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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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größeren Schwierigkeiten stecke, als ich dachte. Und Hunger habe ich auch.
    “Weißt du, wann es hier etwas zu essen gibt?”, frage ich. Das Rumoren in meinem Bauch kann ich nicht länger ignorieren.
    “
Alors
, du hast kein Recht auf normale Mahlzeiten,
ma chérie.
Nur Brot und Wasser. Aber ich habe dir etwas mitgebracht.” Er zieht Brot und Käse aus seinem langen Ärmel hervor und gibt es mir. Schnell schlinge ich alles in mich hinein, ohne dabei im Geringsten auf den Geschmack zu achten.
    “Was ist mit meinen Kleidern?” Ich ziehe an dem Faden, der mein Mieder zusammenhält, und drücke dabei mein Dekolleté so zusammen, dass meine Brüste darüber hervorquellen. Ein alter Trick, der aber niemals seine Wirkung verfehlt. Ein mächtiges Verlangen blitzt in seinen Augen auf, und sein Atem wird schneller. Unsere intensiven Blicke begegnen sich.
    “Nackt mag ich dich noch lieber”, lächelt er.
    “Das erstaunt mich nicht. Nach den Skizzen in deinem Atelier zu urteilen, scheint es eine Angewohnheit von dir zu sein, die Modelle auszuziehen.”
    “Eifersüchtig?”
    “Ja. Ich bin eifersüchtig auf jede Frau, die du geliebt hast. Für einen Mann in deinem Alter scheinst du mir ungewöhnlich erfahren zu sein …”
    Warum habe ich das gesagt?
Es ist ein Gedanke, der mir schon länger durch den Kopf geht, den ich aber nie in Worte fassen konnte. Bis jetzt. Aber wieso? Weil ich das Bedürfnis habe, zu reden, etwas zu sagen, egal was, das mich vergessen lässt, ohne ihn hier hinter diesen kalten Betonwänden eingesperrt zu sein.
    Plötzlich nimmt Paul mich in seine Arme und hält mich so fest an seine raue schwarze Robe gepresst, dass meine Brüste ganz flach gedrückt werden. “Ich bin in vielen Künsten bewandert,
ma chère
Autumn. Eines Tages werde ich dir meine Geschichte erzählen. Aber nicht jetzt.
Alors
, du bist so
aimantée
, so begehrenswert. Aber jetzt muss ich dich in Ruhe lassen, sonst kann ich mich nicht zurückhalten, dir die letzten Reste deiner Kleidung vom Leib zu reißen, und dich hier, auf dem kalten Fußboden, zu nehmen, mit meinem Schwanz vollkommen auszufüllen …”
    “Paul, bitte halt mich.” Ich lehne meinen Kopf gegen seine breite Schulter, zitternd und mich nach seiner Berührung verzehrend. Endlich legt er seinen Arm um mich und streichelt mein Haar. Seine Berührung ist wie eine magische Beschwörung, die mich tiefer in seine Welt zieht. Er versteht meine innersten sinnlichen Sehnsüchte, selbst die, deren Existenz ich mir noch nicht einmal selbst eingestanden habe.
    “Ich muss dich warnen, Autumn, St. Lazare ist ein gefährlicher Ort.” Er zittert, als ob sich jeder Muskel in höchster Anspannung befindet, um seine Leidenschaft zu unterdrücken.
    “Gefährlich?”
    “Ja. Leg dich niemals zum Schlafen hin, ohne mit einem Auge Wache zu halten. Die Frauen hier sind Diebe, Prostituierte und Mörderinnen. In ihrer Welt herrschen eigene Gesetze.”
    “Was hat das mit mir zu tun?”
    “Ich habe gesehen, was zwischen dir und Lillie vorgefallen ist. Sie wird niemals vergessen, wie du sie beleidigt hast. Auch wenn sie zu der gehobenen Klasse der Prostituierten zählt, kommt sie doch von der Straße. Wenn ihre Ehre gekränkt ist, gibt es für sie nur einen Weg, um sich zu rächen, und zwar mit Gewalt.”
    Mein Hirn rotiert. Gibt es denn in Paris keinen einzigen sicheren Ort? Nicht mal im Gefängnis?
    Die Tür öffnet sich einen Spalt, als jemand von draußen den Riegel entfernt. Ich schaue auf Paul und wünsche mir ein Zeichen von ihm, was jetzt zu tun sei. Paul gibt mir zu verstehen, dass ich mich wieder in die kniende Haltung begeben soll. Auch er nimmt hinter dem Beichtgitter seine Position ein und benimmt sich wie ein ganz normaler Priester.
    Die Wärterin tritt ein.
    “Hat die Gefangene ihre Beichte beendet, Vater?”
    Ich versteife mich und balle die Fäuste. Diesmal ist es eine andere Wärterin. Paul greift nach meiner Hand und schüttelt den Kopf. Es muss wohl die Frau sein, die er bestochen hat.
    “Bringt sie wieder fort.
Vite.
Schnell!”, ordnet Paul an und schüttelt zur Bekräftigung den Rosenkranz. “Ich habe jetzt keine Zeit mehr für dieses unverschämte Mädchen.”
    Die Wärterin spielt das Spiel mit und stößt mich aus dem Zimmer die Treppen hinunter. “Beeilt Euch, Mademoiselle.”
    Ich habe die Augen starr geradeaus gerichtet, aber ich könnte schwören, dass ich Paul heftig stöhnen höre, als ob ein starker Schmerz auf seiner Seele lastet. Dieses Geräusch

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