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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Selbstrechtfertigung rings im Raum, zunehmendes Kopfschütteln.
    »Euer ganzer Plan ist Däumchen drehen und zulassen, daß euch die Frauen verschlungen werden.«
    Ein gutes Wort: verschlungen. Steckte viel mehr Gefühl drin als in gefressen. Eleanor machte eine wirkungsvolle Pause. Dann sagte sie dunkel: »Oder noch Schlimmeres.«
    Schlimmer als verschlungen ? Was um Himmels willen war schlimmer als verschlungen werden?
    »Kein Deibel wird euch anrühren«, sagte Packard, und erhob sich etwas mühsam von seinem Stuhl. Unsicher schwankte er auf den Beinen, als er das Wort an die Versammlung richtete. »Wir wer’n uns diese Scheiße-Fresser schnapp’n und sie lynchen.«
    Die Männer im Zimmer wurden von diesem mitreißenden Schlachtruf nicht mitgerissen. Die Glaubwürdigkeit des Sheriffs war seit seinem Zusammenstoß in der Main Street nicht mehr besonders hoch.
    »Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit«, flüsterte Davidson vor sich hin.
    »Das find’ ich ‘n absoluten Scheiß«, sagte Eleanor.
    Davidson zuckte die Achseln und trank seinen Whisky aus. Diesmal wurde ihm nicht nachgeschenkt. Reumütig machte er sich klar, daß er dankbar sein sollte, überhaupt noch am Leben zu sein. Aber sein Arbeitsplan war total im Eimer. Er mußte sich ans Telefon hängen und einen Wagen mieten, notfalls jemanden veranlassen, ihn vor die Stadt zu fahren, damit er per Anhalter weiterkam. Was die »Deibel«
    auch sein mochten, sie waren nicht sein Problem. Vielleicht würde es ihn interessieren, im Newsweek eine kurze Rubrik über dieses Thema zu lesen, wenn er wieder im Osten war und mit Barbara ausspannte; aber im Augenblick wollte er einzig und allein sein Geschäft in Arizona abwickeln und so bald wie möglich nach Hause fahren.
    Packard hingegen hatte anderes mit ihm vor.
    »Sie sind ein Zeuge«, sagte er und zeigte auf Davidson, »und als Sheriff dieser Gemeinde fordere ich Sie auf, in Welcome zu bleiben, bis Sie mir alle Fragen, die ich Ihnen zu stellen habe, zu meiner vollen Zufriedenheit beantwortet haben.«
    Die förmliche Redeweise hörte sich seltsam an aus seinem sabbrigen Mund.
    »Ich hab’ eine geschäftliche -« fing Davidson an.
    »Dann telegrafiert unser lieber Mr. Davidson eben und sagt das Geschäft ab, klar?«
    Davidson wußte, der Mann sammelte Punkte auf seine Kosten, möbelte sein demoliertes Ansehen durch Seitenhiebe auf den Oststaatler auf. Trotzdem, Packard war das Gesetz: Daran war nichts zu ändern. Er nickte seine Zustimmung mit soviel Bereitwilligkeit, wie er aufbringen konnte. Es gäbe bestimmt noch eine Gelegenheit, gegen diesen Provinznest-Mussolini eine förmliche Beschwerde einzureichen - wenn er wieder daheim war, heil und gesund. Momentan war es besser, zu telegrafieren und Geschäft Geschäft sein zu lassen.
    »Und wie sieht dein Plan aus?« wollte Eleanor von Packard wissen.
    Der Sheriff blähte die vom Suff glänzenden Backen. »Wir nehmen’?
    mit Jen Deibeln auf«, sagte er.
    »Wie denn?«
    »Schießeisen, Frau.«
    »Du brauchst mehr als Schießeisen, wenn sie so groß sind, wie er sagt…«
    »Das sind sie…« sagte Davidson, »glaubt mir, das sind sie.«
    Packard grinste höhnisch. »Wir nehmen uns das ganze bekackte Waffenlager«, sagte er und schnellte dabei mit dem verbliebenen Daumen nach Jedediah. »Los, stell’ die schweren Waffen zusammen.
    Junge. Das Panzerabwehrzeugs. Bazookas.«
    Allgemeines Staunen.
    »Ihr habt Bazookas?« sagte Lou, der Zyniker am Kaminsims.
    Packard brachte ein süffisantes Lächeln zustande. »Kriegsmaterial«, sagte er, »noch aus dem Großen.«
    Davidson seufzte innerlich. Der Mann war ein Psychotiker, mit seinem eigenen kleinen Arsenal veralteter Waffen, die für den Benutzer wahrscheinlich tödlicher waren als für das Opfer. Sie würden alle sterben. Gott im Himmel, sie würden allesamt sterben.
    »Deine Finger hast du ja vielleicht verloren«, sagte Eleanor Kooker, hingerissen von dieser angeberischen Tapferkeitsshow, »aber du bist der einzige Mann hier im Zimmer, Josh Packard.«
    Packard strahlte und kratzte sich geistesabwesend am Sack. Davidson konnte den Nullachtfünfzehn-Machismo, der sich hier im Raum breitmachte, nicht länger ertragen.
    »Hört mal«, legte er los, »ich hab’ euch alles erzählt, was ich weiß.
    Was geht’s mich eigentlich noch an, wie ihr damit zurechtkommt.«
    »Du verdrückst dich nicht von hier«, sagte Packard, »wenn’s das ist, worauf du aus bist.«
    »Ich sag’ doch bloß…«
    »Wir wissen, was du

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