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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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ernsthafte Sorgen. Könnten Sie so nett sein, mich anzurufen, falls Sie sich bei Ihnen meldet, ich gebe Ihnen meine neue Handynummer?“
    „Das Problem ist, Ihre Frau wird sich wahrscheinlich nicht bei mir melden. Ich habe von einer anderen Stelle eine Nachfrage nach Ihrer Frau vorliegen. Wenn sie sich dort nicht freiwillig meldet, wird sie vielleicht sogar zur Fahndung ausgeschrieben.“
    „Was soll der Quatsch? Was soll meine Frau denn verbrochen haben?“
    „Soweit ich es verstanden habe, wäre der Tatbestand der Fahrerflucht erfüllt“, meinte die Polizistin.
    „Wieso, hat sie denn einen Unfall gehabt?“
    „Offensichtlich.“
    „Um Gottes willen, haben Sie vielleicht die Telefonnummer der anderen Stelle, wie Sie es nennen? Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Frau. Ist ihr etwas passiert?“
    „Es ist ihr nichts so Ernsthaftes passiert, als dass es sie im Krankenhaus gehalten hätte. Von dort ist sie nämlich spurlos verschwunden.“
    „Was? Wann?“
    „Gestern.“
    „Was war das denn für ein Unfall?“
    „Das Auto ihrer Mutter hat einen Totalschaden!“
    „Und meine Frau? Was ist meiner Frau passiert?“ George schrie nun fast ins Telefon.
    „Sie ist wohl glimpflich davongekommen. Gehirnerschütterung, ein paar Rippenbrüche. Wir müssen davon ausgehen, dass sie den Unfall mit Vorsatz herbeigeführt hat. Danach sieht es aus. Todessehnsucht. Ihre Frau ist frontal ohne zu bremsen auf einen Lastwagen gefahren. Ist Ihre Frau depressiv?“
    „Äh, nein.“ Nur weil ich im Moment nicht arbeite, bin ich nicht plötzlich verblödet. Denk bloß nicht, dass Kochen jetzt für mich zur Gewohnheit wird. War es möglich, dass Vicky depressiv geworden war? George schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Victoria so etwas tun würde, sie ist eine sehr starke Frau. Es muss ein Unfall gewesen sein, das Auto meiner Schwiegermutter ist auch nicht gerade das neueste. Da können die Bremsen schon mal versagen. Ist der Wagen untersucht worden?“
    „Noch nicht“, sagte die Polizistin.
    „Dann wird es aber Zeit, schon wegen der Versicherung. Bitte sagen Sie mir, was ich dazu veranlassen muss.“ George hatte seine Chefstimme wiedergefunden.
    „Ihre Frau soll sich umgehend bei mir melden, sagen Sie ihr das, wenn sie bei Ihnen anruft.“ Auch Inspector Ferguson konnte eine Chefstimme aufsetzen.
    „Hören Sie, kann es sein, dass meine Frau sich verfolgt fühlt? Tatsache ist, dass sie vor einigen Tagen in Berlin beim Joggen eine Leiche gefunden hat, die wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr aufwies. Dann der Tod ihrer Mutter. Da hat sie schon eine Menge zu verkraften. Und sagten Sie nicht etwas von Gehirnerschütterung? Das sind ziemlich viele schreckliche Erlebnisse in sehr kurzer Zeit. Da ist es doch wohl nicht ganz abwegig, wenn sie ein wenig paranoid wirkt. Vielleicht ist sie aus dem Krankenhaus weggelaufen, weil sie sich verfolgt fühlte. Ist es denn ganz ausgeschlossen, dass an dem Auto nicht manipuliert wurde?“ George merkte, dass er anfing, Unsinn zu faseln. Er musste dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden und nachdenken. Wo würde sich Vicky verstecken?

28. Kensington
     
    Vicky wachte schweißgebadet auf. Ihr Schädel dröhnte wie die Motoren eines Propellerflugzeugs. Sie hatte wieder diesen Traum gehabt. Ela, Ela! Aber diesmal war es nicht ein Kind, das nach ihr schrie, sondern eine weiße Frauenhand streckte sich ihr aus den dunklen Tiefen des Schlachtensees entgegen. Vicky schüttelte sich und suchte nach dem Wecker. Durch die Jalousie fiel weißes Sickerlicht. Acht Uhr. Morgens oder abends?, fragte sie sich. Wie lange habe ich geschlafen? Mühsam richtete sie sich auf. Sie fühlte sich, als hätte sie ein Truck überrollt. Streng genommen war das ja auch fast so, sagte sie sich. Sie schaltete die Nachttischlampe an. In diesem Zimmer war alles weiß. Weiß und stylish. Leo und Ian hatten einen puristischen Geschmack. Durch die Jalousie zeichnete sich die Silhouette einer fast filigranen Bronzefigur von Ian ab. „Die ausgleichende Gerechtigkeit“ hieß das Werk, wie Leo ihr gestern Abend – oder war es heute früh? – stolz erklärt hatte. Wenn man auf eine Seite der Bronzefigur den Finger legte, neigte sich die Figur zu dieser Seite. Ließ man los, schnellte die Figur in die andere Richtung. Gerechtigkeit. Vicky sank in die weichen Kissen zurück. Gab es Gerechtigkeit? Ausgleichende Gerechtigkeit? Gab es sie für ihre Mutter? Was würde

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