Das 5. Gebot (German Edition)
Zimmer inspiziert. „Ich denke, du nimmst das große Schlafzimmer“, sagte er.
Vicky war es gleichgültig, sie wollte nicht schlafen. Sie wollte George anrufen und ihm sagen, wo sie war, und sie wollte diesen Detektiv aufsuchen. Das war das Wichtigste. Aber sie sah ein, dass Dominique schlafen musste, den sie die ganze Strecke hatte alleine fahren lassen, während sie unter ihren Tränen in einen unruhigen Schlaf weggedämmert war.
Der Zimmerservice klopfte und brachte das Frühstück. Vicky hatte keinen Hunger, aber eine Tasse Kaffee tat ihr jetzt gut. Dominique schlief beim Essen fast ein. Sie befahl ihm, ins Bett zu gehen.
„Nur, wenn du versprichst, dich aus diesem Hotel nicht wegzubewegen“, antwortete er gähnend.
Sie würde ihm alles versprechen, Hauptsache sie konnte jetzt alleine sein. Denn das war es, wonach sie sich am meisten sehnte. Seit Lyon, seit Leo, oh Gott, wie lange war das jetzt her? Sie musste so viele Dinge tun, Ian anrufen ... Vicky stürzte den Kaffee herunter und verabschiedete sich ins Bad. Sie hatte keine Wäsche dabei, nichts zum Wechseln, egal, sie würde sich jetzt ein heißes Bad einlaufen lassen und ihre Wunden lecken.
52. Schlachtensee
„Ja“, bellte der Alte ins Telefon. Es war sieben Uhr morgens, er hatte nicht eine Stunde geschlafen. Sie waren alle bei ihm gewesen. Seine Mädchen. Alle tot. Bis auf eine. Manuela. Vicky. Er sehnte sich danach, ihr die Kräusellocken aus dem eifrigen Gesichtchen zu streichen. Er sehnte sich nach ihrem Lächeln, diesem Lächeln aus einer anderen Welt. Neumann war am Apparat. Auf ihn war Verlass.
„Ich melde Vollzug“, sagte Neumann.
„Rede!“
Neumann breitete seinen Plan aus. Gerhard Grunwald nickte beifällig mit dem Kopf. Ja, das war ein echter Neumann. Dafür schätzte er seinen alten Sicherheitschef. Dafür und dafür, dass dieser ihn niemals verraten würde. Nur über seine Leiche. „Das wird funktionieren“, sagte er zufrieden. „Aber sei schnell.“
„Ich erreiche den Ehemann nicht.“
„Was zum Teufel …“
„Er geht einfach nicht ans Telefon.“
„Ich muss jetzt auflegen. Wir machen es wie abgesprochen.“ Verflucht. Die Truppen mussten zusammenstehen. Wieso meldete der Junge nicht Vollzug? Wieso hatte der nicht angerufen, nachdem er nach Hause gefahren war? Das hatten sie schließlich so abgesprochen. Dabei war ihm der Junge eigentlich ganz sympathisch gewesen, ein bisschen verweichlicht vielleicht, aber nichts, was man nicht richten konnte. Das würde sich auswachsen. Später. Seine Vicky hatte eine gute Wahl getroffen. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, er musste aufpassen, dass er bei dem Tempo noch mitkam. Ihm blieb jetzt nur noch zu warten. Neumann würde sich wieder melden. Dann würden sie Gewissheit haben. Er drückte die Neun auf seinem Handy, auf dem er die Nummer von George gespeichert hatte. Niemand ging ans Telefon, er ließ es lange klingeln, obwohl er nicht auf die Mailbox sprechen wollte. Herrgott, spinnt der denn, dachte er. Wieso ging George nicht ans Telefon? Das würde alles verdammt knapp werden. Er hörte, wie Frau Birkholz unten die Tür aufschloss.
53. Berlin-Mitte
Nachdem Vicky lange gebadet hatte, fühlte sie sich ein wenig besser. Sie hatte sich auf das Bett in ihrem Hotelzimmer gelegt. Es war Zeit, George zu sagen, wo sie war. Im Nebenzimmer schlief Dominique. Er war todmüde gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vicky war viel zu aufgeregt, um jetzt noch schlafen zu können. Sie wollte so schnell wie möglich zu George, endlich, sie fühlte sich seit Tagen, als ob ihr jemand einen Teil ihres Körpers amputiert hätte.
Sie fand die Nummer von seinem neuen iPhone in ihrem Handy. Es war spät genug, sie konnte ihn jetzt ruhig wecken. Sie wählte die Nummer. Nichts. Die Mailbox sprang an. „Guten Morgen, Murmeltier, hier ist deine Frau. Bitte ruf mich an.“
Eigentlich wollte sie ihm noch sagen, dass sie im Hyatt am Potsdamer Platz war. Aber das unterließ sie angesichts all der blöden Erfahrungen der letzten Tage. Wer weiß, vielleicht hatte wieder jemand Georges Telefon. Sie durfte nicht schon wieder eine Spur legen. Denn wieso nahm George nicht ab?
Wenn er schlief, würde er sie anrufen, sobald er wach war. Wo war er? In welches Hotel würde er gehen? Wahrscheinlich ins Interconti, da waren sie in der Anfangszeit gewesen, damals, als sie in Berlin eine Wohnung gesucht hatten. Sie rief beim Portier an und bat, dass eine Verbindung zum Hotel Interconti
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