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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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still und verlassen, mein Zimmer genauso. Niemand wartet auf mich.
    Ich entzünde alle Lampen. Dann setze ich mich an den Sekretär und fasse einen Plan. Ich schlage mein Notizbuch auf und beginne zu schreiben. Ich schreibe auf, was passiert ist, in dem Park, in Terrys Mansardenzimmer, in der Neal Street 126. Ich schreibe von den Kostümierten, von den Polizisten, von dem toten Mr. Gardener. Und von Mac Kingsley und den Tarotkarten. Ich schreibe alles auf. Als ich fertig bin, sind nur noch wenige Seiten frei.
    Ich hole den Koffer unter dem Bett hervor und packe meine Sachen. Es ist nicht viel: etwas Kleidung, einige Bücher, eine Reiseschreibmaschine. Die Schreibmaschine stelle ich auf den Sekretär und spanne einen Bogen Papier ein. Heute ist der Abgabetermin. Ich muss etwas einreichen, man könnte sonst Verdacht schöpfen. Ich brauche mehrere Anläufe. Eine Stunde später ist der Artikel fertig. Es ist nicht das, was ich geplant hatte, doch meine Möglichkeiten sind beschränkt und mir bleibt keine Zeit mehr. Ich werfe den Artikel in den Briefkasten der ›Porterville Times‹ und begebe mich auf direktem Weg zum Bahnhof. Ein Schraubstock drückt gegen meine Schläfen, die Welt schrumpft zu einem schmalen Tunnel. Bei jedem Schritt rechne ich damit, verhaftet zu werden. Doch die Hand auf meiner Schulter bleibt aus.
    Ich frage den Mann am Schalter, welcher Zug als nächstes fährt. Er nennt mir einen Ort und einen Preis. Beides verstehe ich nicht. Ich lege Scheine auf den Tresen, bis der Mann das Geld zusammenschiebt und in die Kasse legt. Er gibt mir ein Ticket und einige Münzen Wechselgeld, und ich gehe zu den Bahnsteigen. Der Zug steht schon bereit, ich steige ein und suche mir ein leeres Abteil.
    Ich presse meine Wange gegen die Fensterscheibe, sie ist angenehm kühl, der Schraubstock lockert sich etwas. Die Dampfpfeife ertönt. Der Schaffner schaut den Bahnsteig hinunter und hebt seine Kelle. Ich starre an ihm vorbei zum Ende des Bahnsteigs, zur Empfangshalle. Zu den grünen Schwingtüren. Gleich werden sie sich öffnen. Mit einem Knall. Ich weiß es. Sie werden aufgestoßen, und jemand wird rufen: »Haltet den Zug an!«
    Und der Zug wird stehen bleiben. Sie kommen, um mich zu holen. Sie zerren mich aus dem Abteil. Ich schlage um mich, schreie, auch wenn es vergebens ist.
    Doch nichts davon passiert. Die grünen Schwingtüren bleiben geschlossen. Das Signal der Dampfpfeife ertönt ein zweites Mal, ein Rucken durchfährt meinen Körper, dann setzt sich der Zug in Bewegung. Ein letztes Mal hastet mein Blick durch die Empfangshalle, sie ist leer. Der Bahnhof zieht an meinem Fenster vorbei, und ich atme aus und sinke in das weiche Polster.
    Die dreistöckigen Gebäude stehen dicht gedrängt im Gegenlicht der Morgendämmerung. Über ihnen in der Ferne stößt ein schwarzer Splitter in den Himmel, das Stahlgerüst des Hudson Towers. Zu meiner Linken, jenseits der Abteiltür und des schmalen Gangs, noch kurz die verfallenen Fischerhütten an der Mündung des Cale River. Dann nur noch tiefer Wald. Die Sonne schiebt sich über die Baumkronen, vertreibt die Dunkelheit.
    Es ist geschafft. Ich bin entkommen.
    Die Abteiltür öffnet sich.
    »Guten Morgen, Mr. Wilcomb.«
    Er setzt sich mir gegenüber, schlägt die Beine übereinander.
    »Ich nehme an, Sie wissen, wer ich bin?« Seine Stimme lächelt.
    Draußen verwischt der Wald zu grünen und braunen Schlieren.
    »Mr. Field«, sage ich.
    Er nickt und holt etwas aus seinem Mantel, Papier knistert, es ist mein Artikel, er liest die Überschrift: »Schlägerei im Brewers Pub – mehrere Festnahmen. Gestatten Sie mir eine Frage, Mr. Wilcomb: Was ist aus Ihrem Loblied auf den St. Helena Park geworden?«
    »Ich …«
    »Ja?«
    »Er ist noch nicht fertig«, sage ich. »Ich brauche noch einige Tage dafür. Und Mr. Mac Kingsley liebt Schlägereien.«
    Mein Spiegelbild verzieht den Mund.
    »Das ist etwas, was die Leute berührt«, sage ich.
    Wieder knistert das Papier.
    »Ich möchte, dass Sie etwas verstehen, Mr. Wilcomb. Ich möchte, dass Sie mich ansehen.«
    Ich rühre mich nicht.
    »Sehen Sie mich an!«
    Mein Kopf ruckt herum. Große, graue Augen. Sie sehen in mich hinein, und ich verliere mich in ihnen. Aus meiner Tiefe steigt etwas herauf, zerplatzt an der Oberfläche: der St. Helena Park bei Nacht, das Labyrinth, das leuchtende Gesicht.
    »Gut«, sagt er. »Jetzt verstehen Sie.« Er zieht seine Handschuhe aus und legt sie zusammen. »Sie besitzen etwas, dass mir

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