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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Surren. Eine Kiesauffahrt kam zum Vorschein, die geradewegs auf eine Garage hinführte. Das Haus war über und über mit Efeu bewachsen. Eine Treppe führte zum Eingang, in dem ein Mann stand und neugierig seinen angekündigten Besuch erwartete. „Wie gut, dass Cathérine Wersinger mich vorgewarnt hat“, sagte er auf Französisch, was sogar Vicky verstand. „Sonst wäre ich wahrscheinlich eben in Ohnmacht gefallen. Bonjour, ich bin Dominique Durand.“
    Hm, ja, dachte Vicky, der könnte mir auch gefallen. So auf den ersten Blick. Klare, blaugraue Augen, kurz geschnittene, blonde Haare, ein sympathisches, offenes Gesicht, Anfang vierzig. „Kommen Sie rein“, sagte Dominique und fragte die beiden, ob es ihnen lieber sei, wenn sie auf Englisch reden würden. Vicky nickte dankbar und merkte, dass es schon wieder ging, das Nicken. Sie war eindeutig auf dem Weg der Besserung.
    Dominique führte sie in den „Salon“, wie er das Zimmer links neben der Tür nannte. Es beherbergte eine nicht unerhebliche Büchersammlung an der Stirnseite des Zimmers. Ansonsten standen lose im Raum verteilt gemütlich aussehende Sessel mit einem Holzrahmen, Vicky hatte vergessen, wie der Designer hieß, aber sie war sich sicher, dass es sich dabei um genauso sündhaft teure Design-Klassiker handelte wie bei den Artemide-Leuchten, die den Raum in dezentes, indirektes Licht tauchten. Der Fußboden war mit Marmorfliesen ausgelegt, nur in der Mitte der Sesselgruppe lag ein schöner, langfloriger Berberteppich.
    Dominique bot Ihnen einen Platz an und ließ sich selbst in einen Sessel fallen. „Puh, das muss ich erst mal verdauen. Entschuldige bitte, Vicky, ich darf doch Vicky sagen, ich bin Dominique. Wisst ihr, es ist ein wenig so, als ob man einen Geist sieht. Du siehst einfach aus wie Isa. Deine Stimme, sie klingt wie die von Isa. Was ist dir passiert, hattest du einen Autounfall?“
    „Ja, jemand hat mehrfach versucht, mir ebenfalls das Leben zu nehmen“, sagte Vicky.
    Dominique stemmte sich aus dem Sessel hoch. „Entschuldigung, ich habe noch gar nichts zu trinken angeboten. Wasser, Cola oder was Alkoholisches?“
    Sowohl Vicky als auch Leo fanden Wasser absolut passend, „mit Kohlensäure“.
    Dominique servierte die Getränke auf kleinen Beistelltischen. Die Uhr schlug siebenmal im mit Marmor ausgelegten Treppenhaus. Vicky hatte sie beim Eintreten wahrgenommen, es war eine wunderschöne, alte Standuhr mit einem großen Pendel. Leo hatte nur gefragt: „Louis-seize?“, und Dominique hatte genickt.
    „Ihr habt Antiquitäten gesammelt?“, fragte Leo jetzt.
    „Ja, Isabelle war auch verrückt nach Antiquitäten. Wir sind oft am Wochenende übers Land gefahren und haben bei den Bauern in den Scheunen nach Schätzen gejagt. Sie kam ja eher aus bescheidenen Verhältnissen, ihre Mutter hat sie allein aufgezogen, sie war Kindergärtnerin.“
    „Sie ist vor kurzem gestorben?“, fragte Vicky.
    „Ja, sie hat sich selbst das Leben genommen. Völlig überraschend. Das ist noch gar nicht so lange her, vor ein paar Wochen erst. Isa ist fast zusammengebrochen. Sie hat sehr an ihrer Mutter gehangen, die waren so was wie zwei gegen den Rest der Welt.“
    „So wie mit meiner Mutter“, sagte Vicky und schluckte die aufsteigenden Tränen runter. „Meine Mutter ist von einem Einbrecher erschlagen worden. Vor einer Woche.“
    „Oh, das tut mir Leid. Bei uns ist auch eingebrochen worden“, sagte Dominique. „Aber ich war nicht zu Hause, sondern in Berlin, um Isabelle nach Hause zu holen.“
    „Die haben Isabelles Leiche freigegeben?“, fragte Leo.
    Dominique nickt. „Ja, wir haben Isas Asche Anfang der Woche neben der ihrer Mutter beigesetzt.“ Vicky sah, wie sich eine Träne aus Dominiques Auge löste. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte ihn in den Arm genommen.
    „Hat ihre Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen?“, fragte Leo.
    „Ja. Aber es war irgendwie komisch. Isa wollte auf keinen Fall darüber reden, sie hat mir diesen Brief nicht gezeigt. Sie stand komplett neben sich, als sie den Abschiedsbrief ihrer Mutter bekam, war wie vor den Kopf geschlagen. Ich grüble bis heute, was der Grund dafür gewesen sein mag, denn so kannte ich Isa gar nicht. Wir haben über alles geredet, ich dachte immer, wir hätten keine Geheimnisse voreinander. Im Juni wollten wir heiraten. Alles war bereits geplant, die Einladungen an unsere Gäste waren herausgeschickt, die Hotels gebucht, wir wollten groß feiern im Loire-Schlösschen meiner

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