Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
sonderbar, oder?«
Im Hotel wurde es immer lebhafter. Vom Fenster aus konnten Svetlana und Torge beobachten, wie ein Bilderberger nach dem anderen vorfuhr, die meisten im Taxi, andere ließen sich mit irgendwelchen Fahrdiensten herbringen. Alle waren sie bemüht, mit möglichst wenig Aufsehen anzukommen. Einen roten Teppich gab es nicht und auch keinen Hoteldiener, der jedem die Fahrzeugtür aufhielt. Selbst die Fahrer waren angewiesen, im Auto sitzenzu bleiben. Man tat alles, um keine Schaulustigen anzulocken. Die wenigen, die sich allein durch die Absperrung anlocken ließen, wurden diskret aber bestimmend von den Eurogendfor-Polizisten zurückgewiesen.
»Gibt es etwas Ungewöhnliches?«, fragte der Direktor die Empfangsdame an der Rezeption, nachdem er sich eine halbe Stunde in sein Büro zurückgezogen hatte.
»Ungewöhnlich ist heute wohl alles. Aber ich kann Sie beruhigen, es gibt keinen Grund zur Besorgnis.«
Die Nervosität hatte sich kein bisschen gelegt. Der Direktor war die Unruhe in Person, weshalb es die Empfangsdame lieber gesehen hätte, wenn er in seinem Arbeitszimmer geblieben wäre.
»Wirklich nichts von der Weißen Rose gehört oder gesehen?«, wollte er wissen.
»Es ist wirklich alles in Ordnung, Herr Direktor. Keine fremden Menschen, die hier nicht hergehören, keine Frau hat wieder eine Rose abgegeben, es läuft alles perfekt. Sie sehen bestimmt nur Gespenster, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Übermorgen ist alles vorbei und nichts wird passiert sein.«
»Ihr Gemüt möchte ich haben«, sagte der Manager, »ich glaube das erst, wenn es wirklich vorbei ist.«
»Sie machen sich zu viele Gedanken. Lassen Sie sich durch diese Rosen nicht verunsichern. Das waren bestimmt nur leere Drohungen. Was soll denn bei diesem Polizeiaufgebot passieren? Die Leute von der Weißen Rose kommen hier doch gar nicht mehr rein.«
»So wird es sein. Ich gehe wieder in mein Büro. Sie wissen, wo Sie sich mich finden.«
»Natürlich«, sagte sie und dachte, dass sie ihn so schnellnicht benötigen würde. Es gab nichts, was sie nicht alleine in den Griff bekäme, vielleicht sogar besser als mit ihm.
Svetlana hatte vereinbart, eine halbe Stunde vor Konferenzbeginn eine Mikro-Headset-Anlage aufzusetzen. Sie drückte einen Ohrhörer in ihr Ohr und befestigte ein kleines, kaum sichtbares Mikrofon. Torge tat das gleiche.
»Pascal, Lars, könnt ihr mich hören?«, fragte sie leise, nachdem sie das Mikrofon eingeschaltet hatte.
»Laut und deutlich«, hörte sie Pascal antworten.
»Ist bei euch alles okay?«
»Alles bestens«, antwortete Lars. Die beiden anderen bestätigten ebenfalls, dass die Verbindung klar und deutlich sei.
Keiner von ihnen war bislang irgendjemanden aufgefallen. Svetlana stellte sich gerade amüsiert vor, wie die Polizisten der Eurogendfor nach ihnen Ausschau hielten, während sie sich längst im Hotel befanden. Allein die Tatsache, einem der Polizisten Auge in Auge gegenübergestanden und sogar mit ihm gesprochen zu haben, bereitete ihr eine innerliche Freude. Sie wünschte, Floyd könnte es miterleben. Die Weiße Rose war ins Zentrum der Macht eingedrungen und keiner hatte es bemerkt.
Der große Konferenzraum im ersten Obergeschoss füllte sich. Fast alle Mitglieder der Bilderberger-Gruppe waren eingetroffen und nun dabei, ihre festgelegten Plätze einzunehmen. Die Tische waren entsprechend der strukturellen Ordnung des Clubs leicht kreisförmig in vier Reihen angeordnet. An der Stirnseite, den Kreisen zugewandt, befanden sich drei Plätze, die den sogenannten inneren Kreis bildeten. Sie waren dem Chairman und seinen zwei Generalsekretären
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