Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Form noch nie gekannt hatte. Sie dachte an Floyd und an Celine. Am liebsten hätte sie sich für all seine Taten persönlich an ihm gerächt. Dass sie nur widerwillig mit ihm telefonierte und zur Sendung einlud, war ihr anzumerken. Natürlich sagte er zu und bedankte sich in seiner diabolischen Art. Es wäre ihm eine Ehre, mit der Weißen Rose gemeinsam vor die Kamera zu treten, waren seine Worte. Der Hass in Svetlana kannte keine Grenzen mehr.
»Irgendwann bringe ich diesen Menschen um«, sagte Svetlana, als sie das Gespräch beendete. Torge legte seine Hand auf ihre Schulter. Er ahnte, wie schwer es für sie sein musste, diesem Menschen wieder gegenüberstehen zu müssen.
»Geht es dir gut?«, fragte Torge besorgt.
»Alles bestens«, antwortete sie, dachte jedoch das Gegenteil.
»Noch können wir die Sendung absagen«, meinte Torge, der sich um Svetlana sorgte. Sie war nach dem Telefongespräch in sich gekehrt, wie man es von ihr gar nicht gewöhnt war.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte sie, was jedoch nicht wirklich überzeugend klang. Es sah so aus, als ob sie ihre Euphorie verloren hatte. Zumindest für den Moment schien es, als wäre ihr alles zu viel geworden. Wie sollte es auch anders sein, wenn man vom Jäger zum Gejagten wird. Und jeder, der beteiligt war und Insiderwissen hatte, wusste, dass eine ganze Menge passieren konnte.
»Ich spüre geradezu, dass Grabowski etwas mit Floyds Ermordung zu tun hat«, stöhnte sie.
»Es gibt aber keine Beweise«, wandte Kaspar ein.
»Und deshalb wird er für immer auf freiem Fuß bleiben«, schob Svetlana hinterher und kämpfte mit Tränen. Es brach ihr das Herz, dass Floyds Ermordung ungesühnt bleiben würde.
»Am Ende siegt immer die Gerechtigkeit«, sagte Anastasija und lächelte Svetlana an. Was sie damit meinte, ahnte niemand.
25
Am nächsten Morgen, etwa zehn Stunden vor Beginn der Fernsehsendung, ließen sich Hauke Kaspar und Svetlana von Maurice in eine finstere Gegend führen, die in einem Stadtteil lag, welches nicht gerade das beste Ansehen genoss. Eigentlich war es passend, ausgerechnet dort einen Hacker anzutreffen, der schon in die verschiedensten Netze eingedrungen war, die angeblich als absolut zugriffssicher galten.
Die kleine Wohnung lag in einem der Obergeschosse eines Hochhauses. Als sie aus dem Fahrstuhl stiegen, fühlte sich Svetlana beobachtet. Wahrscheinlich stand jemand hinter seiner Wohnungstür und beobachtete sie durch den Türspion. Das ganze Aussehen dieses Hausflures erinnerte stark an typische Plattenbauten aus dem früheren Ostdeutschland. Von irgendwoher drang Kindergeschrei durch das Treppenhaus, begleitet vom ebenso lauten Gebrüll einer Mutter.
Der junge Mann, der ihnen die Tür öffnete, war hager, hatte tiefe Augenringe und eine sehr blasse Gesichtsfarbe. Alles Anzeichen dafür, dass er die meisten Stunden des Tages vor seinem Computer verbrachte. Svetlana versuchte, anhand seiner Pupillen zu beurteilen, ob er womöglich Drogen nahm.
Die Wohnung des Hartz-IV-Empfängers war unaufgeräumt. Von seinem Sofa, dass mindestens zwei Jahrzehnte alt sein musste, räumte er diverse Dinge herunter, damitsich seine Gäste setzen konnten. Die gesamte Einrichtung dieses Wohnzimmers, in das kaum Sonnenlicht eindrang, vermittelte den Eindruck, dass der Hacker in äußerster Armut lebte. Die einzigen Luxusgegenstände waren der moderne Computer, der auf dem Wohnzimmertisch stand, und ein Flachbildfernseher. Svetlana überlegte, wie viele Raten er wohl noch bezahlen müsse. Das ganze Ambiente war nicht sehr einladend und man sah Svetlana an, dass sie sich unwohl fühlte. Torge, Maurice und Kaspar ging es
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