Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 5. Buch des Blutes - 5

Das 5. Buch des Blutes - 5

Titel: Das 5. Buch des Blutes - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
Irre, Mörder…«
    »Wir wissen beide, daß das nicht stimmt«, sagte Vanessa, die aus Kleins beunruhigtem Gesichtsausdruck Zuversicht schöpfte. »Ich will, daß die Haupttore geöffnet werden, und den Zündschlüssel zu meinem Wagen. Sollten Sie irgendwelchen Blödsinn anfangen, Mr. Klein, dann werd’ ich diese Geiseln eine nach der anderen erschießen. Jetzt schicken Sie Ihre Schlägerburschen weg und tun, was ich sage.«
    Mr. Klein zögerte und gab dann das Zeichen zum allgemeinen Rückzug.
    Gomms Augen glitzerten. »Fein gemacht«, flüsterte er.
    »Wieso gehn Sie nicht voran?« schlug Vanessa vor. Gomm tat wie geheißen, und Vanessas kleine Anhängerschar schlängelte sich an den Massen von Uhren und Telefonen und Videoschirmen vorbei zum Gebäude hinaus. Bei jedem Schritt, den sie machten, erwartete Vanessa, von einer Kugel getroffen zu werden, aber Mr. Klein war offensichtlich zu sehr um die Gesundheit der Alten besorgt, als daß er sie zu zwingen gewagt hätte, Farbe zu bekennen. Samt ihren Gefangenen gelangte sie ohne Zwischenfall ins Freie.
    Die Wachposten draußen versuchten zwar, sich nicht blicken zu lassen, ihre Anwesenheit war aber offenkundig.
    Vanessa hielt das Gewehr weiter auf die vier Alten gerichtet, während sie durch die Höfe dorthin steuerten, wo ihr Wagen geparkt war. Die Torflügel hatte man geöffnet.
    »Gomm«, flüsterte sie. »Öffnen Sie die Wagentüren.«
    Gomm tat es. Er hatte gesagt, daß sie alle mit dem Alter eingeschrumpft seien, und womöglich stimmte das auch, aber
    sie waren immerhin zu fünft, und das kleine Fahrzeug wurde dicht vollgepackt. Vanessa sollte als letzte einsteigen. Als sie sich duckte, um auf den Fahrersitz zu klettern, erschallte ein Schuß, und sie spürte einen Schlag gegen ihre Schulter. Sie ließ das Gewehr fallen.
    »Dreckskerle«, sagte Gomm.
    »Laß doch die Frau«, rief hinten jemand unverblümt, aber Gomm war bereits aus dem Wagen und schaffte Vanessa eiligst auf den Rücksitz neben Floyd. Dann glitt er selbst auf den Fahrersitz und startete den Motor.
    »Kannst du fahren?« wollte Ireniya wissen.
    »Klar kann ich fahren, verdammt noch mal!« gab er zurück, und der Wagen ruckte unter dem Krachen der Gänge durch das Tor.
    Vanessa war noch nie zuvor angeschossen worden und hoffte - falls sie diese Episode überstand -, so etwas nicht noch einmal erleben zu müssen. Die Wunde in ihrer Schulter blutete arg. Floyd tat sein Bestes, um den Blutfluß zu stillen, aber Gomms Fahrweise machte jede wirklich konstruktive Hilfe praktisch unmöglich.
    »Da kommt eine Abzweigung«, konnte sie mit Müh und Not sagen, »hier lang.«
    » Wo denn hier lang?« schrie Gomm.
    » Rechts! Rechts! « schrie sie ihrerseits.
    Gomm nahm beide Hände vom Lenkrad und schaute seine Mitfahrer an. »Wo ist rechts ?«
    » Um Himmels willen… «
    Ireniya auf dem Sitz neben ihm drückte seine Hände wieder auf das Lenkrad. Der Wagen tanzte Tarantella. Vanessa stöhnte bei jedem Stoß.
    »Ich seh’ ihn!« sagte Gomm. »Ich seh’ den Weg!« Er brachte den Wagen wieder auf Touren, drückte entschlossen das Gaspedal durch.
    Eine der hinteren Türen, die nicht richtig eingerastet war, flog auf, und Vanessa stürzte beinah hinaus. Mottershead langte an Floyd vorbei und zerrte sie wieder in Sicherheit, aber ehe sie die Tür schließen konnten, prallte diese auf den Steinblock, der den Schnittpunkt der beiden Wege markierte.
    Der Wagen machte einen Sprung, und die Tür wurde aus den Angeln gerissen.
    »Wir brauchen sowieso frische Luft hier drin«, sagte Gomm und fuhr weiter.
    Ihr Motor war nicht der einzige, der die ägäische Nacht störte. Scheinwerfer waren hinter ihnen und die Geräusche einer hektischen Verfolgung. Da sie Guillemots Gewehr beim Nonnenkloster zurückgelassen hatten, konnten sie nicht mit einem plötzlichen Tod schachern, und Klein wußte das.
    »Gib Gas!« sagte Floyd und grinste dabei von einem Ohr zum anderen. »Sie sind uns auf den Fersen.«
    »Ich fahr’, so schnell ich kann«, erklärte Gomm.
    »Mach die Scheinwerfer aus«, schlug Ireniya vor. »Dann geben wir keine so gute Zielscheibe ab.«
    »Aber dann bin ich außerstande, den Weg zu sehen«, klagte Gomm, das Gebrüll des Motors übertönend.
    »Na und? Du fährst sowieso nicht drauf.«
    Mottershead lachte und Vanessa - obwohl ihr moralisch nicht danach war - gleichfalls. Vielleicht machte sie der Blutverlust verantwortungslos, aber sie konnte einfach nicht anders. Vier Methusalems und sie in einem

Weitere Kostenlose Bücher