Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
ganzen Flug über nachgedacht«, rechtfertigte er sich. »Floyd muss in irgendeine dumme Sache hineingeraten sein, mit Absicht oder unabsichtlich, wirwissen es nicht. Wo willst du ansetzen? Wir haben keinen Anhaltspunkt, außer dem Video. Aber das wird uns nicht viel weiterhelfen.«
»Vor unserem Abflug habe ich Floyds Computer untersucht. Zusammen mit dem, was ich in seinem Schreibtisch fand, haben wir meiner Meinung nach eine ganze Menge Anhaltspunkte.«
»Lass mich raten, du hast etwas gefunden, was mich wahrscheinlich bewogen hätte, nicht mit nach Moskau zu fliegen. Deshalb hast du mir nichts davon erzählt. Hab ich recht?«
Svetlana sah ihren Freund an und musste innerlich zugeben, dass er nicht ganz falsch lag.
»Auf was hab ich mich nur eingelassen?« Torge war fassungslos.
»Nun komm schon, gib doch zu, dass dich die ganze Sache auch interessiert. Wärst du sonst mit mir in die Pathologie eingebrochen?«
»Posaun es noch lauter aus, damit es alle mitbekommen. Erzähl mir lieber, was du herausgefunden hast.«
»Hast du schon einmal etwas von einer Weißen Rose gehört?«, fragte Svetlana sehr ernst, nachdem sie den letzten Schluck ihres Kaffees getrunken hatte.
Torge, der sich trotz seiner irischen Herkunft sehr gut in der deutschen Geschichte auskannte, musste nicht lange überlegen, bis ihm eine Widerstandsgruppe aus der Zeit des Nationalsozialismus einfiel, die sich so nannte.
»Willst du damit sagen, diese Gruppe existiert immer noch?«
»Natürlich nicht. Interessant ist aber, wofür die Weiße Rose heute noch steht: Zivilcourage und Widerstand, nicht nur im politischen Sinne, sondern im alltäglichen Leben.«
»Was hat das mit Floyd zu tun?«
»Auf seinem Computer habe ich Dokumente gefunden, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Widerstandskämpfer eine neue Weiße Rose gegründet haben.«
»Willst du damit sagen, Floyd hat sich anwerben lassen? Wenn er als Polizist Mitglied dieser Gruppe geworden ist, dann hatte er ein verdammtes Problem.«
»Er hat sich nicht anwerben lassen.«
»Na, dann ist ja alles in Ordnung.«
Svetlana sah Torge einen Moment wortlos an. »Er hat sich nicht anwerben lassen – er war der Gründer der Weißen Rose.«
»Du machst Witze«, fragte Torge, der nicht glauben konnte, was Svetlana sagte.
»Ich war nie so ernst.«
Für den Rest des Fluges sagte Torge kein Wort mehr. Er war völlig überfordert mit dem Gedanken, was Floyd dazu getrieben haben mochte, eine solche Widerstandsgruppe zu gründen. Er war Polizist und kein schlechter obendrein. Svetlana hatte die ganze Zeit recht, wenn sie sagte, Floyd würde ein Doppelleben führen. Doch bisher war es lediglich eine Vermutung, entstanden durch sein völlig untypisches und seltsames Verhalten.
Torge dachte über die historische Weiße Rose nach, die Anfang der 1940er Jahre von den Geschwistern Scholl gegründet worden war. Die Gruppe existierte gerade mal zwei Jahre. Gab es hier eine erste Parallele? Nach Floyds Tod, so nahm Torge an, würde die neue Weiße Rose möglicherweise nicht mehr weiter bestehen. Es sei denn, sie würden einen Nachfolger finden, der an Floyds Stelle die Führung dieser Widerstandskämpfer übernehmen würde. Doch wersollte das sein? Torge kannte ja nicht einmal die übrigen Mitglieder. Wie sollte er dann wissen, wer in Frage käme?
»Jetzt bist du schon wieder so still«, sagte Svetlana nach einer ganzen Weile. »Wir landen gleich.«
»Ich weiß. Mir geht diese Weiße Rose nicht mehr aus dem Kopf. Damals wurde sie gegründet, um der Diktatur Widerstand zu leisten. Das passt doch nicht mehr in die heutige Zeit. Weshalb hat Floyd ausgerechnet diesen Namen gewählt. Er muss sich doch etwas dabei gedacht haben.«
»Hat er auch, Torge, hat er auch.«
»Du weißt doch noch viel
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