reden?« Flammender Zorn ließ ihre Tränen versiegen. »Rechte? Ich wähle mir meine Liebhaber, Kyril - und mit welchem Recht beschwerst du dich, daß ich nicht dich gewählt habe? Ich wollte dich nicht, als du ein eingebildeter Junge von fünfzehn warst, der versuchte, die Pflegetochter seiner Mutter einzuschüchtern, und ich will dich jetzt nicht, da du…« - sie schluckte die Obszönität hinunter, die ihr auf der Zunge lag - »… zu ihrem unwürdigen Sohn herangewachsen bist!« Sie wandte ihm den Rücken und ging schnell in Richtung des Frühstücksraums davon. Vor Dom Gabriel traute er sich bestimmt nicht, eine Szene dieser Art zu machen. Jaelle mochte den Lord von Ardais nicht besonders gern, aber sie hielt ihn für einen aufrechten Mann, der es nicht zulassen würde, daß eine Frau, die hier Gast war, an seinem Tisch beleidigt wurde.
   Kyril folgte ihr jedoch auf den Fersen. Er faßte sie von hinten und bohrte seine Finger so schmerzhaft in die bereits vorhandenen blauen Flecken auf ihren Armen, daß Jaelle aufschrie. »Was erdreistest du dich, von meiner Mutter und deiner Achtung für sie zu reden? Diese Achtung hat dich nicht daran gehindert, dich unter ihrem Dach wie eine Dirne aufzuführen! Weiß mein Vater, welchen Schimpf du unserer Familie antust, indem du dich im Bett dieses Fremden wälzt? Falls er es noch nicht weiß, soll er es sofort erfahren, und dann kann sich dein

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