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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Es war erst sieben Uhr, und Reggie war erschöpft. Die Pizza war die erste feste Nahrung, die sie den ganzen Tag zu sich genommen hatte, und sie fing an sich zu fragen, ob das die beste Wahl gewesen war.
    Reggie hatte angeboten zu kochen, nur um feststellen zu müssen, dass der Kühlschrank leer war, bis auf fettarme Milch, Margarine, ein paar schlaffe Möhren und ein Tiefkühlfach voller Maccaroni-und-Käse-Fertiggerichte. »Morgen früh werde ich als Erstes einkaufen gehen«, hatte Reggie gesagt.
    Die im Haus lebende Krankenpflegerin, die Lorraine angestellt hatte, sollte jede Minute eintreffen.
    Reggie war, was die Fähigkeit ihrer Tante betraf, jemand Qualifiziertes einzustellen, sehr skeptisch gewesen. »Hast du sie über eine Dienstleistungsfirma gefunden?«
    Lorraine lächelte knapp. »Sie ist eine Bekannte.«
    »Aber sie hat Erfahrung, richtig?«, drängte Reggie. »Du hast nach ihrem Lebenslauf und ihren Referenzen gefragt?«
    »Sie ist eine staatlich geprüfte Krankenpflegerin mit Hospizerfahrung. Und was noch wichtiger ist: Sie ist jemand, dem wir vertrauen können.«
    Reggie stellte sich eine der unansehnlichen alten Frauen vor, die Lorraine über ihre Arbeit beim Verein für Heimatpflege kannte und die vermutlich seit fünfzehn Jahren nicht mehr gearbeitet hatte. Es konnte nicht schaden, auch andere Alternativen in Betracht zu ziehen.
    Doch sie hatte beinahe eine Stunde telefoniert, mit Medic-Aid, dem Heimpflege-Gesundheitsdienst und Hospizservice des Bezirks, und einer privaten Pflegeagentur. Letzten Endes war sie nicht in der Lage gewesen, jemanden zu finden, der sofort anfangen konnte. Es gab alle Arten von Problemen damit, dass Vera keine Einwohnerin von Connecticut war, und Reggie musste einwilligen, es mit der Kandidatin ihrer Tante zu versuchen. Sie würde sie treffen, nach ihren Referenzen fragen und sobald wie möglich andere Vorkehrungen treffen, falls es nötig sein sollte.
    Es klingelte an der Tür, und Lorraine sprang aufgeregt auf. »Sie ist hier. Ich werde sie hereinführen.«
    Reggie blieb im Schlafzimmer, zog ihr Telefon hervor, um zu sehen, ob sie Nachrichten hatte. Da war eine von Len. Reggie lächelte, als sie sie abhörte: »Hey. Ich rufe nur an, um zu erfahren, wie es in Worcester läuft. Ich vermisse dich. Ruf mich an, wenn du wieder in der Stadt bist.«
    Die Wahrheit war, dass sie ihn ebenfalls vermisste. Sie wünschte, sie könnte ihn anrufen, ihm alles erzählen, was ihr heute widerfahren war. Bald, versprach sie sich. Wenn sie die Dinge besser im Griff hatte. Wenn die Sache mit der Krankenpflegerin erst einmal in Ordnung gebracht war, dann würde Reggie vielleicht für ein paar Tage zurück nach Hause fahren, um ein wenig Arbeit nachzuholen und Len zu sehen.
    Reggie steckte das Telefon zurück in ihre Tasche und nahm sich ein weiteres Stück.
    »Gute Pizza, oder, Mom?«
    Vera sagte nichts, nahm aber einen weiteren Bissen.
    »Wem mache ich was vor? Sie ist Scheiße. Aber alles ist besser als Krankenhausessen. Und womit auch immer sie dich im Asyl gefüttert haben. Hast du dort im Asyl Mahlzeiten bekommen? Oder musstest du anderswo hingehen? Zu einer Suppenküche oder so was?«
    Ihre Mutter lächelte. »Schwester Dolores hat dafür gesorgt, dass ich genug zu essen bekam. Dienstags Schinken. Freitags Fisch. Lernen und putzen und dienen.«
    Reggie stellte ihren Teller ab. »Schwester Dolores also? Hat sie im Asyl gearbeitet?«
    Was zur Hölle war Lernen und putzen und dienen? Es kam Reggie in den Sinn, dass sie die Sozialarbeiterin mit Brokkoli zwischen den Zähnen nach ein paar weiteren Einzelheiten darüber hätte fragen sollen, woher ihre Mutter gekommen war. Reggie hatte Carolyn Wheelers Karte in ihrer Tasche – sie würde sie am nächsten Morgen anrufen.
    »Regina?«, sagte Lorraine von der Türöffnung. »Alles in Ordnung?«
    »Wunderbar«, sagte Reggie und setzte ein falsches nettes Lächeln auf, während sie sich darauf vorbereitete, die schwerfällige alte Krankenpflegerin zu treffen, die sie durch den Flur auf sie zu schlurfen hören konnte. Reggie sah eine Frau in einer altmodischen Krankenschwesterntracht vor sich, vervollständigt von einer kleinen weißen Haube. Mit weißen, klobigen Schuhen vielleicht, mit orthopädischen Einlagen und Stützstrümpfen.
    Hinter Lorraine erschien eine Gestalt im Türeingang, die weder alt war, noch irgendetwas anhatte, das einer Krankenschwesterntracht ähnelte. Sie trug Jeans, kniehohe Motorradstiefel und ein Jackson-Brown-T-Shirt

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